DLD Women

Startup-Gründerinnen im Internet

„Das Internet ist weiblich“ hatte Maria Furtwängler, die Schauspielerin, DLD-Women-Schirmherrin und Ehefrau von Verleger Hubert Burda kürzlich in einem Interview mit dem Manager Magazin verlauten lassen. Die digitale (R)evolution bringe Frauen nach vorne – das ist auch die These von Burdas DLD Women Konferenz ( www.dldwomen.com): Neue Regeln, neue Werte. Doch wohin das Auge reicht, die meisten Internetevents und Tech-Startups sind bisher vor allem eines: männlich dominiert. Gründerszene fragte Frauen aus der Internetszene: Ist das Internet weiblich?

Die bekannte Schirmherrin der DLD Women Maria Furtwängler hatte unlängst im Interview mit dem Manager Magazin zur Macht von Frauen in der Medienwelt von morgen gesagt: „Ich glaube, dass das Internet weiblich ist.“ Im Internet könne man mit einer guten Idee für wenig Geld ein neues Geschäft beginnen. Das Internet sei kapitalschlanker und deshalb eine große Chance, so Furtwängler gegenüber dem Wirtschaftsblatt.

Und ja: Es gibt sie, Frauen wie Verena Delius von Goodbeans, Claudia Helming von DaWanda (www.dawanda.de), Zoe Adamovicz von Xyologic (www.xyologic.com), Julana Chondrasch von Fashionism, Chanyu Xu von Customer Alliance (www.customer-alliance.de), Constanze Buchheim von I-Potentials (www.i-potentials.de), Maru Winnacker von Project Oona (www.projectoona.de) oder Delia Fischer von Westwing (www.westwing.de) – die weiblichen Gründer in der Internetwelt. Gründerszene hat über Monate mit vielen von ihnen in der Gründerinnen-Kolumne gesprochen, über ihre Perspektive auf Tech, ihren Weg zum Business-Plan und die Arbeit in einer Männerdomäne. Und es gibt eine gefühlt wachsende Zahl von weiblichem Führungspersonal in Internetstartups.

TechCrunch hatte unlängst in Kooperation mit der Organisation Girls in Tech (www.girlsintech.org) sogar eine Liste mit den Top Girls in Tech aufgestellt. Und in Berlin hat sich mit Berlin Geekettes (www.berlingeekettes.com) ein aktives Netzwerk für Frauen in Tech formiert. Fakt ist auch: Frauen bestimmen über zwei Drittel aller Kaufentscheidungen und prägen die digitale Kommunikation – sie zu verstehen, ist für Unternehmen und Marken hochrelevant.

Doch irgendwie gibt allein die Ausrichtung und Themenwahl der DLD Women dem Zweifel um die gute Quote von Frauen im Internet bereits Recht. Bisher ist das Internet nicht wirklich weiblich.

DLD Women zu weich?

Die kleine Schwester von Verleger Hubert Burdas DLD (digital – life – design), die DLD Women, will nun zum dritten Mal die Frauenmärkte erobern. Zur DLD Women werden in München am 11. und 12. Juli über 600 Gäste und 80 Referenten erwartet. Unter ihnen Arianna Huffington (per Videoschaltung), Viviane Reding, Vizepräsidentin der Europäischen Kommission und zuständige Justizkommissarin, US-Anchorfrau Pat Mitchell, Präsidentin und Geschäftsführerin des Paley Center for Media und Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen.

Im Fokus steht mit dem Titel „New Rules, New Values“ – die Frage, wie Digitalität unser aller Leben, aber speziell das Leben von Frauen verändert. Bei der DLD Women geht es um weibliche Vorbilder. In den USA drehe es sich, so die Veranstalter, aktuell um „Female Empowerment“ – wie man es Frauen ermöglichen kann, erfolgreich zu sein, sich beruflich zu engagieren und dabei weibliche Stärken einzubringen.

„Wir haben außergewöhnliche Role Models eingeladen, die über ihre Forschung, ihren Erfolg und ihr Engagement berichten werden und dabei einen Schwerpunkt auf den Paradigmenwechsel durch Digitalität legen!“, sagten Maria Furtwängler und DLD-Geschäftsführerin und DLD-Mitgründerin Stephanie Czerny im Vorfeld der Konferenz.

Die DLD Women wolle diesen Ansatz nach Deutschland und Europa bringen. Denn das zeigen aktuelle Forschungsergebnisse aus der Neurowissenschaft, welch Wunder: Männer und Frauen sind unterschiedlich. Was der DLD Women noch ein wenig fehlt, sind die harten Themen um Business und Erfolg. Denn fernab von Gender-Themen (How the Mobile Revolution Promotes Diversity, Women Matter – Instruments to Close the Gender Gap, etc.) ist es wohl vor allem die andere Perspektive, die Frauen in sich tragen, die zählt. Und die sie zu den Heldinnen im Internet machen könnte.

