Bildung
Bildung Alles soll so bleiben, wie es ist. Wenn es nach dem Lehrerverbandschef geht.

Endlich mal ein Vorschlag, der in die Zukunft zeigt. Bundesbildungsministerin Johanna Wanka möchte in den kommenden Jahren fünf Milliarden Euro in die Schulen investieren, um sie mit digitalem Equipment auszustatten. „Schülerinnen und Schüler müssen heute auch digital lernen und arbeiten können, statt nur zu daddeln“, hatte die Ministerin am Wochenende gesagt.

Doch jetzt zeigt sich, wie schwierig es in Deutschland ist, so einen Plan in die Wirklichkeit umzusetzen. In einem Interview mit der Passauer Neuen Presse spricht sich der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Josef Kraus, gegen Computer an Schulen aus. Das kann er durchaus machen, denn niemand hat etwas dagegen, eine Diskussion über die Digitalisierung von Klassenzimmern zu führen. Doch die Art seiner Antworten zeigt, wie verheerend es um die Innovationsfreudigkeit der Institution Schule in Deutschland aussieht.

Auf der Terrasse nur Kännchen

Auf die Frage, ob es sich bei dem Vorschlag um eine längst überfällige Digitaloffensive handelt, fällt Kraus als allererstes ein: „Der Bund ist für so etwas eigentlich nicht zuständig.“ Geht es noch fantasieloser und bürokratischer? Kollege kommt gleich – und auf der Terrasse werden nur Kännchen serviert. Das ist ein schönes Beispiel für allerfeinste Bürokratendenkmuster.

Im weiteren Verlauf des Interviews erfahren wir, dass Kraus lieber die baulichen Schäden an den 40.000 Schulen in Deutschland sanieren möchte als in eine digitale Bildungsoffensive zu investieren. Natürlich sind die Zustände an den Schulen oft erbärmlich. Aber was ist in einen Lehrer gefahren, der seinen Schülern mit dem Hinweis auf kaputte Toiletten den Zugang zu digitaler Bildung und Bildung mit digitalen Hilfsmitteln verbauen will?

„Wir brauchen keine Laptop-Klassen“

Josef Kraus ist der Meinung, dass es kaum etwas bringt, wenn Schulen mit Computern ausgestattet werden. „Wir brauchen keine Laptop-Klassen! Die Digitalisierung der Klassen würde die bei den Schülern ohnehin vorhandene Neigung zum Häppchenwissen noch verstärken.“ Wahrscheinlich hat er sogar recht. Denn wenn die Lehrer im Unterricht so uninformiert und fantasielos agieren, wie ihr Verbandschef in seinem Interview, dann werden Computer im Klassenzimmer nichts, aber auch gar nichts bringen.

Es braucht zur Hardware natürlich Lehrkräfte, die eine Vorstellung davon haben, wie man Digitaltechnik gewinnbringend und intelligent in Schulen einsetzen kann. Das geht nämlich, wenn man sich Gedanken macht. Es sind neue Lehrkonzepte, Ideen und eine ganze Menge Kreativität gefragt.

Eins steht fest: Von Josef Kraus werden neue Impulse für die Bildung, die für unser Land in den kommenden Jahrzehnten überlebenswichtig sein wird, garantiert nicht kommen. Und unsere Kinder werden uns fragen, warum wir uns nicht leidenschaftlicher für ihre digitale Bildung eingesetzt haben, wenn es auf dem globalen Jobmarkt der Zukunft schlecht für sie aussieht.

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