Wie sorgen die Löwen dafür, dass auch die Kunden die DHDL-Produkte probieren können?
Wie sorgen die Löwen dafür, dass auch die Kunden die DHDL-Produkte probieren können?

Ralf Dümmel hat seinen Ruf als „Mr. Regal“ weg. Soll heißen: Der Investor aus der TV-Sendung „Die Höhle der Löwen“ hat die Kontakte zum Einzelhandel. Er bringt die Produkte, in die er investiert, problemlos in die Regale. Ebenso ist bekannt, dass seine Kolleginnen Judith Williams sich auf Teleshopping versteht und Dagmar Wöhrl auf ein Familienunternehmen aus Kaufhäusern und Hotels bauen kann. Es hört sich in der Sendung geradezu fantastisch an, wie leicht die Löwen die Produkte in die Läden bringen können. Doch wie läuft es konkret ab? Wie viel Vertriebsarbeit übernehmen die Investoren tatsächlich und was müssen die Gründer selber machen?

Als Erfolgsbeispiel für die Sendung gilt das Food-Startup Little Lunch. Doch deren Schilderungen zeigen, dass die Löwen allein noch keinen Erfolg bringen. 2015 hatten Frank Thelen, Judith Williams und Vural Öger zusammen 100.000 Euro in das Augsburger Unternehmen, das gesunde Suppen im Glas herstellt, investiert. „Da wir das erste Foodinvestment bei DHDL waren und die Show damals noch gar nicht wirklich im Handel angekommen war, hat uns DHDL erstmal nichts für den Handel gebracht“, erzählen die Gründer gegenüber Gründerszene. Frank Thelen habe dem Startup einen Termin bei Rewe besorgt, in der Folge wurde Little Lunch in 200 Rewe-City Märkten gelistet. Zudem ging das Produkt dank Judith Williams bei HSE24 an den Start.

„Nicht nur als DHDL-Startup wahrgenommen werden“

Bei den weiteren Kontakten waren die Gründer allerdings zunächst auf sich selbst angewiesen. „Bis auf diesen Termin hat DHDL die Vertriebswege vorerst nicht erweitert“, stellen die Gründer klar. „Alles weitere wie Listungsgespräche und weitere Partner wie Edeka, Real, Rossmann und viele andere haben wir selbst aquiriert.“ Später habe man sich sogar bewusst von der TV-Sendung distanziert. „Wir wollten uns als Marke etablieren und nicht nur als „eines der DHDL-Startups“ wahrgenommen werden.“ 

Doch gerade Frank Thelen scheint im Laufe der Show seine Vertriebskanäle in den Lebensmittel-Einzelhandel wirkungsvoll ausgebaut zu haben. Der Tech-Profi hat erst den Food-Markt erst entdecken müssen, wie er heute sagt. Mit seiner Investmentfirma Freigeist ist Thelen inzwischen an sieben Food-Startups aus der Höhle der Löwen beteiligt. Man konnte als Zuschauer förmlich verfolgen, wie er seine Kontakte in den Einzelhandel ausbaute. Hat es bei seinen ersten Food-Investments noch einige Zeit gebraucht, bis die Waren in die Läden kamen, sind die Produkte seiner jüngsten Investments wie Luicella’s Ice Cream noch während der laufenden Staffel etwa bei Kaufland im Handel erhältlich gewesen.

Auch die Gründer von Ankerkraut, ein Hamburger Unternehmen, das hochwertige Gewürze anbietet betont, Thelen habe sich „persönlich dafür eingesetzt“, dass die sie Termine bei Rewe und Real bekommen hätten. Zu Thelens Food-Startups gehört auch die Low-Carb-Pizza Lizza, an der auch Carsten Maschmeyer beteiligt ist. Und nach den Worten der Gründer leistet Co-Investor Maschmeyer hier auch mentale Unterstützung. „Carsten Maschmeyer hat uns dabei geholfen in den Verhandlungen souverän aufzutreten und alle Listungen erfolgreich abzuschließen“, verraten sie Gründerszene.

Was macht eigentlich Mr. Regal?

Der ehemalige AWD-Chef ist auch an dem Universalkleber Blufixx beteiligt. Hier habe Maschmeyer nach den Worten des Gründers in den ersten Wochen nach dem Pitch vor allem den Online-Vertriebsweg ausgebaut. „Dank eines Kontaktes von Herrn Maschmeyer konnten wir innerhalb von drei Wochen einen hoch belastbaren Onlineshop einrichten“, erzählt der Gründer. Er stellt aber auch klar: „Wir haben uns um alles selbst gekümmert.“ Einen Löwen hätten sie vor allem für B2B-Beziehungen benötigt. Bluefixx ist in Baumärkten von Obi erhältlich.

Die Löwen selbst betonen auf Nachfrage von Gründerszene, dass sie sich persönlich für den Ausbau der Vertriebswege einsetzen. Judith Williams lässt keinen Zweifel daran, dass sie sich um die Termine für ihre Startups kümmert. „Mir ist es wichtig, dass mich die Gründer bei Listing-Gesprächen mit dem stationären Handel begleiten und selbst eine Beziehung zu den Einkäufern aufbauen“, sagt die Investorin. Und Carsten Maschmeyer teilt mit, dass er sich mit seinen Startups direkt nach dem Dreh zusammensetzt und richtungsweisende Fragen klärt.

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Tatsächlich stolpert der Kunde inzwischen in zahlreichen Geschäften – von Kaufhäusern wie Karstadt bis zu Drogerieketten wie dm – über Produkte aus der Sendung. Manch ein Startup wünscht sich aber spätestens ein Jahr nach der Sendung, nicht mehr nur in eben diesen DHDL-Papp-Aufstellern ausgestellt, sondern ganz normal im Regal gelistet zu werden. Und was macht eigentlich Mr. Regal? In der aktuellen Staffel investierte Ralf Dümmel unter anderem 100.000 Euro in Rokittas Rostschreck. Schon bald nach der Ausstrahlung lag das Rostschutzmittel bei Supermärkten wie Aldi Süd oder Penny. Gründer Oliver Rokitta fast die Zusammenarbeit mit dem Löwen so zusammen: „Ich mache Messen und besuche die kleinen Einzelhändler. Den Rest macht Ralf Dümmels Firma DS Produkte.“ 

Bild: Vox

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