icecreamrolls

Langnese, Ben & Jerry’s und Häagen-Dazs sind alles weltbekannte Eis-Marken, auf Youtube können sie Gil Grobe aber nicht annähernd das Wasser reichen. Der 36-jährige Hamburger filmt auf einer Thailand-Reise vor zwei Jahren die Zubereitung der sogenannten Ice Cream Rolls – und landet damit einen Reichweiten-Volltreffer. Seitdem lädt er regelmäßig Videos hoch, erzielt Millionen Views und verkauft jetzt seine eigene Eis-Pulver-Mischung. OMR hat mit dem Eis-König über sein Youtube-Business gesprochen.

“Im März 2015 war ich für die Hochzeit eines Freundes in Singapur und danach noch in Thailand unterwegs. Um einen kleinen Stand an der Straße hatte sich eine Menschentraube gebildet und ich war natürlich neugierig”, erinnert sich Gil Grobe im Gespräch mit OMR. Was die Menschen so faszinierte: die Zubereitung sogenannter Ice Cream Rolls. Auf einer minus 30 Grad kalten Pfanne wird flüssiges Eis mit Spachteln mehrfach glatt gestrichen und mit Zutaten wie beispielsweise zerkleinerten Keksen vermengt. Wenn die Schicht dünn genug ist, gefriert das Eis und wird in Form von kleinen Rollen aus der Pfanne gekratzt und serviert.

Weil Gil Grobe die Reise sowieso auf Facebook dokumentiert, lädt er auch das nicht einmal drei Minuten lange Video der Ice Cream Roll-Zubereitunghoch. “Nach kurzer Zeit hatte der Clip plötzlich 300.000 Views sowie über 1.000 Shares und ich entschied mich, das Video auch bei Youtube hochzuladen”, so Grobe. Bis heute ist sein erstes Ice Cream Roll-Video mit 9,2 Millionen Views das erfolgreichste des Kanals. 337.000 Menschen haben den Channel aktuell abonniert, insgesamt wurden die Clips über 72 Millionen Mal angeschaut. 15 Prozent der Zuschauer würden dabei aus den USA stammen, gefolgt von zahlreichen asiatischen Ländern; der deutsche Anteil sei mit unter zwei Prozent sehr gering.

Agenturen fragen an und Grobe professionalisiert seine Ice Cream Roll-Videos

Relativ schnell habe sich daraufhin eine Social Media-Agentur gemeldet. “Die haben sich direkt eine einjährige Vermarktungs-Lizenz für das Video gesichert und es bei vielen Publishern platziert”, sagt Grobe. “Da habe ich schon gemerkt, dass es ein riesiges Interesse am Thema gibt und nur gedacht: Ich brauche mehr Ice Cream Rolls-Videos!”.

In den folgenden Wochen verwandelt sich seine Küche zum Ice Cream Roll-Labor. “Ich habe eine Bratpfanne genommen, mit verschiedenen Mischverhältnissen von Milch, Sahne, Ei und Zucker experimentiert und die jeweils über Nacht im Gefrierfach stehen lassen. Drei Wochen hat es gedauert, bis ich am nächsten Tag das erste Mal mit einem Spachtel richtige Ice Cream Rolls machen konnte.” Daraus seien am Ende fünf Tutorials entstanden, wie man die Eis-Rollen relativ einfach zu Hause herstellen kann. Das erfolgreichste wurde über 2,2 Millionen Mal angeschaut.

Vom Film-Trip nach New York zur eigenen Ice Cream Roll-Maschine

Da der gesamte Prozess zu dem Zeitpunkt noch ziemlich aufwendig ist, sucht Gil Grobe nach Alternativen und einer Lösung, an möglichst viel Content zu gelangen. Er fliegt für ein paar Tage zu einem Freund nach New York, hier hatten sich bereits ein paar Eisdielen vom Trend aus Thailand inspirieren lassen. “Ich habe im Vorfeld recherchiert und bin dann drei Tage lang von Eisdiele zu Eisdiele gelaufen und habe gefilmt”, so Grobe. Nach der New York-Reise hat er erst einmal genug Content, um alle zwei Wochen ein neues Video zu veröffentlichen. Inzwischen wissen auch Freunde und Bekannte von seinem Kanal und versorgen ihn mit Ice Cream Roll-Clips aus dem Urlaub. “Vor einem halben Jahr habe ich mir dann eine eigene Maschine aus China bestellt. Jetzt kann ich ohne großen Aufwand direkt zu Hause produzieren und spontan auf Trends reagieren”, erklärt Gil Grobe.

