Die Lˆwen testen "Casino4Home".
Die Lˆwen testen "Casino4Home". Im Staffelfinale von DHDL ging es unter anderem ums Roulettespielen. „Candygirl“ Franziska von Casino4Home teilt dafür Spielsteine aus.

Wenn eine Show zu Ende geht, die man Woche für Woche verfolgt, erwartet man ein würdevolles Finale. Eines, das einen nochmal daran erinnert, dass es okay war, so viele Stunden vor dem Fernseher zu verbringen. Das Lust macht auf eine neue Staffel. In der finalen Folge der dritten Staffel von „Die Höhle der Löwen“ wird zwar kein Sieger gekürt, kein Feuerwerk auf der Bühne gezündet und Konfettiregen gibt es auch nicht. Aber etwas Außergewöhnliches darf man doch erwarten – oder?

Die Zocker

Es fängt vielversprechend an: Zu Viva-Las-Vegas-Musik von Elvis Presley betreten die beiden Brüder Nikias und Jorin Karner und ihr Kumpel Andy Sanders die Bühne. Mit Casino4Home bieten sie eine mobile Spielbank an, die Kunden für Partys buchen können. Doch obwohl die Gründer die Investoren an den Roulette-Tisch bitten und mit ihnen eine Runde spielen, kommt keine richtige Zocker-Stimmung auf.

Das Problem: Das Geschäftsmodell ist nach Ansicht der meisten Löwen zu wenig skalierbar. „Das, was ihr da habt, ist ein Hobby“, urteilt Frank Thelen. Also kein Unternehmen seiner Meinung nach. Da hilft es auch nicht, dass die Gründer bereits im ersten Jahr schwarze Zahlen geschrieben haben, wie sie sagen. Nacheinander steigen die Investoren aus.

Nur Jochen Schweizer erinnert sich daran, dass er selbst einmal in einer ähnlichen Situation war. Vor 25 Jahren. Damals verkaufte er Anlagen zum Bungeespringen für Firmenfeiern: „Da hätte auch keiner gedacht, was mal daraus wird.“ Er verspricht den Gründern das Geld, will dafür aber 25,1 Prozent der Anteile. Die Gründer schlagen ein, ohne um ein besseres Angebot zu pokern. Deal.

Essen für Mutti

Als nächstes tritt Susi Leyck vor die Löwen. Sie bietet mit Gesund & Mutter Fertiggerichte im Einweckglas an. Zielgruppe sind gestresste Familien-Managerinnen. In einem kurzen Film über das Startup ist der Koch des Unternehmens zu sehen, der mit „Herr Schäfer“ vorgestellt wird. Er erzählt, dass ihm „das Herz aufgegangen“ sei, als die Gründerin ihn um Mitarbeit gebeten habe. Von den Löwen will sie nun 100.000 Euro, für 15 Prozent der Unternehmensanteile.

Den Löwen schmecken die Gerichte und auch von der Gründerin sind sie durchaus angetan. „Sie sind mit diesem Thema so sympathisch“, sagt Carsten Maschmeyer und legt völlig unvermittelt einen kleinen Seelenstriptease hin. Er erzählt, dass er selbst aus sehr kleinen Verhältnissen komme. Nie habe er seinen Vater kennengelernt, dafür sei irgendwann ein Stiefvater dazugekommen. Seine Mutter habe halbtags gearbeitet und danach für ihn gekocht: „Ich hätte mir natürlich gewünscht, dass sie, gerade als ich jünger war, auch mehr Zeit für mich gehabt hätte.“ Deshalb findet er die Unternehmensidee nachvollziehbar.

Auch Judith Williams ist dieser Meinung: „Ich weiß, wie es ist, wenn man stillt und man hat überhaupt keine Zeit zu kochen.“ Doch als die Gründerin erzählt, dass ein Gericht 8,50 Euro kostet, ändert sich die Stimmung. „Für 8,50 Euro bekomme ich fast deutschlandweit einen Mittagstisch mit einem Getränk dazu“, sagt Thelen.

Grund für den Preis sei der Koch, rechtfertigt sich die Gründerin. Mit ihm habe sie schon einen Einkaufspreis von sechs Euro. Allerdings habe sie schon eine Küche gefunden, die ihr einen Einkaufspreis von 3,75 Euro biete. Und „Herr Schäfer“? Der scheint seinen Job los zu sein.

Die Löwen kann Leyck damit nicht überzeugen. „Ich glaube einfach an das Günstigere“, sagt Maschmeyer. Schweizer findet das Essen zu dem Preis nicht mehr so appetitlich. Und auch Thelen steigt aus: „Der Killer ist der Einkaufspreis mit 3,75 Euro.“ Die Gründerin geht leer aus.

