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hendrike grubert dhdl Hendrike Grubert pitcht vor den Löwen

Hendrike Grubert war Juristin, doch dann schlug sie einen komplett anderen Weg ein: Über den Online-Shop Ponyhütchen verkauft sie ihre eigene Naturkosmetik. Gestern Abend trat Grubert bei der TV-Show „Die Höhle der Löwen“ auf. Doch von den fünf Investoren konnte sie keinen für ihr Unternehmen begeistern. Einsammeln wollte sie 50.000 Euro, doch von Williams, Thelen und Co hagelte es fast ausschließlich Kritik.

Mit Ponyhütchen verkauft Grubert vegane, handgemachte Kosmetik mit Bio-Zutaten, die sie selber anrührt. 80 Prozent des Umsatzes wird online erwirtschaftet, 20 Prozent der Produkte werden von Händlern abgenommen. Derzeit sei man in Gesprächen mit der Drogeriemarktkette Müller, sagt die Gründerin. Zudem sei ihr Startup seit der Gründung profitabel, ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz aktiv und strebt jetzt die internationale Expansion an. Hendrike Grubert im Interview.

Hendrike, du warst Volljuristin in Deutschland und bist dann vor acht Jahren in die Schweiz ausgewandert. Warum?

Weil ich das Berufsumfeld ganz schlimm finde. (lacht) Ich habe studiert, das Referendariat gemacht und bin sicherlich auch keine schlechte Juristin. Aber dieses Anzugs-Umfeld ist einfach nicht mein Fall.

Wie kamst du zu Ponyhütchen?

Ich habe weiter im juristischen Bereich gearbeitet aber mich schon immer für Naturkosmetik interessiert. Irgendwann habe ich dann angefangen, selber Produkte herzustellen. Erst habe ich sie an mir getestet, dann habe ich sie an Freundinnen weiter gegeben und dann ist es ganz organisch weiter gewachsen. Vor einem Jahr habe ich mich dann entschieden, es so groß wie möglich zu machen.

In der gestrigen TV-Sendung von „Die Höhle der Löwen“ sprachst du von einem gewollt langsamen Wachstum. Passt das zusammen?

Mein Unternehmen soll es auch in 30 oder 40 Jahren noch geben. Das ist ein absolut langfristiges Projekt. Es geht mir darum, nachhaltig zu wachsen und Werte aufzubauen. Das klingt vielleicht öde, aber so bin ich einfach.

In der Sendung wurde dir ein fehlender Biss und keine Gründer-DNA bescheinigt. Wie siehst du das?

Einer Volljuristin zu sagen, sie hätte zu wenig Biss, ist mutig. Durch das Studium und den Beruf kommt man nicht ohne Ellenbogen. Und wenn Gründer-DNA bedeutet, möglichst schnell, möglichst groß zu werden und dann auch schnell wieder viele Leute zu entlassen, dann habe ich sie definitiv nicht.

Judith Williams merkte kritisch an, dass deine Produkte nicht zertifiziert oder dermatologisch getestet sind. Was ist da dran?

Unsere Produkte basieren auf natürlichen Zutaten, die seit Jahrhunderten in der Schönheitspflege genutzt werden. Bei uns kommt regelmäßig das kantonale Labor vorbei und die Reklamationsquote bewegt sich im Promillebereich. Das Problem an dermatologischen Tests ist, dass sie keine Aussagekraft haben. Der Test besagt nur, dass getestet wurde und nichts über das Ergebnis. Ich meine mich zu erinnern, dass Judith Williams selbst übrigens mal mit Uschi Glas eine Hautcreme lanciert hat, die bei Stiftung Warentest mit der Note mangelhaft bewertet wurde – obwohl auch diese dermatologisch getestet worden war.

Ebenfalls bemängelt wurde in der Sendung ein fehlendes Alleinstellungsmerkmal. Womit setzt du dich vom Wettbewerb ab?

Naturkosmetik und ein frisches, buntes Image gibt es in der Branche nicht. Übrigens geht es bei “Die Höhle der Löwen” nicht um abgefahrene Erfindungen. Wenn man eine gute Idee, Marke oder ein Konzept hat, das funktioniert, finde ich das nicht verwerflich.

Bereust du die Teilnahme an der Sendung?

Ich bereue den Auftritt überhaupt nicht. Das sind keine persönlichen Animositäten, sondern das ist Show. Ich wusste vorher, worauf ich mich einlasse. Für mich ist das eine große Chance.

Die Sendung wurde vor einem halben Jahr aufgezeichnet. Was ist seitdem passiert?

Mittlerweile haben wir ein großes Lager in Bremen und eine Abfüllmaschine, die die Produktionsmenge verfünffacht. Auch die Zahlen aus der Sendung haben schon zwei Monate später nicht mehr gestimmt. Damals hatten wir 15.000 Euro Umsatz im Monat, jetzt hat er sich verdoppelt. Ins Marketing haben wir aber nach wie vor nichts investiert, da wir die komfortable Situation haben, dass uns die Leute so oder so die Bude einrennen.

Bild: VOX / Bernd-Michael Maurer