Drivy-Deutschland-Chef Gero Graf, Drivy-Gründer Paulin Dementhon und Autonetzer-Gründer Sebastian Ballweg (von links)

Erfolg für das Stuttgarter Startup Autonetzer: Der französische Wettbewerber Drivy übernimmt das 2010 gegründete Unternehmen. Der Kaufpreis ist nicht bekannt.

Über Autonetzer und Drivy können Privatpersonen ihr Auto an andere Privatpersonen vermieten – so können die Vermieter ihr Fahrzeug refinanzieren und die Mieter Geld gegenüber einer herkömmlichen Autovermietung sparen. Autonetzer war erst im vergangenen Jahr mit dem Berliner Startup Nachbarschaftsauto fusioniert. Nach dem Zusammenschluss waren 10.000 Autos auf der Plattform registriert, Autonetzer stieg zum deutschen Marktführer auf.

Drivy hingegen gilt mit bisher 500.000 Nutzern und 27.000 Fahrzeugen insgesamt im Bereich private Autovermietung als europäischer Marktführer. Drivy war zunächst nur in Frankreich aktiv, im vergangenen Herbst startete das Startup in Deutschland. In den kommenden Wochen soll die Expansion nach Spanien folgen.

Bei einem Treffen in Berlin sprachen Autonetzer-Gründer Sebastian Ballweg, Drivy-Gründer Paulin Dementhon und Drivy-Deutschland-Chef Gero Graf mit Gründerszene über den Deal. Erste Gespräche mit Drivy habe es bereits 2014 gegeben, erzählt Ballweg. Anfangs sei aber nicht genügend Geld für eine Übernahme vorhanden gewesen, ergänzt Drivy-Gründer Dementhon, der für die Übergabe aus Paris gekommen war. Erst dank einer Finanzierung über 14 Millionen Euro, die in den vergangenen Monaten zusammenkam, habe Drivy Autonetzer ein Angebot machen können.

Zum 10. Juni werden nun die Plattformen von Autonetzer und Drivy in Deutschland zusammengeführt. Auf Drivy Deutschland sind dann insgesamt 11.000 Autos registriert. Von den fünf Mitarbeitern, die bisher für Autonetzer in Stuttgart tätig waren, werde allerdings keiner zu Drivy wechseln, erklärt Autonetzer-Gründer Ballweg. Auch er und sein Mitgründer Markus Gößler blieben nur als Berater an Bord. Der größte Wettbewerber von Drivy in Deutschland dürfte nach der Fusion Tamyca aus Aachen sein.

Für Drivy hat Deutschland-Chef Graf nach der Übernahme ambitionierte Ziele: Er wolle weitere Mitarbeiter für das Marketing und die Kundenbetreuung einstellen und bis Ende 2016 sowohl die Zahl der Autos als auch der Nutzer hierzulande verdoppeln. „Wir sind Teil einer neuen Mobilität“, betont er. „Carsharing gehört zum Stadtbild und ist in den Köpfen der deutschen Bevölkerung angekommen.“. Dabei solle Drivy das Angebot professioneller Carsharing-Dienste wie Car2Go oder DriveNow ergänzen. Graf schildert ein Szenario, bei dem ein Kunde mit einem Auto von DriveNow oder Car2Go innerhalb der Stadt zum Bahnhof fährt, von dort mit dem Zug in eine andere Stadt reist, um von dort wiederum für mehrere Tage mit einem Drivy-Wagen aufs Land zu fahren. Für mehrtägige Ausflüge seien nämlich die anderen Carsharing-Anbieter, die vor allem kurze, innerstädtische Strecken bedienen, nicht geeignet.

Drivy-Gründer Paulin Dementhon ist es wichtig, dass sein Unternehmen nicht nur als Marktplatz, sondern vor allem als Software-Unternehmen wahrgenommen wird. So habe Drivy in Frankreich kürzlich eine App gelauncht, mit der jeder Nutzer den Mietvertrag inklusive Unterschrift mobil bearbeiten und abschließen könne. Bisher mussten die Unterlagen dafür ausgedruckt werden. Langfristig sollen Drivy-Nutzer die Autos privater Vermieter sogar ohne Schlüssel öffnen können. Dazu soll die benötigte Hardware im Auto installiert werden. Derzeit werde das System schon mit 20 Autos in Frankreich getestet.

Bild: Hannah Loeffler für Gründerszene