Die Gründer von Chilli Islands. Doch ist ihre Schwimminsel wirklich so chillig?

Es ist der Treffpunkt der Schönen und Reichen, der Gold Digger und Sugar Daddies: Die Münchner Promidisco P1. Kein schlechter Ort also, um am Dienstagabend die zweite Folge der Startup-Show „Die Höhle der Löwen“ zu sehen. Schließlich geht es auch in der Sendung auf Vox um viel Geld und darum, sich bestmöglich zu verkaufen.

Geladen hat Juror Jochen Schweizer – der Unternehmer und ehemalige Extremsportler macht das Screening gleich zum Firmen-Event mit Schaulauf auf dem roten Teppich. Doch statt Schampus an der Bar trinken die rund 300 Gäste auf der Terrasse des Nobelclubs blaues Bier. Klar, das ist kein Zufall. Sondern hat mit einem erfolgreichen Deal aus der aktuellen Show zu tun. Und die wird im „Oanser“, wie der Münchner sein P1 nennt, bei einem Stück Pizza auf tiefen Ledersofas mit kuscheligen Wolldecken geguckt.

Zu Beginn der Sendung geht’s gleich mal unter die Gürtellinie. Peter Hart hat die „rasierte Generation“ als Zielgruppe ausgemacht und vertreibt unter dem Namen „Dr. Severin“ Intimaftershaves für Männer und Frauen. Rötungen, Juckreiz, eingewachsene Haare oder gar Rasierpickel? Seien mit seinem Balsam Vergangenheit, erklärt der 25-Jährige. Ein Marktlücke in einer Zeit, in der selbst Männer aalglatt daherkommen. Und: „Keiner von den großen Konzernen hat ein solches Produkt für den ganzen Körper“, versichert der Luft- und Raumfahrttechniker. Damit ihm die Konkurrenz nicht das Wasser abgräbt, will er schnell den internationalen Markt erobern. Dafür braucht der Jungunternehmer aus Frankfurt am Main Geld. Für 200.000 Euro bietet er 5 Prozent Firmenanteile.

Während sich Beautyexpertin Judith Williams mit dem Mix aus Minze, Rosmarin und Hamamelis-Extrakt die Ellenbogen eincremt, treibt Software-Experte Frank Thelen nur eine Frage um: „Was ist denn so alles intim am Körper?“ Gelächter unter den Juroren, Schenkelklopfer im P1. Bartträger Vural Öger findet das Aftershave „furchtbar klebrig auf der Haut“ und ist raus, Unternehmerin Lencke Steiner sieht das Startup eher im Portfolio ihrer einzigen weiblichen Löwen-Kollegin. Und diese will sich gemeinsam mit Thelen auch gerne 30 Prozent der Anteile krallen. Aber Hart wird sich nach harten Verhandlungen mit Homeshopping-Queen Judith Williams und Frank Thelen einig: Für 200.000 Euro bekommen sie 25 Prozent Unternehmensanteile und fünf Euro pro verkauftem Produkt, bis 150.000 Euro zurückbezahlt sind. Judith Williams jubiliert: „Heute Abend rasiere ich mich von Kopf bis Fuß und werde mich danach einbalsamieren.“

Der erste Deal ist unter Dach und Fach. In der Werbepause beantwortet Jochen Schweizer Twitter-Fragen seiner Follower, plaudert mit den Gästen, macht Selfies mit Mitarbeitern und wirkt bei alledem tiefenentspannt. „Das Schöne ist: Ich muss mich hier und in der Show nicht verstellen. Ich kann sowieso nur ich.“ Und so lautet sein ehrlicher Kommentar zum nächsten Pitch: „Die haben sich total verzockt und eine große Chance vertan. Das tut mir in der Seele weh.“ Die Rede ist von den Entwicklern einer fahrbaren Badeinsel, die in der Show totalen Schiffsbruch erleiden.

Dabei sieht zunächst alles rosig aus für die vier Wiener Entrepreneure und ihre „Chilli Island“ mit Elektromotor und Soundsystem. Schweizer bemängelt beim Probeliegen mit Judith Williams, dass er sich in den vorgeformten Liegen nicht auf den Bauch drehen könne: „Mir schläft da irgendwann der Hintern ein“. Und Lencke Steiner mokiert, dass es sich auch nicht wirklich bequem kuscheln lasse. Doch die Produktidee wird prinzipiell gelobt – trotz hoher Produktionskosten und kleiner Gewinnmarge. „Man sieht es und hat sofort Lust, reinzugehen“, findet Williams.

Die DHDL-Investoren Lencke Steiner und Jochen Schweizer mit den Gründern von Babo Blue.

