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Schon was Besonderes: Brotliebling war das einzige Startup der siebten Folge, das ohne Investment blieb

Erinnert sich noch wer? In den ersten zwei Staffeln von „Die Höhle der Löwen“ saß die Bremer Verpackungsunternehmerin Lencke Steiner in der Jury, bekannt war sie vor allem für ihre regelmäßige Investment-Absage: „Ich bin raus.“ Ihrem Nachfolger scheinen Zaudern und Zögern ganz offensichtlich nicht zu liegen: Ralf Dümmel, Chef des Konsumgüterhändlers DS Produkte aus Stapelfeld bei Hamburg, war bereits der aktivste Investor der aktuellen Staffel.

In der siebten DHDL-Folge am Dienstagabend brach „Mister Regal“, wie Dümmel von seinen Jurykollegen Carsten Maschmeyer und Jochen Schweizer liebevoll genannt wird, alle Rekorde: Er machte bei fast jedem Startup einen Deal. Sechs Mal investierte er, insgesamt versprach er mehr als eine Dreiviertelmillion Euro an Kapital. „Wenn mich ein Gründer interessiert, schlag ich zu“, erklärte Dümmel im Gründerszene-Interview. „Wenn mich ein paar mehr Gründer interessieren, schlag ich eben mehrmals zu.“

DasKaugummi ist am Dienstag Dümmels erstes „Opfer“. Das Gründerteam will mit einem zuckerfreien Kaugummi den US-Giganten Wrigley’s angreifen, der auch in Deutschland 80 Prozent des Markts kontrolliert. „Wir lieben schon so ein bisschen die Geschichte David gegen Goliath“, sagt Kreativmann Marcel Graf, der das Startup zusammen mit Salatbar-Betreiber Ingo Hofmann und dem Basketballprofi Andrej Mangold aufgebaut hat. DasKaugummi gibt es in den Geschmacksrichtungen Zitrone-Basilikum, Orange-Ingwer und Holunder-Minze, damit will die Firma eine „starke Marke“ aufbauen. Die Brand-Idee gefalle ihm hervorragend, lobt Carsten Maschmeyer. „Das Kaugummi“, das traue sich ja sonst nur VW. Aber eine Bewertung von 2,5 Millionen Euro? Das sei ihm dann doch zu hoch, auch Jochen Schweizer winkt ab.

Bei Frank Thelen, Judith Williams und – natürlich – Ralf Dümmel gibt es hingegen Interesse. Das Duo Thelen-Williams bietet 250.000 Euro für 20 Prozent (die Gründer hatten zehn Prozent angeboten), Dümmel hält mit den gleichen Konditionen dagegen. Und wirbt: „Ich habe sehr gut verstanden, wo euer Wunsch, wo eure Probleme liegen. Ich wäre der richtige für euch.“ Der Deal steht.

Outdoor-Experte Markus Wiesböck braucht nur 50.000 Euro, er will damit sein Geschäft mit Woll-Schlafsäcken groß machen. Der Grüezi Bag sei unempfindlich gegen Feuchtigkeit, dafür müssen seine Kunden auch 199 Euro zahlen. Das Produkt hat der Mann aus Rosenheim selbst entwickelt, eigentlich macht Wiesböck alles selbst: Schnitt, Material, Design, Marketing, Verkauf. Als er die Produktion nach China bringen will, fährt er einfach selbst hin. „Ich mach immer verrückte Sachen“, sagt Wiesböck.

Bei den „Löwen“ kommt das gut an. „Sie sind ein richtiger Selfmade-Gründer“, findet Maschmeyer. „Sie sind ein fantastischer Verkäufer“, lobt Judith Williams. Frank Thelen hält den Schlafsack-Mann für „hochenergetisch und sympathisch“, Schweizer befindet: „Sie sind als Mensch sehr glaubwürdig.“ Nur: Investieren will keiner. Und Ralf Dümmel? „Da Sie ein Supertyp sind, mache ich Ihnen ein Angebot“, sagt der Konsumgüterhändler und verspricht sogar 100.000 Euro, allerdings für 25,1 Prozent. Wiesböck schlägt ein.

Auch bei VeggiePur, einem Hersteller von Gewürzmischungen, sichert sich Dümmel die Sperrminorität. 125.000 Euro gibt es dafür. Die Eheleute Melanie und Holger Brosig präsentieren das Produkt als „Weltneuheit“, denn ohne Glutamat und Hefeextrakt und Salz biete das sonst keiner an. „Das gehört ins Regal“, ist sich Dümmel sicher: Deal!

Kaugummi, Schlafsäcke, Gewürzmischungen: Während sich andere Investoren auf eine Branche oder ein Vertriebsmodell konzentrieren, kommt für Dümmel prinzipiell alles in Frage. DS Produkte verkauft schon jetzt eine wilde Mischung: Zu den Lifestyle-Produkten von Dümmels Unternehmen gehören Haushaltswaren, Kleinelektrogeräte, Kochutensilien, Reinigungsmittel, Outdoorbedarf, Beauty- und Fitnessprodukte „sowie Saison- und Trendartikel“.

