Zumindest die Jury hat Spaß: Hans-Jürgen Moog, Lena Gercke und Joko Winterscheidt (von links)

Schon die vergangenen beiden Folgen der neuen Erfindershow „Das Ding des Jahres“ hatten enttäuscht. Und auch in der dritten Folge ging das Erfolgsrezept von TV-Altmeister Stefan Raab nicht auf. Dabei betrat dieses Mal sogar ein Startup mit richtig Potential die Showbühne.

Mit TronicDrive haben die drei Gründer Thomas Janowski, Paul Klarhöfer und Maximilian Gassner einen alternativen E-Bike-Antrieb entwickelt, der bei gleicher Leistung sehr viel leichter ist – und quasi unsichtbar auch an alte Fahrräder montiert werden kann. Die Jury war begeistert, Joko Winterscheid betitelt die Erfindung sogar als „das geilste Ding, das bis jetzt in der Show war“.

Doch jetzt zeigt sich gleich das Manko der Show – denn das Publikum wählte trotzdem eine andere Erfindung in das Finale, sie fanden einen faltbaren Anhänger besser.

Mehr als drei Jahre lang tüftelte Ulrich Müller an dieser Erfindung. Normale Anhänger „stehen nur rum, verschwenden Platz und sehen scheiße aus“, meint der Erfinder. Sein Anhänger verschwendet wenigstens 75 Prozent weniger Platz. Das Publikum ist begeistert und Jurorin Lena Gehrke sagt: „Mit dem Ding wirst du sicher Multimilliardär.“ 

Nette Ideen statt tatsächliche Innovationen

Ulrich Müller und seine Erfindung stehen beispielhaft für das Problem der TV-Show „Das Ding des Jahres“. Es werden zwar nette Ideen und Lösungen präsentiert, doch wirkliche Innovationen stehen in der Show an zweiter Stelle. Am Anfang einer jeden guten Idee sollte die Frage stehen: „Was wird in Zukunft gebraucht?“.

In der Show soll das Publikum allerdings sich die Frage stellen, was es momentan am besten gebrauchen kann. Es werden also Erfindungen gekürt, die die Gegenwart verändern – und gerade nicht die Zukunft. Für Startups ist das die falsche Fragestellung. Es sind eben die Erfindungen, die das durchschnittliche ProSieben-Studiopublikum gebrauchen kann und nicht die Neuheiten, die in Zukunft wegweisend sein könnten. So kommt das E-Bike-Antriebssystem TronicDrive auch nur durch die Gunst der Jury eine Runde weiter.

Ein weiteres Problem der Show liegt in ihrer Oberflächlichkeit. Im Einspieler einer jeden Erfindung erfährt der Zuschauer schon alles über das Produkt. Während der eigentlichen Präsentation stehen eher die Witze der Jury im Vordergrund. Mehr als die Information, ob das Produkt patentiert ist und wie viel es denn kostet, erfährt der Zuschauer nicht.

Anders als in der Vox-Show „Die Höhle der Löwen“ erfahren wir in dieser Show nichts über Monetarisierung und Businesspläne. Dafür fehlt wohl auch der Jury die Fachkenntnis, die deshalb auch kaum Kritik an den Erfindungen übt. Gründer und Menschen mit einem Interesse an der Startupszene sind dadurch schnell gelangweilt.

„Mir missfällt der Entertainment-Charakter“

Letztlich bleibt „Das Ding des Jahres“ eine pure Unterhaltungsshow, bei der pfiffige Spielereien im Vordergrund stehen sollen. Zuschauer, die sich für tatsächliche Innovationen interessieren, sind wahrscheinlich auch bei der dritten Folge etwas schläfrig geworden. Insgesamt lässt sich das auch an den Zuschauerquoten ablesen: Auch in der dritten Folge muss sich ProSieben mit 10,2 Prozent Marktanteil in der Zielgruppe mit Mittelmäßigkeit zufrieden geben.

Schon vor der Show am Samstag ging auch DHDL-Investor Frank Thelen mit der Show hart ins Gericht. „Der Aufbau eines Unternehmens wird in „Das Ding des Jahres“ als einfach und spaßig dargestellt. Das widerspricht der Realität“, sagte Thelen dem Business Insider. „Da ich schmerzhaft erfahren musste, wie hart es ist, Unternehmen aufzubauen, missfällt mir der reine „Entertainment“-Charakter in der Prosieben-Show. „Die Höhle der Löwen“ findet hier eine gute Mischung.“ Wirtschaftliche Kennzahlen findet er wichtiger als Unterhaltung: „Ich bin kein guter Entertainer, mein Leben ist der Aufbau von Firmen und Unternehmern.“ Das ist ein Wort.

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Bild: ProSieben/Willi Weber; Hinweis: Die Namen der TronicDrive-Gründer waren falsch und wurden nachträglich verbessert.