Judith Williams' Spagat: Eines der Highlights der Sendung.
Judith Williams‘ Spagat: Eines der Highlights der Sendung.

Auffallend selbstbewusst sind die Gründer, die bei der fünften Folge der Vox-Show „Die Höhle der Löwen“ auftreten. So verkünden die ersten Gründer des Abends, die Brüder Wladislaw und Artjem Lalafarjan, mit ihrem selbst entwickelten Tanz-Sneaker Revodancer „die Weltherrschaft“ gewinnen zu wollen. Alleinstellungsmerkmal der Schuhe: Wildleder- statt der bei Sneaker üblichen Gummisohle, letztere sei für Tänzer gelenkschädigend.

Zu Salsa-Rhythmen wirbeln die Düsseldorfer Gründer erst zwei Blondinen in knappen Outfits über die Bühne, die zweite Tanzperformance des Pitches kommentiert Carsten Maschmeyer dann mit den Worten „dieser Hip Hop war tip top“ – ob das an den Schuhen lag, bleibt allerdings ungeklärt. Als die Revodancer-Entwickler jedem Löwen ein paar Schuhe zur Anprobe geben, hält es Judith Williams nicht mehr auf dem Sessel. Die Sendung findet ihren vorläufigen Höhepunkt, als die Unternehmerin im sonnengelben Kleid auf einmal im perfekten Spagat dasitzt.

Obwohl der Revodancer tatsächlich sanft über das Parkett gleitet, als Williams in den Spagat rutscht, sind die Löwen nicht überzeugt – die aus der Ukraine stammenden Gründer stapeln wohl einfach zu hoch. Ihr zukünftiges Schuhimperium bewerten sie selbst mit 1,75 Millionen Euro. 

„Bei der Bewertung haben Sie Helium im Schuh, da hätten Sie mit den Füßen auf der Erde bleiben müssen“, kommentiert Maschmeyer erneut wortgewandt. Dagmar Wöhrl sind die Schuhe „zu klobig“, Frank Thelen verkündet sein generelles Desinteresse am Tanzschuhmarkt und auch Ralf Dümmel und Williams steigen aus.

Ganz Bühnenmenschen, rutscht den Tänzern trotz der negativen Kritiken nicht das Lächeln vom Gesicht. „Die Löwen haben uns nicht verstanden. Aber kein Problem, wir machen das selber“, so die Revodancer-Gründer. 

Das Elixier der ewigen Jugend

Den „185. Diät-Relax-Immun-Shake“ vermutet Judith Williams mit Blick auf die Pitch-Kulisse des Startups Veluvia. Auch der Zuschauer erwägt beim Gedanken an das nächste Selbstoptimierungs-Produkt das Umschalten – dabei soll der Pitch des überaus selbstsicheren Gründers Jörn-Marc Vogler noch spannend werden.

Seitdem der Veluvia-Gründer die von ihm produzierten Nahrungsergänzungsmittel nehme, sähe er, 45 Jahre alt, zehn Jahre jünger aus. In der Tat erinnert Vogler mit perfekt sitzender Frisur und strahlendem Lächeln an Barbies Ken. Seine Vitaminkapseln sollen immunstärkend, entgiftend, verjüngend oder entspannend sein. USP: keine Konservierungsstoffe, rein pflanzliche Zutaten. Bei so viel Natur möchte der Zuschauer gerne fragen, wie nachhaltig denn die Verpackung ist – die Löwen halten große, bedruckte Pappschachteln in den Händen.

Die überraschende Wendung nimmt der bisher vorhersehbare Pitch, als die Sendung Voglers emotionale Gründungsgeschichte aufdeckt – nach der mit Wochen auf der Intensivstation verbundenen Frühgeburt seiner Kinder habe er, ehemals Banker „den Karriereschwachsinn weggelassen“, den Fokus auf Familie und Gesundheit gelegt und sein Startup gegründet. Jetzt brauche er einen Investor, der ihm „den Kopf wäscht“.

Bei Dümmel und Maschmeyer scheint der Funke jetzt übergesprungen zu sein. Gemeinsam bieten sie Vogler im „Kombi-Angebot“ 300.000 Euro für 25,1 Prozent. Vogler schlägt ein: „Ich bin total geflasht“, so der Junggebliebene strahlend.

Wieder Männer, wieder Schuhe

Die Sendungsplanung der fünften Episode von DHDL erstaunt – beim nächsten Pitch geht es erneut um Schuhe, erneut ist das Gründerteam männlich. Dennis, Eugen und Pascal, drei bärtige Heilbronner in den Dreißigern, werben um ein Investment in ihr Startup Everysize, eine Online-Suchmaschine für Sneakers: Benutzer geben ihre Schuhgröße ein und sehen alle in dieser Größe bei den kooperierenden Händlern verfügbaren Turnschuhe.

Der Pitch läuft von vorneherein schlecht: Mit müdem Blick eröffnen die Gründer ihren Auftritt mit dem Satz „Wir lieben Sneakers“. Maschmeyers Nachfrage nach den Kosten pro erzieltem Klick bringt das Gründertrio ins Stocken, Frank Thelen schließt daraus, dass das Team „keine Ahnung von der Materie“ habe. Einen „ganz schlechten Tag“ hätten die Gründer, er sehe nicht, dass sie sich mit dem Produkt befasst hätten.

