Eckt immer öfter an: Tesla-Gründer Elon Musk.
Eckt immer öfter an: Tesla-Gründer Elon Musk.

Elon Musk gehört mit Sicherheit zu den modernen Genies. Jene besondere Persönlichkeit, dies es nur alle paar Jahrzehnte gibt. Mit seinem ersten Unternehnem „Zip2“ machte er seine ersten Millionen mit 28 Jahren. Ein größerer Batzen kam rein, als er seine Anteile an Paypal verkaufte. In den letzten Jahren zeigte er mit den Unternehmen Tesla und SpaceX, wie man ganze Industrien auf den Kopf stellen kann. Während Musk mit SpaceX allerdings offenbar ein bisschen Geld verdient, läuft Tesla weiterhin positiven Jahresabschlüssen hinterher.

Die Geduld der Anleger ist dabei erstaunlich. Zwar hat Tesla bislang als einziges Unternehmen brauchbare E-Autos in der Ober- und Mittelklasse im Angebot, aber die großen Hersteller holen mit Anlauf zum Gegenschlag aus. Den Jaguar iPace gibt es als Konkurrenz zum Telsa X schon jetzt, es folgen noch in diesem Jahr der Audi etron und 2019 der Mercedes EQC. VW wird ab 2020 den Markt der Mittelklasse mit diversen I.D. Modellen aufrollen. Bis dahin muss Tesla entweder profitabel sein oder noch ein Auto zur Massenmobilität aus dem Hut zaubern.

Tesla, SpaceX und SolarCity

Waren die Entscheidungen von Musk bisher fast makellos, so hat sich das Bild in den letzten Monaten massiv verändert. Die Produktionsziele des Tesla 3 konnten zunächst überhaupt nicht erreicht werden. Musk hatte zu sehr auf eine automatisierte Herstellung des Autos gesetzt, um die Produktionskosten niedrig zu halten. Doch das klappte nicht, kurzerhand musste die gesamte Produktion umgestellt werden. Auf den letzten Drücker erreichte man Ende Juni dann die korrigierten Ziele. Die bestanden aus Zahlen, die man eigentlich schon Februar erreicht haben wollte. Auch um SolarCity, das Unternehmen, das Musk vor zwei Jahren aus der Familie übernommen hat, steht es nicht gut. Die Auftragslage sei schwierig, heißt es.

Dass Tesla eine größere Schieflage droht, sollte es zu weiteren Verzögerungen bei Tesla 3 kommen, ist eine Sache. Eine andere Sache ist, wie Elon Musk mit der lauter werdenden Kritik umgeht. Twitter Accounts wie @teslacharts haben es schon lange auf Musk abgesehen und versorgen die Welt mit jeder noch so kleinen Sache, die man als negative Meldung auslegen könnte. Der anonyme Account, der offenbar von mehreren Personen geführt, äußerte sich auf Anfrage nur zurückhaltend. Es handele sich weder um einen schlecht gelaunten Ex-Angestellten, noch um einen Hedgefond, der Tesla schon länger „short“ gesetzt habe und jetzt versucht, den Aktienpreis zu drücken. Man sei besorgt, dass es sich beim Tesla um Betrug handeln könnte, so der Account. Gerüchte rücken den Account aber in die Nähe von Short-Seller Jim Chanos.

Die Nerven liegen blank

In den letzten Monaten konnte man sehen, dass das Nervenkostüm von Musk dünn geworden ist. Je mehr Kritik auf ihn, seinen Führungsstil und seine Unternehmen prassele, desto lautstarker wurden seine Beleidigungen in die Gegenrichtung. Aber genau das ist es, was seine Gegner erreichen wollen. Gleichzeitig scheint seine Hybris mittlerweile so groß zu sein, dass er glaubt, für jedes Problem eine Lösung zu haben. Als das für die Rettung der Kinder aus einer Höhle in Thailand innerhalb von wenigen Tagen gebastelte Mini-U-Boot von den Rettern vor Ort ablehnt wurde, beleidigte er diese nachträglich.

Der Eindruck verstärkt sich, dass sich Musk mit all seinen Unternehmen übernommen hat. Wie bei vielen Managern leidet Musk wohl unter dem Phänomen nicht loslassen zu können. Nur er hat die Lösung, nur er weiß, wie es geht. Das nimmt er zumindest offensichtlich an. Noch kommt er mit dieser Methode durch, aber die Zeichen mehren sich, dass der Daumen sich langsam nach unten senkt. Allein in den letzten vier Wochen hat die Aktie von Tesla ordentlich verloren. Und das trotz der guten Meldungen rund um den Tesla 3. Schuld daran haben auch die medienwirksamen negativen Ausfälle von Elon Musk. Diese sorgen dafür, dass das Vertrauen in Musk und sein Imperium schwindet. Musk muss sich überlegen, was er will. Seine Unternehmen ordentlich führen, oder einen Kampf mit den Medien ausfechten.

Don Dahlmann ist seit über 25 Jahren Journalist und seit über zehn Jahren in der Automobilbranche unterwegs. Jeden Montag lest Ihr hier seine Kolumne „Drehmoment“, die einen kritischen Blick auf die Mobility-Branche wirft.

Bild:Getty Images / PETER PARKS