Attacke mit der Nagelbürste

Danach folgen Daniel Moser und Pia Buck, ein Pärchen, das mit Bataillon Belette eine robuste Strumpfhose auf den Markt gebracht hat. Sie halte sogar eine Nagelbürste aus, behaupten die Gründer – was Investorin Williams gleich testen will. Sie zieht sich eine Strumpfhose an, greift zur Nagelbürste, ratscht damit über ihr Bein. Die Strumpfhose hält der Attacke stand. „Das gibt es wohl nicht!“, ruft Williams aus. Aber trotzdem: Mit Strumpfhosen kennen sich die Investoren zu wenig aus. Die meisten von ihnen springen ab.

Nur Ralf Dümmel zückt sein Notizbuch. Er unterbricht die Gründer, die weiter für ihr Produkt werben. „Kämpfen, kämpfen, kämpfen…“, sagt er. „Jetzt können Sie aufhören zu kämpfen.“ Mit Strumpfhosen habe er bisher auch nichts zu tun gehabt – der Drahtbürstentest habe ihn aber vollends überzeugt. „Ich fahre nicht mit euch zu den kleinen Shops, ich fahre mit euch zu den Großkonzernen“, verspricht er. Er bietet ihnen die geforderten 60.000 Euro, hätte dafür gern 30 Prozent der Firmenanteile. Auch wenn die Gründer eigentlich nur 16 Prozent geben wollten, stimmen sie zu: Deal.

Der Traum von der Millionenbewertung

Der nächste Unternehmer erzählt den Löwen, dass er als Kind Astronaut werden wollte – und ein bisschen kommt es einem so vor, als ob er auch heute nicht auf dieser Welt lebt. Niklas Weisel heißt der Mann, er hat mit Botanic Horizon ein System für hängende Gärten entwickelt. Von den Löwen hätte er gerne 300.000 Euro, bietet dafür zehn Prozent seines Unternehmens.

Als er dann aber den Löwen sagt, dass eine seiner Anlagen 700 Euro kostet und er insgesamt erst fünf Produkte verkauft hat, ist der Pitch gelaufen. Schweizer ist fassungslos: „Und da sagen Sie wirklich, ihr Unternehmen ist drei Millionen wert?“ Auch Thelen glaubt, sich verhört zu haben. „5.000-fach oder wirklich fünf in der Summe?“, fragt er nochmal nach. Ja, es sind fünf in der Summe. „Ich finde die Bewertung völlig überzogen“, sagt auch Dümmel. Da ist keiner dabei – sogar der selbsternannte Hobby-Gärtner Maschmeyer nicht. Sein finales Urteil über den Gründer: „Ein Träumer.“

Die härteste Kritik

Nun betritt Gründerin Julia Hetzel das Studio. Die Schule hat sie mit einer glatten Eins abgeschlossen. In der Universität gründet sie dann Studybees, eine Plattform, die Tutoren und Nachhilfekurse an Studenten vermittelt. Von den Löwen will sie 200.000 Euro für zehn Prozent der Anteile. Doch die Plattform ist für die Nutzer weitestgehend kostenfrei, die Gründer verdienen nur an Crashkursen, die sie organisieren. Ein Problem für die Löwen. Sie wollen wissen, warum die Gründerin keine Gebühr für Nachhilfelehrer verlangt. Ihre Antwort: Der Tutor habe dann keinen guten Anreiz, seine Dienste anzubieten. Am Ende würde er versuchen, die Plattform zu umgehen.

„Das ist ja wirklich Blödsinn“, unterbricht Thelen. Wenn bei Nutzern das Gefühl entstehe, man müsse einen Marktplatz umgehen, dann sei der Marktplatz schlecht. Dümmel hat schon genug gehört: „Am Ende wächst ein Unternehmen auch damit, dass Sie Geld verdienen“, sagt er. Er ist raus.

Jetzt kommen die Löwen zu einem weiteren Kritikpunkt: Die aufgerufene Bewertung von zwei Millionen Euro ist ihnen zu hoch, denn das Unternehmen macht derzeit nur 60.000 Euro Umsatz. Die Gründerin rechtfertigt sich mit ihrem Netzwerk an Tutoren. „Das ist kein digitales Geschäftsmodell“, urteilt Thelen. Die Gründerin würde mit ihren Kursen in Lehrer und nicht in den Marktplatz investieren. Nicht seine Welt.

Williams erzählt, dass sie sich mit zwölf Jahren selbst beim Schulpsychologen angemeldet habe, weil sie so unglücklich in der Schule gewesen sei. Sie wisse also, wie wichtig Nachhilfe sei. Dennoch äußert auch sie Kritik: Sie vermisse bei dem Startup einen Unternehmer, der eine klare Ausrichtung habe, der wisse, wohin es gehen solle und wie man Geld verdiene. Und auch die anderen Löwen wollen nicht investieren. Kein Deal.

