Jennifer Schwanenberg
Jennifer Schwanenberg Jenni Schwanenberg baut für die dpa einen Accelerator auf, der sich um Medien-Startups kümmern soll

Ratlosigkeit und Beharrungskräfte in vielen Medienunternehmen

So geht es nicht weiter! Die Medienbranche ist sich ausnahmsweise einig. Irgendwie muss man sich dringend modernisieren – den Journalismus, das Geschäftsmodell oder alles zusammen – weil sich mit der digitalen Vernetzung alles geändert hat. Aber die Ratlosigkeit und die Beharrungskräfte bei den traditionsreichen Medienunternehmen sind groß. Wie soll das funktionieren? Manchmal endet der Versuch, Redaktionen für die digitalen Zeiten neu aufzustellen sogar mit einem Rausschmiss des Chefredakteurs, wie zuletzt beim Spiegel.

Die Deutsche Presse-Agentur will das Innovationstempo in Deutschlands Medienlandschaft jetzt deutlich erhöhen. Die Idee: Der Next Media Accelerator, den man als Gesellschafter betreibt, soll junge Unternehmer, Startups und Entrepreneure journalistische Produkte, Innovationen, Recherchetools, Bewegtbilderkenung oder neue Geschäftsmodelle erfinden, die Grundlage für digitalen Journalismus der Zukunft sein können. Die Media Innovation Managerin Jenni Schwanenberg, die den Accelerator gemeinsam mit den Gründern und Geschäftsführern der dpa-infocom, Meinolf Ellers und Christoph Dernbach, aufbaut, schreibt in einem Artikel auf medium.com: „Wir lieben Nachrichten, wir lieben Journalismus und wir wollen Erfolg in der digitalen Welt haben. Um den Wandel im Mediengeschäft zu beschleunigen, wollen wir diesen Accelerator starten.“

Die Ziele sind nicht gerade bescheiden. Nicht nur das eigene Geschäft soll gerettet werden, sondern der Accelerator will möglichst die Kernprobleme der ganzen Branche lösen. Vor deutlichen Worten über Schwächen der dpa schreckt Schwanenberg auch nicht zurück: „Wir sind ziemlich gut darin zu managen, wir sind erfolgreich darin, unsere Angebote auf neue Produkte und neue Märkte auszuweiten. Aber wir sind einfach sehr schlecht darin, neue Produkte in neuen Märkten zu kreieren.“ Dafür soll jetzt das Accelerator-Programm sorgen. Die geförderten Jungunternehmer erhalten dafür Büroräume, Mentoren und eine Anschubfinanzierung.

Ein Vorbild in den USA gibt es natürlich auch. In San Francisco sitzt der Medien-Accelerator Matter, das unter dem Motto „Changing media for good“ nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert. Unterstützt wird das Unternehmen von Chef Corey Ford unter anderem von der New York Times. Hier ist schon die vierte Generation von betreuten Startups am Start. In der Nachbarschaft von Matter residiert die kleine Firma Circa, die mit ihrer Nachrichten-App Aufsehen erregt und zeigt, wie Nachrichten-Journalismus im Smartphoneformat funktionieren kann.

Um den Accelerator in Hamburg zu betreiben soll ein Fond aufgelegt werden, in den Medienunternehmen aber auch branchenfremde Geldgeber investieren und sich so an den Ideen und Produkten, die möglichst schnell zur Marktreife gebracht werden sollen, beteiligen können. Ein Chef oder eine Chefin für Next Media Accelerator wird derzeit gesucht. Der Anspruch ist hoch. Denn es soll jemand sein, der sowohl journalistische als auch unternehmerische Erfahrung hat und möglichst ein eigenes Startup geleitet hat. Schwanenberg: „Es wäre gut, wenn er oder sie schon mehrere Firmen erfolgreich aufgebaut hätte.“ Im ersten Quartal des noch nagelneuen Jahres 2015 soll es richtig losgehen.

Foto: dpa