Klar, dass in das Sortiment auch noch kuriosere Produkte passen. Caketales zum Beispiel, Hersteller von „originellen“ Tortenständern in Schaf-Form, die aus einem Keramik-Stecksystem bestehen. Die kosten fast 60 Euro, gerade mal 300 davon haben die Gründer im ersten Jahr verkaufen können. Trotzdem wollen sie 100.000 Euro für 20 Prozent der Anteile. Aber einen Ralf Dümmel kann das nicht abschrecken. „Backen, Kuchen, das ist ein Riesenthema“, gibt der Gemischtwarenhändler zu Protokoll. „Ich glaube, dass diesen Kuchen alle Kinder lieben. Und was die Kinder lieben, lieben die Eltern auch.“ Dümmel will 30 Prozent, das Gründerteam schlägt ein. „Wir freuen uns so super über den Herrn Dümmel.“

Nicht immer ist sich der DS-Produkte-Chef so sicher: Mit Holzpost, der Idee von Gründer Felix Bank, hadert Dümmel beispielsweise. Damit lassen sich, genau, Postkarten aus echtem Holz verschicken. Im Handel werden die für etwas mehr als vier Euro verkauft, bei Herstellungskosten von 1,20 Euro. „Ich bin hin- und hergerissen“, gibt Dümmel zu. „Ich finde das Thema Holz super, Natur finde ich toll. Die Marge und die Kalkulation finde ich nicht so toll.“ Für 100.000 Euro will Dümmel statt 15 Prozent gleich 30 Prozent der Anteile. Bank traut sich zu feilschen und bietet 20 Prozent. „Mit mir ist ganz schwer zu verhandeln“, sagt Dümmel – und bietet dann doch 25,1 Prozent. Der Deal kommt zustande.

Auch bei dem Brüdertrio von GlowGarage kommt Dümmel ins Grübeln. Die Jungs aus Münster produzieren und vertreiben die fluoreszierenden Streifen fürs Fahrrad nur in Teilzeit, das bringt ihnen gepfefferte Kritik der „Löwen“ ein. „Was ich hier sehe, ist ein Hobby“, ärgert sich Frank Thelen. „Ihr müsst alles aufgeben und da voll reingehen“, fordert Carsten Maschmeyer. „Es fehlt das Feuer“, moniert Jochen Schweizer. Und Ralf Dümmel? Ist wieder „hin- und hergerissen“, lässt sich dann aber doch von der Geschichte der Gründer bewegen. „Ich habe drei Söhne. Ich helfe euch.“ Die Jungs diskutieren – und schlagen dann ein, für 100.000 Euro geben sie 30 Prozent der Anteile ab.

Aber auch ein Ralf Dümmel in Spendierlaune ist nicht immer zu überzeugen. Dem Brotback-Abo Brotliebling gelingt an diesem Abend das Kunststück, als einziges Startup ohne Investment (und ohne Dümmel-Geld) nach Hause zu gehen. Denn als sich herausstellt, dass die Gründer erst kürzlich einem anderen Investor bessere Konditionen als den Löwen einräumten, winkt selbst der Mann mit dem Einstecktuch ab. „Toller Name, tolle Geschichte, ich bin raus.“

Die Deals im Überblick:

Für DasKaugummi wollen Ingo Hofmann, Andrej Mangold und Marcel Graf 250.000 Euro für zehn Prozent ihrer Firma. Ralf Dümmel verspricht die Summe für 20 Prozent, allerdings platzt der Deal in den Verhandlungen nach der Sendung.

Mit Grüezi Bag von Gründer Markus Wiesböck ist Dümmel laut eigener Aussage auch noch in Verhandlungen. Der Gründer wollte 50.000 Euro für zehn Prozent der Anteile, Dümmel bot 100.000 und wollte 25,1 Prozent.

Nadine Brams und Gregor Kessler wünschen sich für Caketales eine Finanzspritze von 100.000 Euro, 20 Prozent würden sie dafür abgeben. Dümmel ist dabei, will aber 30 Prozent. Deal.

Felix Bank hat Holzpost entwickelt und fordert 100.000 Euro für 15 Prozent der Unternehmensanteile. Nach Verhandlungen mit Ralf Dümmel einigt man sich auf 25,1 Prozent. Nach der Sendung platzt der Deal.

Die Gewürzmischungen von VeggiePur will das Ehepaar Melanie und Holger Brosig mit 100.000 Euro nach vorn bringen. 10 Prozent soll es dafür geben. Ralf Dümmel ist mit 125.000 Euro für 25,1 Prozent dabei.

100.000 Euro für 20 Prozent: Diesen Deal bieten die Brüder Markus, Andreas und Stefan Wanning für ihr Startup GlowGarage an. Mit Ralf Dümmel kommt ein Deal zustande, die Gründer geben aber 30 Prozent der Anteile ab.

Ohne Investment gehen die Brüder Johannes und Martin Arning sowie Nico Maier und Miriam Bittner nach Hause. Sie wollten 100.000 Euro für fünf Prozent an ihrem Startup Brotliebling.

Bild: Vox