Die Gründerinnen von „Helga“: Renate Steger, Anneliese Niederl-Schmidinger und Ute Petritsch (v.l.n.r.)

Algen kennen die meisten nur als unliebsamen Begleiter aus dem Strandurlaub. Dank dreier Gründerinnen aus Österreich können wir die Wasserpflanze jetzt aber auch essen und trinken.

Anneliese Niederl-Schmidinger, Ute Petritsch und Renate Steger gründeten Helga vor zwei Jahren. In Österreich ist die Algenbrause schon in vielen Supermärkten zu finden, im vergangenen Jahr verkauften die Gründerinnen 250.000 Flaschen. In der Vox-Show überzeugten die Gründerinnen nun Investor Ralf Dümmel von ihren Produkten. Er gab 375.000 Euro für 23 Prozent der Unternehmensanteile und möchte Helga jetzt in Deutschland groß rausbringen. 

Ute, was ist das besondere an Algen?

Algen sind sehr nachhaltig und wachsen zehn bis 30 mal schneller als Soja oder andere Landpflanzen. Sie haben viele wertvolle Inhaltsstoffe wie Proteine und Vitamin B12 und in der Naturmedizin setzt man auf ihre entgiftende Wirkung.

Ihr habt zu dritt „Helga“ gegründet. Wie kamt ihr gemeinsam auf die Idee, ein Getränk aus Algen zu machen?

Anneliese und Renate  haben zusammen in einer Firma gearbeitet, die die Zucht von Algen erforscht. Ich bin eine langjährige Freundin von Renate. Die beiden haben sich lange mit Algen beschäftigt, wobei es dort um die Herstellung von Bio-Treibstoff ging. Als sie merkten, wie viele Nährstoffe Algen haben, kam die Idee, dass es doch viel zu schade wäre, die Algen nur als Treibstoff für Autos und Maschinen zu verwenden. Wir wollten Algen lieber als Treibstoff für den Menschen einsetzen.

Mit dem Auftritt bei der  Vox-Show „Die Höhle der Löwen“ wollt ihr auch nach Deutschland expandieren. Was können wir erwarten?

Schon seit Anfang 2016 sind wir in Deutschland aktiv. Die Restaurantkette “Nordsee” hat unser Getränk in jede Filiale aufgenommen. Das heißt, wir sind nicht ganz neu am Markt in Deutschland, aber wir wollen eine noch größere Reichweite entwickeln.

Juror Frank Thelen merkte an, dass die Algenbrause, positiv ausgedrückt, noch sehr gesund schmeckt. Gibt es Pläne, den Geschmack zu ändern oder neue Geschmacksrichtungen zu entwickeln?

Wir sehen unsere Stärke nicht allein in der Getränkebranche, sondern im Algen-Know-How. Deshalb planen wir momentan nicht, noch weitere Getränke zu machen, sondern eher neue Produkte auf den Markt zu bringen. Wie jedes andere Getränk ist auch Helga Geschmackssache. Es ist ein gesundes Produkt mit wenig Zucker und darf sich ruhig abheben von den Mitbewerbern am Markt.

Und Investor Ralf Dümmel konntet ihr ja schließlich überzeugen. War das euer Wunsch-Investor?

Jeder der Löwen wäre für uns interessant gewesen. Alle haben andere Stärken. Herr Dümmel mit seinem Vertriebs-Know-How kommt uns natürlich sehr gelegen.

Ralf Dümmel meinte, dass man mit seiner Hilfe irgendwann 260.000 Euro in einer Woche verdienen könnte. Ein hoch gestecktes Ziel, findest du nicht?

Die Zusammenarbeit zwischen Löwen und Gründern beginnt immer erst so richtig nach der Ausstrahlung. Deshalb sind wir gespannt, was jetzt kommt. Wir haben natürlich fleißig vorproduziert in der Hoffnung, dass sich die große Reichweite auch in Bestellungen niederschlägt, sowohl von Kunden als auch von interessierten Vertriebspartnern.

Die anderen Investoren zweifelten an der Algenbrause, unter anderem weil sie mit 2,89 Euro recht teuer ist. Glaubt ihr trotzdem, dass Helga das neue Trendgetränk in Deutschland wird?

Wir erhoffen uns das natürlich. Wenn wir irgendwann mehr produzieren, wird auch der Rohstoffpreis sinken, was wir an unsere Kunden weitergeben. Wir wissen, dass der Preis recht hoch ist, aber dafür beziehen wir unsere Algen aus Deutschland und nicht aus dem Ausland.

Wo ist der Unterschied?

Algen wirken für den Menschen entgiftend, weil sie die Giftstoffe an sich binden. Unsere Algen werden in einer deutschen Algenzucht in einem geschlossenem System gezüchtet und binden so erst die Giftstoffe in unserem Körper. Viele Algen aus dem asiatischen Raum sind zwar günstiger, kommen aber durch den dort üblichen Anbau in offenen Teichen mitunter mit Schadstoffen in Berührung, bevor sie weiterverarbeitet werden. Für uns stehen Qualität und Nachhaltigkeit an erster Stelle, und da spielen auch kurze Transportwege eine Rolle. Auch darum beziehen wir unsere Alge aus Deutschland. 

Kann man die Algensorte, die ihr verwendet, auch am Strand finden?

Wir benutzen für unser Getränk die Chlorella-Alge, eine mikroskopisch kleine Süßwasser-Mikroalge. Diese Algenart ist mit den Makroalgen, die wir etwa aus dem Meer kennen, in etwa so eng verwandt wie wir Menschen mit Schnecken.

Zurzeit gibt es die Algenbrause und das Algenpulver für die Küche. Ist ein drittes Produkt schon in Planung?

Ja. Das stellen wir erstmals auf der Ernährungsmesse Anuga in Köln Anfang Oktober vor. So viel kann ich verraten: Es ist kein Getränk, aber besteht natürlich wieder aus Alge.

Bild: Bernd-Michael Maurer