In der Straßenbahn, an der Supermarktkasse, beim Arzt. Wer warten muss, holt das Smartphone aus der Tasche. Mehr als die Hälfte der Deutschen nutzt inzwischen das mobile Internet, wie aus dem sogenannten (N)Onliner Atlas 2015 hervorgeht. Demnach greifen fast 54 Prozent aller Befragten von unterwegs aufs Netz zu – das sind ähnlich viele wie im vergangenen Jahr. 2013 nutzten dagegen erst 40 Prozent ein Smartphone, um sich Informationen aus dem Internet zu beschaffen, 2012 waren es 20 Prozent.

Mit mehr als 30.000 Befragungen von über 14-Jährigen ist der (N)Onliner Atlas die umfassendste Untersuchung der Webnutzung in Deutschland. Die Internet-Lage der Nation wird seit 2001 erfasst. Die Zahlen für 2015 wurden jetzt von dem gemeinnützigen Verein Initiative D21 in Zusammenarbeit mit TNS Infratest in Berlin vorgestellt.

Deutliche Unterschiede bei der mobilen Internetnutzung gibt es der Studie zufolge zwischen den Geschlechtern. Während gut 58 Prozent der Männer mobil surfen, sind es bei den Frauen nur knapp 50 Prozent. Am aktivsten sind die Nutzer in der Altersgruppe der 14- bis 29-Jährigen, von denen etwa 85 Prozent im mobilen Internet unterwegs sind. Mit zunehmendem Alter sinkt die mobile Internetnutzung stark: Bei den 50- bis 59-Jährigen ist es nicht einmal mehr jeder Zweite, bei Menschen über 70 Jahren sind es nur noch knapp 14 Prozent.

PC-Nutzung geht zurück

Die starke Zunahme der mobilen Internetnutzung wird von sinkenden Kosten und der steigenden Verbreitung mobiler Geräte getrieben. Während die Nutzung von Computern innerhalb eines Jahres von 62 auf 60 Prozent zurückgegangen ist, stieg die Smartphone-Nutzung in den vergangenen zwölf Monaten von 53 Prozent auf 60 Prozent an. Auch hier hat das Alter einen starken Einfluss. 93 Prozent aller 14- bis 19-Jährigen haben inzwischen ein Smartphone.

Tablet-PCs werden heute von 35 Prozent aller Deutschen genutzt, vor zwei Jahren waren es lediglich 13 Prozent. Wirkliche Bewegung gibt es der Studie zufolge derzeit nur noch im mobilen Internet. Denn insgesamt legt die Internetnutzung in Deutschland kaum noch zu. Derzeit nutzen 77,6 Prozent aller Befragten das Internet, weniger als ein Prozentpunkt mehr als im vergangenen Jahr. Schon seit dem Jahr 2011 hat sich das Wachstum erheblich verlangsamt.

Die grundlegenden Trends sind gleich geblieben: Frauen, Ältere, Personen mit geringerem Bildungsabschluss oder ohne Arbeit, Geringverdiener und Menschen, die in sehr kleinen Ortschaften leben, sind weniger im Internet unterwegs.

Stadtstaaten bei der Nutzung vorn

Die Zahl der Breitbandnutzer ist auf rund 60 Prozent gestiegen, Schmalbandnutzer werden immer weniger. Nach wie vor gehen die meisten Breitbandnutzer über DSL-Zugänge online (37,1 Prozent). An zweiter Stelle folgen TV-Kabelanschlüsse mit 13,5 Prozent. Im vergangenen Jahr waren es hier noch 11,6 Prozent. 8,5 Prozent der Breitbandnutzer gehen über das Mobilfunknetz online.

Auch regional ist die Internetnutzung in Deutschland unterschiedlich ausgeprägt. In den Stadtstaaten sind die Menschen besonders viel im Netz unterwegs. Hamburg steht hier mit 84,3 Prozent an erster Stelle, gefolgt von Berlin und Bremen – wie im vergangenen Jahr auch. Schleswig-Holstein hat sich jedoch im vergangenen Jahr von Platz 9 auf Platz 4 vorgearbeitet. Die Schlusslichter bilden nach wie vor Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg.

Legt man die Breitbandnutzung zugrunde, übernimmt Berlin die Führung mit fast 67 Prozent der Nutzer, Bremen und Hamburg folgen mit 62,6 Prozent. In Sachsen-Anhalt ist die Breitbandnutzung mit 52,3 Prozent am schwächsten.

Suche nach Informationen treibt Nutzer ins Netz

Doch was machen die Menschen eigentlich die ganze Zeit im Internet? Laut der Studie geht es den meisten um Informationsbeschaffung – und zwar über alle Altersgruppen hinweg.

Die Altersunterschiede offenbaren sich an anderer Stelle: Mehr als 70 Prozent der 30- bis 49-Jährigen kaufen im Internet ein. In der Gruppe der über 65-Jährigen ist es nicht einmal jeder Zweite. Bei den 14- bis 29-Jährigen hingegen ist die Nutzung sozialer Netzwerke wie Facebook oder Xing sowie von Messenger-Diensten wie WhatsApp mit fast 90 Prozent besonders ausgeprägt. Sie nutzen auch Film- und Musik-Streamingdienste wie Spotify oder Netflix mit 38 Prozent besonders häufig.

Die Deutschen kaufen jedoch nicht nur im Internet ein, sie verkaufen auch. 39 Prozent der befragten Internetnutzer sind der Studie zufolge bereits neue oder gebrauchte Waren im Netz losgeworden. Der Verkauf von Dienstleistungen, wie beispielsweise Übernachtungsmöglichkeiten bei AirBnB, steckt mit zwei Prozent dagegen noch in den Kinderschuhen. Dabei wäre die Nachfrage durchaus da: Fast 30 Prozent buchen über das Netz angebotene private Unterkünfte.

Übrigens: Acht von zehn Internetnutzern haben sich schon einmal dafür entschieden, ein Offlineangebot dem im Internet vorzuziehen, heißt es in der Studie. Reisen werden unter den angebotenen Dienstleistungen am häufigsten im Internet gebucht, dicht gefolgt von Essenslieferungen. Nur jeder Zehnte hat dagegen schon einmal ein Carsharing-Angebot wahrgenommen.

Internetkriminalität und Datenmissbrauch sind häufig

Trotz der enormen Vielfalt an Möglichkeiten: Die Erfahrungen der Nutzer im Internet sind nicht immer positiv. Fast jeder vierte Befragte ist nach eigenen Angaben schon einmal Opfer von Internetkriminalität oder Datenmissbrauch geworden. Fünf Prozent der Onliner haben bereits Bekanntschaft mit Cybermobbing gemacht. Vor allem jüngere Nutzer zwischen 14 und 29 Jahren sind mit elf Prozent von den Lästereien im Netz betroffen. Bei den über 50-Jährigen kommt das dagegen so gut wie gar nicht vor.

Mehr als ein Fünftel der arbeitenden Bevölkerung nutzt der Studie zufolge die Möglichkeit, von zu Hause aus oder mobil zu arbeiten. Die gleichzeitige Betreuung von Kindern ist für das Homeoffice aber offenbar kein Kriterium, denn der Anteil der Nutzer mit und ohne Kinder ist hier in etwa gleich groß. Insgesamt ist jedoch nur jeder Dritte der Meinung, dass die Digitalisierung die persönlichen Arbeitsbedingungen verbessert hat.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Die Welt.

Bilder: Die Welt