VKontakte-Gründer Pavel Durov
VKontakte-Gründer Pavel Durov VKontakte-Gründer Pavel Durov

„So long, and thanks for all the fish“

Es war ein schleichender Ausstieg, und ein kontroverser. Gründer Pavel Durov verlässt das größte russische Social Network, VKontakte. Mit 240 Millionen registrierten Mitgliedern und 60 Millionen täglichen Nutzern ist das sieben Jahre alte Netzwerk die Nummer eins in Russland und anderen früheren sowjetischen Staaten – mit großem Vorsprung vor Facebook.

Update vom 3. April 2014: Allem Anschein nach war Durovs seinen Abschied doch nicht ganz endgültig. Einige Medien berichten davon, dass der VKontakte-Gründer seine Kündigung zurückgezogen habe. Wie TechCrunch unter Berufung auf einen Insider schreibt, habe er „noch nicht aufgeben wollen“. Derweil postete Durov ein sehr kryptisches Update auf seiner VK.com-Seite: „Glückwunsch an alle, die entschieden haben, ich solle mich freiwillig zurückziehen.“

Gründer Pavel Durov verlässt VKontakte
Gründer Pavel Durov verlässt VKontakte „Es ist immer schwieriger geworden, die Prinzipien zu verteidigen, die einmal das Fundament unseres sozialen Netzwerks waren.“ Mit diesen Worten und diesem Bild verabschiedete sich Durov.

„Wenn die Gründer verkaufen, geht das Unternehmen meist den Bach runter“, sagte Durov erst noch im Oktober. Im Januar gab er seine 12 Prozent an dem Unternehmen ab, rund 305 Millionen Euro sollen die Anteile wert gewesen sein, schreibt das Wall Street Journal. Käufer war ein Partner von Alischer Usmanow.

Der ist der reichste Mann Russlands – und ein treuer Anhänger des Kremls. Letzteres scheint auch der Hintergrund für das Ausscheiden des Gründers zu sein. Wer Durovs Nachfolge als CEO antreten soll, wurde noch nicht bekannt gegeben.

Durov hatte sich schon zuvor häufig für eine freie Meinungsäußerung ausgesprochen und war damit negativ aufgefallen. Auch bei den VK-Investoren. Denn zu denen gehört auch Mail.ru, bei dem Usmanow Großaktionär ist.

Vorwürfe auf beiden Seiten

Aber auch anderweitig machten die Geldgeber Durov erhebliche Vorwürfe. Etwa, dass der Gründer das von ihnen bereitgestellte Geld heimlich dafür nutze, sein neues Projekt voranzutreiben. Die „sichere“ Messenger-App Telegram hatte seit dem Verkauf den Konkurrenten WhatsApp an Facebook und zuvor seit der NSA-Überwachungsaffäre deutlich an Publicity und nach eigenen Angaben auch viele Nutzer gewonnen. Nach eigenen Angaben wird Telegram in Berlin betrieben – allerdings gibt es keine Adresse des Firmensitzes. Offiziell finanziert wird Telegram von Durovs US-amerikanischer Beteiligungsgesellschaft. Durov hingegen warf insbesondere Mail.ru vor, eine feindliche Übernahme des Netzwerks zu planen, um es besser auf Kreml-Linie halten und für Propaganda-Zwecke nutzen zu können. TechCrunch berichtet ganz konkret davon, dass Durovs Ausscheiden mit dem Ukraine-Konflikt in Verbindung zu bringen sei.

Skurrile Geschichten zu Durov gibt es zuhauf. Im vergangenen Jahr etwa tauchte er unter, nachdem ihm Fahrerflucht vorgeworfen wurde. Auch ein Polizist sei in den Unfall verwickelt gewesen. Der VKontakte-Gründer weist jedoch jede Beteiligung von sich. Die Polizei durchsuchte die Büros der Firma, die Vorwürfe wurden jedoch später fallengelassen.

Schlagzeilen machte Durov auch, als er Papierflieger aus Geldscheinen aus dem VK-Bürogebäude in Sankt Petersburg warf. Und keine kleinen Summen, gut 120 Euro pro Fluggerät. Auf der TechCrunch-Bühne erklärte er im vergangenen Herbst die Hintergründe: Ein Freund und Mitarbeiter hatte einen ordentlichen Bonus erhalten. „Ich arbeite aber nicht für Geld“, zitiert Durov diesen. „Dann wirf das Geld doch aus dem Fenster“, habe er seinem Freund geantwortet. „Aber nicht einfach so. Hier machen wir Dinge auf kreative Art und Weise.“ Dann habe er ihm gezeigt, wie man Papierflieger bastelt. Als vor dem Fenster heftige Krawalle begannen, hätten Durov & Co. die Aktion dann abgebrochen.

Bild: Alex Hofmann; Erstveröffentlichung des Artikels am 2. April 2014