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Deutschland liebt seine Gratiskultur. Das gilt auch für kostenlose Internetverbindungen. Nutzer finden sie so attraktiv, dass sie alle Vorsicht außer Acht lassen. Das ist das Ergebnis einer großen Konsumentenstudie des Sicherheitsspezialisten Symantec. Für den „Norton Wifi Risk Report“ wurden mehr als 15.000 Nutzer in 15 Ländern befragt – mit alarmierenden Ergebnissen.

„Es besteht ein großer Unterschied zwischen dem, was die meisten Leute beim Surfen in öffentlichen WLAN-Netzen als sicher empfinden, und der Realität“, sagt Nick Shaw, Vice President und General Manager bei Norton von Symantec.

Was die Nutzer für geschützt und privat auf ihrem persönlichen Gerät hielten, sei über unsichere WLAN-Netzwerke oder mithilfe von Schwachstellen in Apps leicht für Hacker einseh- und abgreifbar.

Offenbar können viele Nutzer nicht erkennen, ob ein öffentliches WLAN sicher oder unsicher ist – oder es ist ihnen egal. Fast die Hälfte aller Befragten glaubt, dass ihre persönlichen Informationen bei der Nutzung von öffentlichen WLAN-Netzen sicher sind.

Öffentliche Hotspots sind wichtig für Urlauber

Dabei ist es für Hacker leicht, Geräte anzugreifen, wenn sie sich in einem gemeinsamen ungeschützten WLAN befinden. Kriminelle bieten auch ihr eigenes WLAN ein, mit dem sich dann ihre Opfer verbinden. Leichter kann man es ihnen nicht machen. Mit speziellen Programmen können sie dann jede Kommunikation mitlesen, die über diese Netze laufen.

Internetnutzer können es gar nicht abwarten, sich mit einem öffentlichen Netz zu verbinden. Jeder dritte Befragte in Deutschland wartet höchstens einige wenige Minuten, bevor er sich mit dem WLAN im Hotel, bei Freunden oder im Café verbindet. 13 Prozent der Deutschen haben das sogar schon ohne die vorherige Erlaubnis des Betreibers des Hotspots gemacht.

Vor einigen Nutzern sind sogar verschlüsselte Netze nicht sicher. Jeder 20. Befragte habe darüber hinaus sogar ein Passwort erraten oder gehackt, um sich Zugang zu verschaffen.

Für die Reiseplanung werden öffentliche Hotspots immer wichtiger. So nennen drei Viertel der Befragten ein solches Netz als entscheidendes Kriterium bei der Buchung eines Hotels oder einer Unterkunft. Selbst bei der Wahl des Transportmittels achten 40 Prozent darauf, auf diese Art auch online gehen zu können. Jeder Dritte findet es wichtig, sich auch im Restaurant mit einem öffentlichen WLAN verbinden zu können.

Jeder Achte nutzt „nicht jugendfreie Inhalte“

Fast jeder Zweite nannte den Zugang zu Kartendiensten für die Navigation als einen der wichtigsten Gründe, sich mit einem WLAN zu verbinden. Oft bewegen sich die Nutzer weitestgehend unbekümmert in diesen Netzen und geben ihre Gewohnheiten preis. So nutzt jeder achte Befragte „nicht jugendfreie Inhalte“ in öffentlichen WLAN-Hotspots, was in den meisten Fällen Pornofilme sein dürften.

Das geschieht der Befragung zufolge zu 38 Prozent in Hotels oder anderen Unterkünften, zu 30 Prozent bei Freunden und immerhin noch zu 28 Prozent im Café oder Restaurant. Fast jeder vierte Befragte nutzt diese Inhalte bei der Arbeit.

Doch viele Nutzer geben noch sensiblere Daten in öffentlichen Internet-Hotspots preis. So loggen sich dort gut die Hälfte der Nutzer in ihre privaten E-Mail-Konten ein. Immerhin jeder siebte Befragte erledigt in öffentlichen Hotspots sein Online-Banking. Hier sind die Deutschen offenbar vorsichtiger als andere, denn in den 15 Ländern ist es im Durchschnitte jeder Vierte, der Bankgeschäfte online in öffentlichen Hotspots abwickelt.

Störerhaftung für Anbieter endlich abgeschafft

Experten raten daher zur Vorsicht und empfehlen den Einsatz einer VPN-Software, die den Transportweg der Daten verschlüsselt. Auch sollten Nutzer darauf achten, dass sie auf gesicherte Webseiten zugreifen, deren Adresse mit einem „https://“ beginnt.

Bislang hinkte Deutschland im internationalen Vergleich beim Angebot öffentlicher WLAN-Hotspots hinterher. Betreiber mussten befürchten, zur Rechenschaft gezogen zu werden, wenn Nutzer illegale Inhalte über die Verbindungen transportierten. Diese Störerhaftung für Anbieter ist nun in Deutschland abgeschafft worden.

Wer nun einen öffentlichen Zugang anbietet, muss nicht mehr dafür haften, wenn Nutzer darüber illegal Filme oder Musik herunterladen. Anbieter müssen ihre Hotspots aber auch nicht verschlüsseln, was wiederum die Unsicherheit der Netze fördern dürfte. Umso mehr sollten sich Nutzer selber schützen, raten Experten.

Dieser Text erschien zuerst in der Welt.

Bild: Gettyimages/Christoph Hetzmannseder