Obwohl auch Maschmeyer nicht von den Everysize-Gründern überzeugt ist, sagt ihm ihre Idee zu. Er möchte die Hälfte des Startups haben, dafür würde sein Team „Leadership, Sparring und Vertrieb“ übernehmen. Sollten Dennis, Eugen und Pascal darauf nicht eingehen, werde ihr Startup ein „Startdown“, kündigt Maschmeyer an.

Diese Drohung zieht nicht – die Gründer sind nicht bereit, einen so großen Anteil ihres Startups abgeben. „Ihr vertut eine Riesenchance“, so Wöhrl.

Bio-Eiweiß: Das höchste Investment der Sendung

Ein weiterer Höhepunkt der Show ist der Auftritt von Pumperlgsund: Mit Bio-Eiweiß in Flaschen erzielt das Startup eines der höchsten Einzelinvestments, das es je bei DHDL gab.

Dabei klingt die Idee der Gründer Fabian König und Jan Götekin zunächst langweilig, geht es doch im Pumperlgsund-Pitch schon wieder um Fitness und Gesundheit. Außerdem sieht der DHDL-Zuschauer gerade das vierte Männerteam. Frauen dürfen immerhin assistieren, so zeigt „Anna, die gerade vom Fitness kommt“, wie man aus dem Flaschen-Eiweiß und Bananen einen Proteinshake zubereiten kann. Rohe Eier? Das klingt unappetitlich. Der Geschmack der Eiweiße kommt im Pitch auch nicht weiter zur Sprache.

Stattdessen geht es um den USP des Startups: Pumperlgsund wollen die einzigen sein, deren Eiweiße vier Monate bei Raumtemperatur haltbar sind, möglich macht das ein patentiertes Pasteurisierungsverfahren.

Dagmar Wöhrl versteht nur Bahnhof: Eier könne man schließlich günstiger selbst trennen. Sie steigt aus. Auch Maschmeyer ist raus: Er stört sich am Pasteurisieren, schließlich trinke er auch keine pasteurisierte Milch. Judith Williams möchte nicht in ein Startup investieren, das tierische Produkte vermarktet.

Bleiben noch Dümmel und Thelen: Beide loben Idee und Pitch und bieten 500.000 Euro für 20 Prozent der Unternehmensanteile, also das Doppelte dessen, was die Gründer für diesen Preis abgeben wollten. Thelens Ankündigung, aus dem Eiweiß-Startup eine riesige Marke machen zu wollen, scheint die Pumperlgsund-Gründer trotzdem zu überzeugen – sie schlagen bei dem für Frühphasen-Investments bekannten Löwen ein. 

Die fünfte Folge der diesjährigen DHDL-Staffel zeigte: Gute Vorbereitung ist für den erfolgreichen Pitch in der Höhle der Löwen das A und O. Wessen Zahlen nicht stimmen, hat das Nachsehen – da hilft auch der selbstbewussteste Auftritt nicht. 

Die Deals im Überblick

Insgesamt sechs Startups lernten die Zuschauer in der Sendung kennen. 

  • Die Revodancer-Gründer haben einen mit Wildleder besohlten Sneaker für Tänzer entwickelt. Sie wollen 350.000 Euro für 20 Prozent ihrer Firmenanteile. Keiner der Löwen ist am Tanzschuh-Markt interessiert.
  • Das Nahrungsergänzungsmittel Veluvia ließ Gründer Jörn-Marc Vogler nach eigener Aussage zehn Jahre jünger aussehen. Er erhofft sich 200.000 Euro für 10 Prozent der Firmenanteile. Thelen sowie Maschmeyer und Dümmel im Duo bieten je 300.000 Euro für 25,1 Prozent, Vogler schlägt beim Kombi-Angebot ein.
  • Obwohl der Pitch der Everysize-Gründer nicht überzeugt, gibt Carsten Maschmeyer ein Angebot für die Sneaker-Suchmaschine ab: Er will 50 Prozent für 150.000 Euro. Das Gründer-Trio geht den Deal nicht ein, es wünscht sich 150.000 Euro für 7,5 Prozent.
  • Mit Eiweiß in Flaschen können die Pumperlgsund-Gründer bei Dümmel und Thelen punkten: Beide Investoren bieten 500.000 Euro für 20 Prozent. Zwar warben die Gründer um 500.000 Euro für 10 Prozent, trotzdem schlagen sie bei Frank Thelen ein.
  • Zei ist ein achteckiges, handliches Gerät, das bei der Zeiterfassung während der Arbeit unterstützt. Die Gründer wollen 500.000 Euro für 10 Prozent ihrer Unternehmensanteile. Keiner der Löwen ist von dem analogen Gerät überzeugt.
  • Die einzigen Gründerinnen des Abends pitchen ihr Baby-Spa Mabyen. Um sich zu vergrößern, brauchen sie 125.000 Euro, dafür bieten sie 10 Prozent. Am Spa ist keiner der Löwen interessiert, Williams möchte trotzdem investieren und sich mit den Gründerinnen auf Baby-Massageöl spezialisieren. Für 125.000 Euro bekommt sie 51 Prozent von Mabyen.
Bild: MG RTL D / Bernd-Michael Maurer