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Ausstellungen beim Digital-Gipfel

Angela Merkel war da. Und Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries. Auch SAP-Vorstand Bernd Leukert oder Reinhard Clemens aus dem Vorstand der Telekom. Sie alle wollten beim diesjährigen Digital-Gipfel der Bundesregierung endlich einen Weg finden, wie die Digitalisierung in Deutschland schneller voran schreiten kann. Auf der Veranstaltung Mangelware: Köpfe aus der Startup-Szene. 

Debattiert wurde dennoch. Und zwar über diese Themen:

Die Digitaliserung des Gesundheitswesen

„Ich sehe darin eine große Chance für die Menschheit.“ Malu Dreyer, Ministerpräsidentin Rheinland-Pfalz

Was machen wir mit der Unmenge an zerstreut liegenden Daten von Patienten und Ärzten und wie nutzen sie uns? Das eine der Hauptfragen beim IT-Gipfel, wo die Digitalisierung des Gesundheitswesens im Fokus stand. 

Vorstöße, wie etwa vom Hasso-Plattner-Institut, gibt es dazu bereits. Das Institut arbeitet an einer sogenannten Gesundheitscloud, die Patienten und auch den Ärzten unter anderem einen leichteren Zugang zu ihren Daten und somit eine „lückenlose Patientenhistorie“ schaffen soll. Kritiker weisen jedoch darauf hin, dass es eine hundertprozentige Sicherheit für die sensiblen Daten nicht geben werde.

Die Digitalisierung der Verwaltung

„Wir werden einem 20-Jährigen bald nicht mehr erklären können, dass er zum Amt muss, um seinen Umzug von Straße A nach B anzumelden.“ Thomas Strobl, Innenminister Baden-Württemberg

Ein übergreifendes, virtuelles Portal soll her, das den Bürgern online Zugriff auf Angebote der Behörden liefern und ihnen so Gänge aufs Amt ersparen soll. Auf der Bühne in Ludwigshafen wurde das etwas zu plakativ als das „Amazon der Verwaltung“ bezeichnet. Verwaltungen sollen verpflichtet werden, daran teilzunehmen, um einen gemeinsamen Anlaufspunkt für Anfragen zu haben. Aber: Eine Studie aus dem Jahr 2016 zeigt, dass nicht einmal jeder Zweite der Befragten die bisherigen Onlinefunktionen der Behörden in Anspruch nimmt.

Ein Ministerium für digitale Anliegen

„Ich bin davon überzeugt, dass uns das nicht weiterbringen würde.“ Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries

Viele fordern ein Digitalministerium, das sich nur um Themen wie Netzausbau oder künstliche Intelligenz kümmert. Sowohl Bundeswirtschaftsministerin Zypries als auch Bitkom-Präsident Thorsten Dirks lehnten dies auf dem Gipfel ab. Einem solchen Zusammenschluss fehle „die Macht der Umsetzung“, da die Digitalisierung „immer ein Querschnitt durch andere Felder“ sei, sagte Dirks. 

Die Digitalisierung der Wirtschaft

„Die Welt schläft nicht und wartet nicht auf Deutschland.“ Bundeskanzlerin Angela Merkel

Die Digitalisierung müsse vorangetrieben werden, war die einhellige Meinung auf dem Gipfel. Doch wie? Für viele war die Antwort: schnelles Internet. Kein Wunder: Deutschland zum Beispiel im OECD-Vergleich bei der Versorgung mit Glasfaseranschlüssen auf Platz 28 von insgesamt 32. Pläne bisher: Bis zum Jahr 2025 will der Bund ein flächendeckendes Gigabitnetz einführen. Doch ob das das Allheilmittel sein wird? 

Sind digitale Plattformen eine Gefahr?

„Wir brauchen für Plattformen einen Rechtsrahmen.“ Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries

Sind digitale Plattformen wie Amazon, die zwischen Hersteller und Kunden stehen, gut oder böse? Während auf der einen Seite Portale wie Flixbus gelobt wurden, mahnte die andere aufgrund der mächtigen Vermittlerposition zur Vorsicht. Wie ein Rechtsrahmen aussehen soll? Das wurde nicht diskutiert.

Obwohl dies eine eigentlich ideale Umgebung für Startups wäre, deren Geschäftsmodell oftmals auf Digitalität beruht, waren Köpfe der Startupszene nur vereinzelt vertreten. Zwar fand am ersten Tag des Gipfels eine Veranstaltungsreihe zu Startups aus dem Bildungsbereich statt. Doch die einzige Vertreterin der Startupszene, die am Haupttag an einer Diskussion teilnehmen durfte, war Anna Kaiser von Tandemploy. Und sie hatte in ihrem – wenn auch nur kurzem Auftritt – bereits wichtiges zu sagen: „Es darf nicht nur beim gegenseitigen Beschnuppern bleiben“, mahnte sie auf der Bühne. Man solle die Wirtschaft nicht mehr in Old und New Economy einteilen. „Am Ende geht es darum, Probleme und Lösungen zu präsentieren und auf Augenhöhe zu diskutieren.“

Bild: Gründerszene