Die deutsche Wirtschaft scheint für die Digitalisierung schlecht gewappnet zu sein. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbands Bitkom unter mehr als 500 Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern.

Demnach sieht sich jedes vierte Unternehmen wegen der Digitalisierung in seiner Existenz gefährdet. Zwar betrachten der Studie zufolge 86 Prozent der Unternehmen die Digitalisierung eher als Chance und nicht als Risiko. Zugleich sehen sich aber sechs von zehn Unternehmen bei der Digitalisierung als Nachfolger.

Dabei hat die Digitalisierung längst grundlegende Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft. Fast jedes dritte Unternehmen in Deutschland hat wegen ihr bereits Produkte vom Markt genommen. Dieser Wert hat sich binnen Jahresfrist verdoppelt. „Wir gehen davon aus, dass dies noch weiter zunehmen wird“, sagte Bitkom-Präsident Achim Berg bei der Vorlage der Studie.

Den deutschen Unternehmen ist die Tragweite der Entwicklung zwar klar. Knapp 60 Prozent von ihnen geben an, dass Konkurrenten aus der Internet- und IT- Branche auf ihren Markt drängen. Allerdings hat gut jeder vierte Betrieb dennoch überhaupt keine Digitalstrategie.

„Kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem“

Und nur jedes fünfte Unternehmen sagt, dass es in diesem Jahr gezielt in die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle investiert. „Wir haben also kein Erkenntnis-, sondern ein Umsetzungsproblem“, sagte Berg.

Die deutsche Wirtschaft setzt dabei große Hoffnung auf die Politik. 85 Prozent der Unternehmen fordern, dass die Digitalisierung ein Topthema für die neue Bundesregierung sein sollte. Und 97 Prozent verlangen, dass Ämter und Behörden ihre Leistungen auf digitalem Weg anbieten.

Und fast ebenso viele fordern eine zentrale Stelle in der Bundesregierung, die sich um das Thema Digitalisierung kümmert. Der Bitkom drängt daher auf eine schnelle Einigung bei der Regierungsbildung. „Die Digitalisierung wartet nicht auf Deutschland“, sagte Bitkom-Präsident Berg. Eine digitale Vision für Deutschland werde gebraucht.

Dieser Artikel erschien zuerst bei Welt.de.

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