So sieht die Drohne im offiziellen Launch-Video aus

Wie ein Smart mit acht Propellern sieht die EHang-184-Drohne aus. Es ist die erste autonom fliegende Drohne für den Passagiertransport. Der circa 1,40 Meter große Flieger wurde von dem chinesischen Drohnenhersteller EHang auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas vorgestellt. Er soll schon Ende des Jahres zum Preis von etwa 200.000 Dollar in Serienproduktion gehen und dann eine Person oder eine entsprechende Nutzlast von etwa 125 Kilogramm transportieren können.

Der Flieger soll voll autonom abheben, der Passagier kann nicht in den Flug eingreifen – und benötigt deswegen auch keine Piloten-Lizenz. Stattdessen reicht ein Griff auf einen 12-Zoll-Touchscreen im Cockpit der Drohne. Auf einer von Google Maps bereitgestellten Karte soll der Passagier das Ziel und den Landeplatz bestimmen, und dann den Befehl zum Start geben.

Um zu verhindern, dass ein Nutzer einen ungeeigneten Landeplatz wählt oder das Gefährt in gesperrten Luftraum schickt, soll ein Team aus Drohnenpiloten beim Hersteller EHang jeden Flug aus der Ferne überwachen.

Die Drohne soll einiges leisten: bis zu 3.500 Meter hoch steigen, 100 Kilometer pro Stunde schnell fliegen und eine Strecke von 30 Kilometern zurücklegen könnrn. Der Hersteller EHang behauptete zur Vorstellung in Las Vegas, die Drohne sei die sicherste, ökologischste und intelligenteste Möglichkeit für den Kurzstreckentransport in der Luft.

Drohne muss mit der Luftverkehrskontrolle kommunizieren

EHang-Chef Huazhi Hu hatte einen Freund und Helikopter-Fluglehrer 2011 bei einem Absturz verloren und daraufhin nach sichereren Möglichkeiten für Shuttle-Flüge in Städten gesucht. Insbesondere über den Stau und Smog der chinesischen Millionen-Metropolen soll die Drohne ihre Passagiere einfach hinwegtragen.

Der auf dem Messestand von EHang ausgestellte Prototyp wirkt fertig entwickelt. Zumindest die Hardware, bestehend aus einer Kabine aus Aluminium und Kohlefaser mit Flügeltüren sowie vier klappbaren Propellerauslegern mit acht redundanten Rotoren (zwei pro Ausleger), ist fertig. Beim Ausfall einzelner Rotoren kann die Drohne also immer noch sicher manövrieren.

EHang zeigte zur Präsentation ein Video, in dem das Gefährt tatsächlich bereits einen Menschen transportiert. Das Video ist keine Animation und kein Trickfilm, die EHang 184 fliegt bereits. Für den Lastentransport hat der Hersteller bereits andere große Drohnen entwickelt und kann die acht Motoren mit insgesamt 140 PS sowie die Propeller aus bereits existierenden Modellen verwenden.

Eine größere Herausforderung ist die Steuersoftware: Damit die Drohne im hoch ausgelasteten Luftraum über Städten sicher autonom manövrieren kann, muss sie mit der Luftverkehrskontrolle kommunizieren, und auch andere Flugzeuge am Himmel in ihre Flugplanung einbeziehen. Sie muss Hindernisse sicher erkennen, und Notfallverfahren für den Flug mit einem ausgefallenen Rotor beherrschen – allesamt Dinge, die für Drohnen mit weniger wertvoller Fracht entbehrlich sind.

Luftfahrtgesetze sind eine große Herausforderung

Doch selbst wenn die Software für den Passagierflug bis Ende 2016 fertig sein sollte, dürfte sie immer noch nicht legal fliegen: In den Luftfahrtgesetzen der USA und Europas sind bislang keine Fluggeräte vorgesehen, bei denen der Mensch an Bord nur noch Passagier ist. Auch gilt in Deutschland für den Passagierflug eine Flugplatzpflicht – Außenlandungen sind ebenso verboten wie der autonome Flug ohne menschliche Piloten. Sollte es EHang tatsächlich gelingen, all diese Hindernisse aus dem Weg zu räumen, wäre die Drohne wohl das Gefährt, das dem Traum vom fliegenden Pendlerauto am nähesten kommt.

EHang erreicht mit der spektakulären Messevorstellung sicher auch das Ziel, möglichst viel Aufmerksamkeit zu erreichen. Denn eine Drohne mit derart hoher Nutzlast und funktionsfähiger Kollisionsvermeidung ist nicht allein für den Passagiertransport interessant, sondern vor allem für Logistik-Dienstleister wie Amazon oder DHL, die bereits seit Längerem an der Paketlieferung per Drohne entwickeln. Auch ein Shuttle-Service à la Uber für Drohnen wäre denkbar – allerdings muss bislang der Akku nach jedem Flug bis zu vier Stunden lang aufgeladen werden.

Das offizielle Launch-Video:

Dieser Artikel erschien zuerst bei Die Welt.

Bild: Screenshot Youtube/Recode