Wissen Sie, welche die „Internethauptstadt“ ist? Nein? Ist doch klar: Karlsruhe, das Silicon Valley am Rhein. Sie lachen? Scheinbar haben Sie keine Ahnung. Gar keine. Am Rhein steppt das Byte.

Wenn Sie das nicht glauben können, lesen Sie entschieden zu wenig Lokalzeitungen. Dort wird regelmäßig über neue Valleys berichtet, die irgendwo in der deutschen Provinz aufploppen. Vom Measurement Valley zum Beispiel in Göttingen, dessen Messtechnik die Welt in maßloses Staunen versetzt. Oder dem Cyber Valley in Stuttgart, wo gerade die Zukunft der künstlichen Intelligenz erfunden wird. Und natürlich Karlsruhe, dem Mekka der internationalen Tech-Szene.

DAS GRÜNDERSZENE-RANKING

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Wenn Politiker oder Lokaljournalisten ihre Heimatstädte beschreiben, gehen mit ihnen schnell mal die Pferde durch. Da wird aus ein paar Startups ein Cyber-Cluster, aus einem örtlichen Internet-Shop ein Amazon-Konkurrent und aus ein paar IT-Mittelständlern das nächste Silizium-Tal. Wem aber als erster die „Internethauptstadt Karlsruhe“ rausgerutscht ist, lässt sich nicht mehr rekonstruieren.

All das kann man belächeln – oder sich darüber amüsieren. Wir haben uns für beides entschieden und die Silicon Valleys Deutschlands zusammengetragen, die von Ministerpräsidenten, Zeitungen und hyperventilierenden Pressemitteilungen ausgerufen wurden. Hier sind die Nabel der Welt: Da gibt es die sprachliche Perle Silicon Sanssouci, die in Potsdam liegt und die man mit etwas bösem Willen als „Silikon ohne Sorgen“ übersetzen könnte. Wer auf einen Forschungsstandort der Brustimplantat-Industrie hofft, dürfte schwer enttäuscht werden. Auch hier dreht sich alles nur um das Eine: Code. Nicht weit davon entfernt, im Süden, vibriert das Silicon Saxony, oder wahlweise Saxony Valley, vor Energie-Startups. Dafür sind die Sachsen laut Süddeutscher Zeitung derzeit – neben disruptierenden, parteipolitischen Produkten – berühmt.

Die höchste Valley-Dichte weist indes der Rhein auf: Düsseldorf, Aachen, Mannheim und Bonn. Selbst Köln kühlt Server und überhitztes Risikokapital mit dem Wasser der Rheinrinne. Der Duft des Eau de Silicon Cologne: Gründer-Pheromone, mit einer Note Informatiker-Moschus.

Hanse Valley und Isar Valley am nördlichen und südlichen Ende der Republik zeigen hingegen wenig sprachliche Kreativität. Sie ziehen vor allem Mobilitäts-Gründer an, berichten seriöse Zeitungen. Im Süden ist zudem das Geschäft mit Kongressen und Messen ganz heiß im Kommen: Besonders Urologen und Diabetologen pilgern in Scharen ins Isar Valley, errötete der Münchner Merkur zuletzt vor Stolz.

Wir gratulieren.

Bild: Apple; Karte: Gründerszene / Michel Penke