BU: Edgar Schˆller aus Berlin pr‰sentiert mit "Getaway" eine App um private Autos zu vermieten. Er erhofft sich ein Investment von 800.00 Euro f¸r 20 Prozent seines Unternehmens. BB: Vierte Staffel, DHDL, AZ11, AZ 11, Foto: VOX / Bernd-Michael Maurer.
BU: Edgar Schˆller aus Berlin pr‰sentiert mit "Getaway" eine App um private Autos zu vermieten. Er erhofft sich ein Investment von 800.00 Euro f¸r 20 Prozent seines Unternehmens. BB: Vierte Staffel, DHDL, AZ11, AZ 11, Foto: VOX / Bernd-Michael Maurer. Edgar Scholler präsentierte Getaway bei „Die Höhle der Löwen“

Ein Auto verursacht auch dann Kosten, wenn es geparkt vor der Haustür steht – etwa durch die Versicherung. Mit der App Getaway soll sich das ändern. Damit können Besitzer ihr Auto vermieten und nebenher Geld verdienen. Bei „Die Höhle der Löwen“ suchte Gründer Edgar Scholler dafür 800.000 Euro für 20 Prozent am Unternehmen von Frank Thelen und Co.

Kein Löwe wollte investieren, aber nach der Sendung soll es zu einem Investment durch einen Business Angel gekommen sein, so Getaway im Gespräch. Details wollte das Unternehmen auf Nachfrage nicht nennen.

Zuvor war Getaway per Bootstrapping finanziert worden. Die Berliner GmbH mit heute zehn Mitarbeitern gründete der 31-jährige Edgar Scholler im Jahr 2015. Inzwischen gibt es nach eigenen Angaben 4.000 App-Nutzer und 700 angemeldete Autobesitzer. Damit das Auto schlüsselfrei und automatisiert über die Getaway-App genutzt werden kann, muss darin eine sogenannte Telematik-Einheit verbaut werden. Die Kosten dafür übernimmt das Jungunternehmen.

Edgar, es soll in Deutschland 45 Millionen PKW geben, die 23 Stunden am Tag ungenutzt herumstehen. Wie viel davon wollt ihr reduzieren?

Die Frage ist, wie viel wir reduzieren können. Es gibt Studien, die zeigen, dass zwischen sechs und 20 PKW entlastet werden konnten durch ein gemeinsam genutztes Auto. Wir wären aber schon glücklich, wenn jedes Auto anstatt einer schon zwei Stunden genutzt wird, dann bräuchte es 20 Millionen Autos und niemand müsste verzichten.

Autos sind oft ein Statussymbol. Vielen Menschen dürfte es nicht reichen, ein Auto nur zu leihen.

Wir sehen die Tendenz, dass Autos als Statussymbol abnehmen. Das sieht man beispielsweise in Großstädten wie Berlin. Menschen, die ihr Auto noch selbst bezahlen, werden in Zukunft wahrscheinlich belächelt. Man sieht einen ähnlichen Trend bei den Sharing-Angeboten wie Airbnb. Da hätte niemand geglaubt, dass das funktioniert.

Vergleicht ihr euch wirklich mit Airbnb? Das Geschäftsmodell ist ja schon ein anderes.

Das stimmt, wir gehen weiter als Airbnb. Bei uns gibt es keine Kalenderpflege, keine Absprache, keinen Papierkram, sondern wir haben einen automatisierten Zugang zu dem, was ein Autofahrer benötigt.

Eure Kunden legen fest, welchen Betrag sie für das Verleihen ihres Autos vom Mieter haben wollen. Wie viel Geld kann ein Autobesitzer mit Getaway in etwa machen?

Angenommen, das eigene Auto wird für beispielsweise 600 Kilometer, etwa eine Tankfüllung, genutzt. Wenn der Autobesitzer einen Kilometerpreis von 50 Cent angegeben hat, dann bekommt er 300 Euro überwiesen. Getaway zieht von diesen Einnahmen keine Provision ab. Wie viel der Autofahrer verdient, hängt letztlich von der Verfügbarkeit und Begehrtheit des Autos ab. Wenn wir es schaffen, dass ein Autobesitzer mit uns seine Haltungskosten aus Versicherung, Leasingrate und so weiter decken kann, dann haben wir schon viel erreicht.

Bei DHDL sagte Judith Williams, dass sie es sich nicht zutrauen würde, ihr Auto einem Fahranfänger anzuvertrauen. Ist es möglich, die Fahrer in der App nach solchen Kriterien zu filtern?

Wir wollen keine Sternebewertungen für Fahrer oder ähnliches vergeben. Die Aufgabe der Selektion wollen wir den Kunden abnehmen. Wir sperren deshalb allen Nutzern den Zugang zu unserem Fuhrpark, die mit fremden Autos nicht pflegsam umgehen. Zudem müssen unsere Mieter mindestens seit zwei Jahren eine Fahrerlaubnis haben.

In der Sendung wolltest du für 20 Prozent deines Unternehmens 800.000 Euro einsammeln. Frank Thelen aber schätzte den Kapitalbedarf auf etwa zehn bis 20 Millionen Euro ein. Stimmt das?

Um den größten Fuhrpark in Deutschland aufzubauen, braucht es deutlich mehr Geld als 20 Millionen. Ich widerspreche Thelen allerdings, dass man dieses Geld braucht, um eine kritische Masse an Nutzern zu erreichen. Denn unser Vorteil ist, dass wir keine eigene Autoflotte benötigen, sondern von Nachbarschaft zu Nachbarschaft vorgehen. Andere Carsharing-Anbieter mit eigener Flotte müssen direkt vom ersten Tag an Geld verdienen, weil Autos einen riesigen Investitionsvorschuss benötigen.

In der Sendung wollte kein TV-Löwe investieren. Nach der Sendung konntet ihr allerdings ein Investment abschließen.

Frank Thelen forderte in Interviews, dass deutsche Gründer den Mut haben sollten, in Plattformmodelle zu investieren und mahnte, dass die deutsche Automobilindustrie zu wenig digital und innovativ sei. Getaway ist genau die Symbiose aus diesen beiden Dingen. Daher war ich überrascht, dass Thelen in der Sendung der Mut gefehlt zu haben schien, seinen Worten Taten folgen zu lassen. Wir haben jetzt nach der Sendung mit einem Business Angel eine Finanzierungsrunde erfolgreich abgeschlossen. Er kann uns viele Türen öffnen, unseren Fuhrpark auszuweiten.

Bild: Bernd-Michael Maurer