spotify
spotify 60 Millionen Menschen nutzen Spotify. Aber wer steckt eigentlich hinter den Playlisten?

Drei Menschen. Drei Playlisten. Drei Geschichten. Der Streaming-Dienst Spotify lebt von Playlisten. Viele erstellen die Mitarbeiter des Konzerns selbst. Die anderen pflegen Privatpersonen in ihrer Freizeit. Drei deutsche Spotify-Nutzer, die mit Ihren Listen mehrere Tausend Menschen begeistern, werden in diesem Artikel vorgestellt.

Songpicker: Für ihn bedeutet Musik alles


Bis zu zehn Stunden investiert Holger Christoph jede Woche in seine Playliste. Unter dem Namen Songpickr gibt er seinen 90.000 Abonnenten einen sehr persönlichen Einblick in seinen Musikgeschmack. „Musik ist mein Leben“, sagt der 39-Jährige, dem es gelungen ist, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Wochentags vertritt er das Musik-Label Universal im Bereich digitaler Vertrieb. Zu Hause sucht er unbekannte kleine Künstler aus Rock, Indie, Alternative und die besten Songs aus Singer-Songwriter, Folk, Americana und Soul. Sampler erstellt der Wahl-Berliner bereits seit seiner Kindheit. Mixed-Tapes auf Kassette, CD und später als iTunes-Listen – das Medium änderte sich oft, doch die Arbeit blieb dieselbe. „In der Schule“, erzählt er, „hatten wir sogar Klassencharts.“ Viele Jahre waren seine Listen nur für einen privaten Kreis zugänglich, jetzt können User auf der ganzen Welt seiner Musikauswahl folgen.

Für den Musikliebhaber, der seit März 2012 seine Liste pflegt, ist vor allem eines wichtig: Seine Playlisten müssen einen bestimmten Sound haben. „Ob Zufallsmodus oder der Reihe nach, alles muss zusammenpassen“, erklärt er. Songs, die den Fluss der Musik unterbrechen, vermeidet er. Damit er keine musikalischen Schätze verpasst, folgt er vielen Listen, liest Musikzeitschriften und Blogs. Im Alltag hört er aber ausschließlich seine eigenen Sammlungen. Deswegen ist der Anspruch hoch: „Es gibt mehr gute Musik als jemals zuvor und es ist schwierig, alles zu finden. Aber ich behaupte: Wer meiner Liste folgt, der verpasst in diesen Genres nix!“

Fe Lix: Seine Fitness-Playlist ist 8.500 Euro wert


Musik und Sport gehören für Felix Quartier zusammen. Er betreut eine Workout-Playlist, der mehr als 106.000 Personen folgen. Seit 2012 wächst die Liste, die den 24-Jährigen beim Sport begleitet. Neue Songs fügt er nur hinzu, wenn er ganz sicher ist, dass es passt. „Ich stelle mir, während ich ein Lied höre, immer vor, wie ich dazu eine Hantel hebe“, sagt er. Erst wenn er sicher ist, dass die Musik genug Kraft zum Trainieren vermittelt, der Bass stark genug ist, darf der Song in die Liste. Seine Fitness-Sammlung ist mit ihren 245 Liedern fast fertig. Mehr als 14 Stunden Musik zwischen Indie, HipHop und Punk sammelte Quartier hier in einer für ihn perfekten Reihenfolge zum Trainieren.

Während seiner Bundeswehrzeit begann er die Liste zu pflegen, machte sie öffentlich und fand Fans. Warum die Workout-Liste so erfolgreich ist, kann er sich nicht erklären. Aber er freut sich, wenn seine Hörer Spaß an der Musik haben. Häufig bekommt der Auszubildende aus Bremen Zuschriften. Komplimente von Hörern, Songempfehlungen von Managern und Bands oder auch Kaufangebote. Drei Mal bekam er schon Anfragen, ob er seine Musiksammlung verkaufen möchte. Das Maximalgebot? 8.500 Euro. Quartier lehnte ab. Es ist seine Liste, sein Musik-Geschmack, der steht nicht zum Verkauf.

Lutz Bechauf: Ein Sherlock-Holmes-Fan an der Spitze


Deutsche lieben Hörbücher. Das liegt daran, dass die Kultur der vorgelesenen Krimis und Romane bereits in der Kindheit eine große Rolle spielt. „Bibi Blocksberg oder TKKG“, erklärt Spotify-Sprecher Marcel Grobe, „gibt es in den USA so ausgeprägt gar nicht.“ Es überrascht also nicht, dass auch eine Hörbuch-Auswahl den Weg in die Top Ten der privaten Spotify-Listen fand. Lutz Bechauf heißt der Mann, dem dieses Kunststück gelungen ist. Der 57-jährige ist ein untypischer Spotify-Nutzer. Die Hauptzielgruppe des Streaming-Dienstes in Deutschland ist unter 25 Jahren alt. Damit sind die Nutzer in Deutschland die jüngsten weltweit. Mit seiner Liebe zu den Büchern von Sherlock Holmes hat Bechauf es trotzdem an die Spitze geschafft. Fast 4.000 Menschen folgen seiner Zusammenstellung der 46 Kriminalfälle. Alle zwei Wochen überprüft er, ob neue Bücher online sind. Die Liste des bekennenden Fans pflegt sich fast alleine.

Bei den Geschichten, die er sich abends anhört, schaltet er ab, entspannt, taucht in andere Welten ab. Die Bücher von Arthur Conan Doyle waren mit die ersten, die er je gelesen hat. Damals noch in der Schule. Gerne hätte er eine vollständige Liste aller Romane im Netz, quasi ein digitales Abbild seines Bücherregals zu Hause. Online sortiert er aber aus. Einige der Hörbücher über den Schnüffler aus London sind ihm zu weit weg von den Originalen. Deswegen müssen die draußen bleiben.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Computer Bild.

Bild: Namensnennung Bestimmte Rechte vorbehalten von Sorosh