So entstehen Videos mit Zutaten wie Oreo-Keksen, Kinderschokolade und Nutella, aber auch eher absurde Kreationen mit Pizza, Hamburgern und Avocados. Grobe dazu: “Die Marken sind einfach extrem beliebt und funktionieren auf Youtube sehr gut. Die Fast Food-Varianten sind natürlich eher ein Gag, laufen aber auch richtig gut, weil sie Reaktionen und Interaktion bei den Viewern hervorrufen.” Eine Kooperation mit einer der Marken, also ein bezahltes Product Placement, habe es bisher aber nicht gegeben.

Monetarisierung durch Youtube, die Vergabe von Lizenzen und einen eigenen Shop

Inzwischen verdient Grobe, der hauptberuflich als Mediaplaner bei einer Agentur in Hamburg arbeitet und sich gerade in Elternzeit befindet, auch Geld mit seinem Kanal. Die genaue Summe möchte er zwar nicht nennen, erklärt aber, dass der Großteil von der direkten Vermarktung der Videos über Google stammt. Seit ein paar Wochen ist er mit seinem Kanal beim Netzwerk Fullscreen Media aus Los Angeles; zuvor war er bei BroadbandTV angesiedelt. “Vor allem für alle Legal-Fragen und den Urheberrechtsschutz durch die Content ID macht es total Sinn, einem Netzwerk beizutreten”, so Gil Grobe.

Eine weitere, wenn auch kleine Einnahmequelle, ist die Lizensierung seines Contents. Immer wieder fragen Publisher eine Übernahme bestimmter Videos an, der Grobe teilweise für einen kleinen Betrag, der Verlinkung des Channels und dem Einbinden seines Logos häufig zustimmt. Außerdem ist seit etwa drei Monaten sein eigener Shop online. “Ich habe mit einer Firma bei Hamburg eine Pulvermischung entwickelt, die perfekt für die Ice Cream Rolls geeignet ist. Das richtet sich aber alles nicht an Endkunden und wird nur in großen Mengen ab sechs Kilogramm produziert. Und die Maschinen habe ich nur als Affiliate-Link eingebunden”, sagt Grobe.

Auch wenn Ice Cream Rolls schon jetzt ein kleiner Hype sind, ist der Bedarf noch nicht groß. Gil Grobe ist aber optimistisch: “Das Thema ist noch jung und trotzdem gibt es auch in Deutschland schon jetzt etwa zehn Eisdielen, die Ice Cream Rolls anbieten und teilweise Kunden von mir sind. Der Markt dürfte sich zur nächsten Saison deutlich vergrößern.” Auch dann will er sich aber weiterhin auf Youtube fokussieren. Zwar ist er auch auf Facebook und Instagram präsent, produziert für die Plattformen aber keinen eigenen, optimierten Content, sondern weist nur auf neue Videos hin.

Zweifacher deutscher FIFA-Meister und der zweite Youtube-Kanal

Falls das Interesse an Ice Cream Rolls irgendwann doch nicht mehr ausreichen sollte, weiß Gil Grobe übrigens auch schon ganz genau, wie es auf Youtube weitergeht. Vor einigen Jahren wurde er zwei Mal deutscher Meister im Videospiel “Fifa” auf der X-Box, spielte Matches mit echten Fußball-Stars wie Bastian Schweinsteiger und dient seitdem immer mal wieder als Experte für verschiedene Medien. “Das ist meine eigentliche Leidenschaft, nach dem Start des Eis-Channels hatte ich deshalb auch direkt einen FIFA-Kanal erstellt. Leider fehlt mir aktuell die Zeit dafür”, so Grobe.

Trotzdem kommt “HOW2FIFA” auf immerhin knapp 24.000 Abonnenten und wird von Athletia Sports supportet. Und Grobe spielt auch schon mit dem Gedanken, wieder mehr Content für den Kanal zu erstellen oder Livestreams zu machen. Spätestens zum Release des neuesten Teils der Serie Ende September wäre dafür wohl ein guter Zeitpunkt.

Bild: YouTube-Screenshot

Dieser Beitrag erschien zuerst bei OMR.com.