Knochenbrühe
Knochenbrühe Becher Brühe gefällig? Hilft gegen alles. Konrad Kaspar Knops von Bone Brox serviert.

Man kann die Höhle der Löwen auch anders sehen: als TV-Show mit bissiger Gesellschaftskritik. Denn am Anfang eines jeden Unternehmens steht ein „Need“. Ein ungestilltes Verlangen nach einem Produkt, das das Leben verbessern kann. Die Frage, die die TV-Show Höhle der Löwen unterschwellig stellt, ist: Was fehlt uns eigentlich ganz dringend in unserer Gesellschaft? Wer als Gründer diese Frage beantworten kann, dieses unausgesprochene Bedürfnis spezifizieren kann, hat eigentlich schon gewonnen. Steve Jobs hätte gute Chancen gehabt. Denn er ahnte, dass wir das Internet zum Mitnehmen in unsere Jackentaschen stecken wollen – und hat uns dafür das iPhone gegeben. Doch in unserer heutigen Welt mit ihrem Überangebot an Produkten ist es gar nicht so einfach, auf Lücken im Angebot zu stoßen und sie überzeugend zu füllen. Denn es fehlt uns so wenig zum Glück.

Das warme Gefühl, alles richtig zu machen

Aber wie wäre es mit einem weiteren sogenannten „Superfood“? Der Verbraucher soll in Zukunft nämlich Knochenbrühe statt Coffee to Go schlürfen. Den Gründern von Bone Brox ist es dabei ganz wichtig, dass ihr Produkt ethisch einwandfrei, „nachhaltig“, „ganzheitlich“ und natürlich bio ist. Sie bedienen damit einen ganz speziellen „Need“ unserer Zeit: die Sehnsucht nach Korrektheit und einem guten Gewissen. Wir wollen alle möglichst unkompliziert das Richtige tun in unserer komplizierten Welt, in der wir jeden Tag auf Ungerechtigkeiten aller Art stoßen. In einer Welt, in der uns eingeredet wird, dass wir unbedingt ein schlechtes Gewissen haben sollten, weil wir zu viel Fleisch, Zucker, Alkohol, Pauschalurlaub, Internet oder alles zusammen konsumieren.

Bone Brox will uns mit seinem Produkt das gute, warme Gefühl geben, dass wir mit der Entscheidung für die Brühe aus Knochen alles richtig gemacht haben. Für die Umwelt, für die verarbeiten Tiere, für unser Gewissen und für die Außenwirkung. Denn die Produkte sind zeitgemäß gestylt und sehen gut aus. Ein kleines bisschen die Welt retten. Schlürf. So nebenbei. Und sich gesund und dabei verantwortungsvoll fühlen. Bei zwei Löwen kommt die Knochenbrühe gut an. Der Geschmack kann überzeugen. Doch die Gründer lassen sich nicht auf das Angebot von Ralf Dümmel und Carsten Maschmeyer ein. Sie wollen keine 30 Prozent für 350.000 Euro abgeben und schätzen ihren Unternehmenswert höher ein. Vielleicht haben die Löwen auch einfach nur das große Bild hinter der Idee nicht verstanden.

Noch ein Werkzeug für den Traum, sein Leben zu ändern

Wenn es nach den Gründern von Fried Elements geht, fehlt in unserer Gesellschaft ein kleines Werkzeug, dass es leichter macht, Türen ein- und wieder auszuhängen. Das ist grundsätzlich nicht schlecht gedacht. Denn die Deutschen sind das Volk der Heimwerker. Flächendeckend gibt es gewaltige Heimwerkermärkte in unserem Land, die unserem stetigen Verlangen nach einem neuen Carport oder der Optimierung unserer Häuser und Wohnungen Rechnung tragen. Offenbar gibt es einen unstillbaren Durst der Deutschen nach Schraubenschlüsseln, Sägen aller Art und Bohrmaschinen. Wenn diese Werkzeuge dauernd eingesetzt würden, hätte ein Lärmschutz-Kopfhörer-Startup gute Chancen. Denn es würde ein unentrinnbarer Lärm-Orkan durch Deutschland fegen. Aber es das  ganze Werkzeug wird selten benutzt, häufig nur gehortet. Für das gute Gefühl, dass man etwas an seinem Leben ändern könnte, wenn man nur wollte.

Das Vater-und-Sohn-Startup mit seinem Türhebern bezeichnete die Schwierigkeiten bei den Arbeiten mit Türen als ein „leidiges Thema“. Klingt zunächst nicht sehr einleuchtend für Leute, die mit ihren eingehängten Türen seit Jahren gut auskommen. Aber Ralf Dümmel sah das auch so und gab schließlich seinen Segen: „Dieses Produkt gehört in alle Baumärkte.“ Dem ist nichts hinzuzufügen. Mit 100.000 für 25 Prozent wird auch er Geld damit verdienen, dass die Heimwerkerträume der Deutschen, die Träume von einem besseren Leben, niemals ausgeträumt sind.

