Carolin Silbernagl, Gründerin und Geschäftsführerin von dotHIV
Carolin Silbernagl, Gründerin und Geschäftsführerin von dotHIV Carolin Silbernagl, Gründerin und Geschäftsführerin von dotHIV

dotHIV: Per Klick zum Wohltäter

Das Berliner Startups dotHIV hat es endlich geschafft: Ab heute ist mit .hiv die erste gemeinnützige Domain-Endung weltweit erhältlich. Künftig können sich Unternehmen, Organisationen oder Einzelpersonen die neue Top-Level-Domain kaufen, um den Kampf gegen Aids und HIV zu unterstützen. Denn Nutzer, die auf eine Seite mit einer .hiv-Endung klicken, werden auf die normale Zielseite weitergeleitet, spenden aber mit jedem Klick einen Mikrobetrag an ein Aids-Hilfsprojekt.

Die Idee für dotHIV entstand bereits 2010: Zwei Jahre lang mussten Carolin Silbernagl (Foto) und Philipp Kafkoulas mit der internationalen Internetverwaltung ICANN verhandeln, die alle Top-Level-Domains weltweit vergibt. Im März dieses Jahres kam schließlich die finale Zusage und das Projekt konnte umgesetzt werden. Wir erklären, wie die Idee von dotHIV genau funktioniert.

Was will dotHIV erreichen?

Das Berliner Startup will die Rote Schleife – das globale Symbol für die Solidarität mit Aids-Kranken und HIV-Infizierten – ins Netz bringen und virtuelle Klicks in finanzielle Hilfe im Kampf gegen die Krankheit verwandeln. Schon im ersten Jahr will dotHIV eine Million Euro spenden.

Wie genau werden Klicks in Spenden verwandelt?

Wer eine der teilnehmenden Webseiten mit der Domain-Endung .hiv aufruft, wird regulär auf die Zielseite weitergeleitet. Allerdings zählt ein zwischengeschalteter Klick-Zähler die Seitenaufrufe. Pro Klick spendet dotHIV dann 0,1 Cent an ein Hilfsprojekt. Das Sozialunternehmen behält sich allerdings vor, den Betrag bei Bedarf zu ändern. Der Klick kostet weder den Besucher, noch die Seitenbetreiber Geld, weil das Geld im Spendentopf aus dem Verkauf der Adressen stammt.

Wie viel Geld kostet die Domain für Unternehmen und Organisationen?

HIV-Organisationen erhalten ihre .hiv-Adresse kostenlos. Für Unternehmen kostet die Top-Level-Domain ab 13 Euro pro Monat. Das Geld fließt zum größten Teil direkt in den Spendentopf, aus dem das Geld von den Klicks an die Hilfsorganisationen gezahlt wird. Die neue Top-Level-Domain kann bei jedem großen Domain-Händler gekauft werden, die dann einen Großteil des Betrags an dotHIV weiterleiten.

An welche Projekte geht das Geld?

Mit dem Geld will dotHIV innovative Projekte fördern, die den Zugang zu lebensrettenden Medikamenten verbessern und – wenn möglich – dabei neue digitale Technologien verwenden. An welche Projekte das Geld fließt, entscheidet dotHIV zusammen mit Experten. So können die Spenden zum richtigen Zeitpunkt an die richtigen Organisationen gezahlt werden. Als erstes werden Organisationen in Ruanda, in den USA, in der Türkei und Südafrika unterstützt.

Wann werden die ersten Seiten mit der Toplevel-Domain .hiv freigeschaltet?

Am heutigen Dienstag um 16 Uhr sollen die ersten Seiten mit der Domain-Endung .hiv freigeschaltet werden. Zu den Startkunden zählen die Deutsche Aids-Hilfe (aidshilfe.hiv), der Online-Shop Plus.de (plus.hiv) oder die Hamburger Werbeagentur Thjnk (thjnk.hiv), mit deren Unterstützung die Idee für dotHIV entwickelt wurde. Auch Amazon, Instagram, Tumblr, Microsoft oder Google haben sich laut Silbernagl schon die Domain-Endung gesichert. Die Endung ist bei diesen Firmen aber noch nicht aktiv.

Wie finanziert sich dotHIV?

Rund 600.000 musste das Sozial-Startup, das sechs Mitarbeiter hat, bisher investieren. „Wir haben 16 Business Angel, die alle mindestens 25.000 Euro gegeben haben“, erklärt Silbernagl. Außerdem wird DotHIV von der IBB und Tengelmann Social Ventures unterstützt. „Wir zahlen das Geld zurück“, ist sich Silbernagl sicher.

Übrigens: Carolin Silbernagl ist Speaker bei TEDxBerlin am 6. September in Berlin.

Bild: Hannah Loeffler