Das glückliche Ende

Doch die Investoren können auch anders – und das zeigen sie beim letzten Pitch der Staffel. Jörn Gutowski verkauft mit Try Foods Probiersets von Lebensmitteln, wie von verschiedenen Ölen oder Schokoladensorten. Von den Löwen hätte er gerne 100.000 Euro, für 20 Prozent seines Unternehmens. Dafür hat er ihnen unterschiedliche Salzsorten mitgebracht. Die Löwen testen sie – aber noch besser als das Salz findet Williams den Gründer selbst: „Mein Highlight sind ein bisschen Sie.“ Gutowski würde die Produkte so wunderbar beschreiben, lobt sie.

„Sie treffen bei mir 100 Prozent ins Schwarze“, freut sich Schweizer. Die Probierboxen sieht er schon in seinem Geschenke-Shop – und den Gründer in seiner Showküche in München. Dort solle er Probierkurse für Kunden leiten und auch die geforderten 100.000 Euro erhalten, für 20 Prozent der Unternehmensanteile. Doch auch Dümmel ist dabei: „Ich hätte einen Riesenspaß, das mit Dir großzuziehen“, verspricht er. Allerdings hätte er dafür gerne 25,1 Prozent der Anteile.

Als letzter wirbt Thelen um den Gründer: „Du hast eine total vernünftige, solide Bewertung aufgerufen“, sagt er. Er wolle ihm helfen, eine Online-Marke aufzubauen. Wie Schweizer bietet auch er die 100.000 Euro für 20 Prozent der Anteile – ohne zu feilschen.

Gutowski entscheidet sich für ihn. Sie umarmen sich. „Es war einfach schön, dein Leuchten in den Augen zu sehen“, ruft ihm Thelen zu.

Fazit: Eine mittelspannende Folge am Ende einer ebensolchen Staffel. Leider erfährt man nicht, wie es nach der Show wirklich mit der Unternehmensprüfung weitergeht. Bekannt ist bereits, dass einige Deals im Anschluss gescheitert sind. Dafür blendet der Sender immer wieder kurze Videos von Startups ein, die bereits seit Längerem einen Deal mit einem der Investoren haben. Erfolgsgeschichten, die anderen Lust machen sollen, sich bei der nächsten Staffel zu bewerben. Denn klar ist: Mit DHDL wird es weitergehen.

Die Deals im Überblick:

  • Die Gründer von Casino4Home Nikias Karner, Jorin Karner und Andy Sanders suchen 50.000 Euro – dafür wollen sie zehn Prozent ihres Unternehmens bieten. Fast alle Löwen haben kein Interesse, nur Schweizer beißt an. Er bietet das Geld, für 25,1 Prozent der Anteile. Die Gründer schlagen ein.
  • Mit Gesund & Mutter bietet Susi Leyck eingeweckte Fertiggerichte an. Von den Löwen braucht sie 100.000 Euro. Dafür würde sie 15 Prozent Unternehmensanteile geben. Doch den Löwen sind die Gerichte zu teuer. Kein Deal.
  • Daniel Moser und Pia Buck haben mit Bataillon Belette eine Strumpfhose entwickelt, die nicht so leicht kaputtgeht. 60.000 Euro benötigen sie, für 16 Prozent der Firmenanteile. Ralf Dümmel will die Strumpfhose groß rausbringen – allerdings für 30 Prozent. Die Gründer sagen trotzdem zu.
  • Niklas Weisel will für seine hängenden Gärten von Botanic Horizon 300.000 Euro. Dafür bietet er den Löwen zehn Prozent an seinem Unternehmen. Doch die halten die Unternehmensbewertung für viel zu hoch – und den Gründer für einen Träumer. Er geht leer aus.
  • Nachhilfe in der Uni: Das ist das Konzept von Studybees, einer Plattform, die Tutoren für Studenten vermittelt. Das Gründerteam um Julia Hetzel fragt die Löwen um 200.000 Euro für zehn Prozent der Anteile. Doch die Löwen sehen nicht, wie sie mit der Plattform genug Geld verdienen sollen. Sie lehnen ab.
  • Jörn Gutowski bringt mit Try Foods Probiersets von Lebensmitteln auf den Markt. Von den Löwen braucht er 100.000 Euro. 20 Prozent der Unternehmensanteile will er dafür geben. Das schmeckt den Löwen. Jochen Schweizer, Ralf Dümmel und Frank Thelen wollen in das Startup investieren. Nur Dümmel hätte dafür gerne 25,1 Prozent der Anteile, die anderen geben sich mit den geforderten 20 Prozent zufrieden. Nach kurzem Überlegen entscheidet sich der Gründer für Thelen.
Bild: Vox