Frank Thelen: „Ich finde das eine Frechheit!“

Die Gründer von Fluxport haben erkannt, dass wir tatsächlich alle ein gemeinsames Problem haben: die kritische Ladesituation unseres Smartphones. Irgendwann ist es leer. Das ist unsere größte Angst. Wo ist das Produkt, dass uns hilft, diese alltägliche Krise im digitalen Leben zu bewältigen? Fluxport gelang es leider nicht, den Löwen zu schildern, wie dieser „Need“ befriedigt werden kann. Irgendetwas mit Cafés und einer App ist hängengeblieben.

Die offensichtlichen Kommunikationsschwierigkeiten brachten Frank Thelen sofort auf die Palme: „Bullshit. So könnt ihr nicht auftreten.“ Beim Schildern der Ausgangssituationen gab es von Thelen noch den Daumen hoch. Denn auch Löwen sind auf geladene Akkus im Smartphone angewiesen. Aber dann fehlten ihm die Zahlen und die Geschichte. „Ich finde das eine Frechheit“, so Thelen, „ihr müsst mit einer vernünftigen Story kommen.“ Wir haben uns mit den Gründern unterhalten und noch einmal nachgefragt, wie das Konzept funktionieren soll. Denn auch wir von Gründerszene spüren, dass es langsam Zeit wird für ein Smartphone, das immer geladen ist. Geld von den Löwen gab es jedenfalls nicht für Fluxport.

Worauf die Generation Instagram gerade noch gewartet hat

Ach ja. Dann kamen noch diese beiden supersympathischen Jungs. Finn und Malte. 24 und 25 Jahre alt und der Traum aller Schwiegermütter. Wenn man so heißt und aussieht, muss man doch einfach wissen, was uns heute fehlt. Mehr Food-Fotos in sozialen Netzwerken zum Beispiel. Ein „Tinder für Essen“ wollen die beiden Gründer auf die Beine stellen. Mit ihrer App Foodguide sammeln sie die Empfehlungen ihrer Nutzer in Sachen Restaurants. Dafür bekommen die User dann tolle Tipps von anderen, falls sie mal ein gutes Fischlokal in Paris suchen sollten. Frank Thelen bestätigt unseren Eindruck: „Food und Social Media, zwei Superthemen.“ Genau das braucht die Generation Instagram wohl heute.

Doch die beiden total entspannten Gründer wollen erstmal ein bisschen in den USA forschen, bevor sie mit ihrer App die ganze Welt erobern. Das wirft sie in den Augen von Thelen zurück: „Ich würde euch anrufen und sagen: Kommt zurück nach Hause nach Deutschland und baut hier erstmal eure Firma auf.“ Doch da ist ja noch Carsten Maschmeyer, der fast väterliche Gefühle für die beiden kuschelwuscheligen Chaoten entwickelt: „Ihr seid chaotisch. Eure Bewertung ist eine Katastrophe. Ihr braucht einen, der euch an die Hand nimmt.“ Mit 450.000 Euro für 31,6 Prozent übernimmt das Maschmeyer in Zukunft selber. Denn auch er hat ein Gefühl dafür, was unserer Gesellschaft heute gerade noch gefehlt hat: Mehr Food-Fotos. Mehr Social Media. Mehr Tinder für Irgendetwas.

Die Deals im Überblick:

1. Foodguide

Die beiden Gründer der Social-App für die Restaurantsuche wollten für 450.000 Euro 15 Prozent ihrer Firma abgeben. Carsten Maschmeyer holte sich für die 450.000 Euro 31,6 Prozent.

2. Fluxport

Immer ein voller Akku. Das ist das Versprechen von Fluxport. Die Löwen waren extrem bissig und stiegen alle aus. Kein Deal.

3. Rubberbüx

Eine Latzhose für Rockfestivalbesucher. Damit Mutti hinterher nicht so viel waschen muss, wenn die Kinder sich schmutzig gemacht haben. Dagmar Wöhrl und Judith Williams verliebten sich in die resolute Gründerin und holten sich für 20.000 Euro 51 Prozent der Firma.

4. Fried Elements

Türen müssen immer mal wieder ein- und auch ausgehängt werden. Oder? Mit einem kleinen, schlauen Teil von Fried Elements geht das einfacher. Dafür gab Ralf Dümmel 100.000 Euro und bekam 25 Prozent der Firma.

5. Rasenreich

Ein eckiger Fußball? Na ja. So ganz eckig ist er nicht. Aber er hat eine Beule. Das soll beim Trainieren für noch bessere Koordination der Spieler sorgen. Das war für die Löwen zu speziell. Kein Deal.

6. Bone Brox

Die gute alte Brühe im coolen Design und natürlich to go! Ralf Dümmel und Carsten Maschmeyer boten 350.000 Euro für 30 Prozent. Die Gründer lehnen ab. No deal.

Foto: MG RTL D / Bernd-Michael Maurer