DLD Women: Internet und Frauen?

„Wir wollen uns mit der DLD Women nicht auf eine Gender-Diskussion festlegen lassen“, sagte Furtwängler im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa. „Und doch schauen wir natürlich besonders, was die Digitalisierung der Welt für uns Frauen bedeutet.“

Wahrscheinlich kommt das Beste ja ohnehin zustande, wenn Männer und Frauen partizipieren. Gründerszene fragte im Vorfeld der DLD Women Frauen aus der Internetszene nach ihrer Perspektive auf die Frage: Ist das Internet weiblich?

Caitlin Winner, Co-Founder / CPO Amen (www.getamen.com)


„The Amen user base is about 1/3 female. Interestingly, this exactly reflects the gender ratio of the three founders.“

Delia Fischer, Gründerin Westwing


„Das Internet an sich ist natürlich unisex. Die Mehrheit der Leute, die allerdings in Deutschland daran arbeiten, ist männlich – auch wenn sich zahlreiche Angebote an Frauen richten. Um dem besser Rechnung zu tragen, haben wir bei Westwing immer auf ein sehr ausgewogenes Verhältnis zwischen weiblichen und männlichen Mitarbeitern geachtet und empfinden das tagtäglich als eine enorme Bereicherung – auch wenn die Meinungen manchmal ganz klar auseinandergehen. Aber genau die Diskussionen, die dann entstehen, schenken uns bessere Resultate.“

Zoe Adamovicz, Gründerin Xyologic


„It’s neither male nor female. Internet is a love affair: it takes both to make it really beautiful and exciting.“

Maru Winnacker, Gründerin Project Oona

„Klar ist das Internet weiblich! Frauen shoppen online wie verrückt! Es wäre schön, wenn es noch mehr Internet-Unternehmerinnen gäbe, damit es endlich mehr Online-Plattformen gibt, die gezielter auf die weibliche Zielgruppe eingehen.“

Jessica Erickson, Gründerin Berlin Geekettes


„I understand that big tech brands are mainly founded by men but the landscape is slowly changing and more women are entering the tech world. Women executives are playing a crucial role in the development and success of companies. Just to name a few: Marissa Mayer (Google), Sheryl Sandberg (Facebook), Gini Rometty (IBM), Diane Bryant (Intel) and Ann Livermore (Hewlett-Packard). I believe women are inspired by these high-tech leaders and as more enter the scene, more ladies will take notice and realize that they can work for a large or small tech company or possibly even start their own. All we need are more leaders, more mentors and a push for women to enter more technical roles.“

Marguerite Imbert, VentureVillage (www.venturevillage.eu)


„I would say, upon reflection, that the Internet is transgender. It developed away from its masculine roots as a tool for nuclear warfare into its current state as a female form, a fluid body of persuasions, expression, and creativity.“

Teresa Bücker, freie Autorin und Social-Media-Referentin SPD-Bundestagsfraktion


„Die Vernetzung von Aktivistinnen über das Internet hat in den letzten Jahren deutlich dazu beigetragen, dass genderpolitische Fragestellungen auch wieder im Mainstream debattiert und Veränderungen angestoßen werden. Der weibliche Netzaktivismus ist eine relevante politische Gegenöffentlichkeit, und ich glaube, dass er gerade erst am Anfang steht.“

Corinna Kastner, Director Business Development Vertical Media


„Ist das Internet weiblich? Nein. Es ist eher das Medium, das es jedem ermöglicht, sich selbst zu verwirklichen und eigene Ideen zeit-, orts- und sogar fast ressourcen- und fähigkeitenunabhängig umzusetzen. Egal ob als Frau, Mann oder Team.“

Phillipa Pauen, Gründerin Wummelkiste (www.wummelkiste.de)


„Das Internet wurde von Männern aufgebaut, wird derzeit von Männern und Frauen genutzt und wird in Zukunft von Frauen dominiert werden – shoppen und Social Media sind nur der Anfang!“

Constanze Buchheim, Gründerin I-Potentials


„Das Internet eröffnet Frauen enorme Freiräume in der Arbeitswelt – für Internetunternehmen gibt es keine Old-Economy-Baupläne, also per se auch keine „gläserne Decke“ oder festgefahrene Karrieremodelle. Außerdem tragen E-Commerce, Online-Kommunikation und so weiter massiv dazu bei, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein bisschen leichter zu machen.“

Bild: michael berger  / pixelio.de