Reise-Unternehmer Vural Öger will einsteigen, wenn auch unter anderen Konditionen. Statt der von Chilli-Islands-Gründerin Alexandra Kraft angebotenen 10 Prozent für 90.000 Euro möchte er 26 Prozent der Firmenanteile. Dafür wirft er seine Verträge mit rund 600 türkischen und ägyptischen Hotels in die Waagschale. Sie alle könnten potenzielle Abnehmer sein. Doch die Unternehmensgründer schlagen einen anderen Deal vor: 35 Prozent an den Umsätzen, die Öger praktisch selbst einfahren würde. Den Juroren bleibt der Mund offen stehen. „Was? Habt ihr nen Knall?“, entfährt es Judith Williams. Schweizer kommentiert nur: „Mistake“. Und Öger? Zieht das Angebot unter Kopfschütteln zurück.

Ein totaler Reinfall ist auch ein magnetischer Krawatten-Halter. Für ihre hölzerne Retro-Präsentation mit Schlips im Kaffee und Aktenvernichter ernten die zwei Berufsanzugsträger Norbert Beetz und Michael Doths aus Münster von den Juroren nur Kopfschütteln. Und auch vor den Bildschirmen: Stirnrunzeln und Fremdschämen. Der unsichtbare Krawatten-Halter „Mag’n’tie“ geht leer aus.

Zum Schluss der Sendung steigt die Stimmung dann aber nochmal – vor den Fernsehern im P1. Was eindeutig am Bier liegt! Denn jetzt treten die Erfinder von „Babo Blue“ auf die Bildfläche – einem Mix aus Gerstensaft und Beerenlimonade. Die fünf Jungs schauen sich ihren Auftritt bei der Casting-Show gemeinsam an, eine Mama filmt, Freunde klopfen ihnen auf die Schulter. Erst im Februar haben die Studenten der Brauerei- und Lebensmitteltechnik in Freising das Startup „Babo Beverages“ gegründet. Inzwischen steht das nach dem Jugendwort des Jahres 2013 benannte Getränk schon bei Rewe und Metro in den Regalen. „Das hätten wir uns Anfang des Jahres nie erträumt“, sagt Robin Stein (27).

Frank Thelen zeigt sich in der Show gleich von der Mixtur begeistert: „In Bayern studieren und dann Kölsch reintun, das ist sowieso schon das Beste überhaupt.“ Sogar Bierverächterin Judith Williams schürzt ihre rote Lippen und nuckelt an der trendy Flasche. Jochen Schweizer und Lenke Steiner sagen dem blauen Getränk eine hochprozentige Zukunft voraus – und schlagen zu. Auch, weil der nach Heidelbeere, Brombeere und schwarzer Johannisbeere schmeckende Biermix bereits jenseits des Weißwurstäquators Absatz findet. Die beiden Investoren sichern sich zusammen 25,1 Prozent. Dafür bekommen die Jungunternehmer 100.000 Euro. Eigentlich wollten die Freunde nur 10 Prozent abgeben. Egal. Seit dem Deal sehen ihre Zukunft rosa: „Für nächstes Jahr planen wir schon eine pinke Variante.“

Die Deals im Überblick:

  • Peter Hart möchte mit seinen Intimaftershaves den internationalen Markt erobern. Für 200.000 Euro bietet er 5 Prozent an seinem Unternehmen. Um mit seiner Wunschkandidatin Judith Williams und mit Frank Thelen ins Geschäft zu kommen, verkauft er am Schluss aber 25 Prozent für 200.000 Euro.
  • Die 29-jährige Alexandra Kraft fordert für ihre motorisierte Badeinsel „Chilly Island“ ein 90.000-Euro-Investment und ist dafür bereit, 10 Prozent ihres Startups zu geben. Ein Angebot von Vural Öger, der für die Summe 26 Prozent der Firmenanteile fordert, lehnt ihr Team ab. Am Schluss geht Kraft leer aus.
  • Die Gründer von KrassFit Challenge, einem Extremsport-Event mit Hindernislauf, bei dem vor allem der Teamgeist zählt, brauchen Kapital in Höhe von 320.000 Euro. Dafür gibt es fünf Prozent der Firmenanteile. Doch die Berliner Matthias Ernst (33) und Jannis Bandorski (33) können keinen Investor mit ihrem Konzept überzeugen.
  • Norbert Beetz und Michael Doths werden im Schnellverfahren aus dem Studio geschickt. Für ihren unsichtbaren Krawattenhalter können sich die Juroren nicht begeistern. Niemand will 200.000 Euro für 25 Prozent der Firmenanteile investieren.
  • Die fünf Jungunternehmer Robin Stein, Hans-Kaspar Mayer, Ludwig Gerlinger, Josef Kimberger und Patrick Loy wollten für 100.000 Euro 10 Prozent der Firmenteile von „Babo Beverages“ abgeben. Am Ende willigen sie jedoch in das Angebot von Jochen Schweizer und Lencke Steiner ein und geben den beiden Investoren 25,1 Prozent für 100.000 Euro.
Bild: Vox