Alexander Michel & Benjamin Michel 2
Manchmal müssen sie verschiedene T-Shirts anziehen, damit man sie nicht verwechselt: Alexander (links?) und Benjamin Michel (rechts?).

Die Zwillingsbrüder Alexander und Benjamin Michel (beide 28) haben ihr Geschäft von der Pike auf gelernt. Bei der Postbank. Dort haben sie sich ab 2009 in das Thema Banking und Finance eingearbeitet. Besonders die Mobile-App des Traditionsunternehmens mit einer Art digitalem Haushaltsbuch und dem Fingerabdruck-Login war ihr Gebiet. Doch die beiden Gründer des Fintech-Startups Dwins hatten schon immer die Idee, ein eigenes Produkt zu bauen.

Deshalb verließen die Brüder im Jahr 2015 ihren alten Arbeitgeber und fingen an, ihre eigene Firma Dwins auf die Beine zu stellen. Die selbst entwickelten technischen Fintech-Lösungen verkauften sie zunächst als White-Label-Produkte. Im Hinterkopf hatten Benjamin und Alexander aber immer noch ein eigenes Produkt, das die persönlichen Finanzangelegenheiten von Kunden bequem erledigt. „Magisch“ soll sich das anfühlen. Durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz, die ja heute in keinem digitalen Produkt fehlen darf.

Sieger beim Hackathon der Deutschen Bank

Bei einem Hackathon der Deutschen Bank im Oktober 2016 entwickelten sie schließlich die Idee für ihre Finanzguru-App und gewannen damit den ersten Preis und 30.000 Euro. Jetzt, ein Jahr später, steht der Deal nach langen Verhandlungen mit dem Bankhaus. Die Privatkundensparte hat sich mit etwas weniger als eine Million Euro 25 Prozent des Startups gesichert. Das ist die erste Investition des Digi-Venture-Fonds der Deutschen Bank, der mit einem mittleren zweistelligen Betrag ausgestattet sein soll.

Der Finanzguru soll ab Dezember zunächst den Kunden der Deutschen Bank dabei helfen, ihre Finanzgeschäfte bequemer abzuwickeln und zu planen. Man loggt sich zunächst mit seinem Konto in die App ein. Danach soll sich eine künstliche Intelligenz im Hintergrund um den ganzen Rest kümmern. Das heißt, sie soll auf die individuellen Anforderungen jedes Kunden, eine personalisierte Strategie für Verträge, Abbuchungen und Finanzfragen aller Art entwickeln. Sie soll das können, weil aus den Transaktionsdaten des Kontos sehr viele Vorgänge und Adressen abgeleitet werden können. Alexander: „Unsere App sieht durch die KI für jeden Kunden anders aus. Sie soll für Transparenz sorgen und den Umgang mit allen Finanzfragen bequemer machen und am Ende Geld sparen.“

Die Kunden sind für das Startup nicht identifizierbar

So soll es zum Beispiel möglich sein, Verträge mit einem Klick zu kündigen, zu anderen Anbietern zu wechseln oder seine Nebenkostenabrechnung zu prüfen. Sollte es zu Anbieterwechseln kommen, kassiert das Startup eine Provision. So wollen die Zwillinge Geld verdienen. Der Kunde spart am Ende Geld, weil seine Geldgeschäfte optimiert werden. Das ist zumindest die grundsätzliche Idee. Datenschutzfragen sind natürlich im Laufe der Verhandlungen mit dem großen Geldinstitut auch erörtert worden. Alexander: „Wir sind in Sachen Datensicherheit sicherer als die meisten Geldinstitute, weil unsere Kunden nicht identifizierbar sind.“

Derzeit hat Dwins 10 Mitarbeiter. Sieben sitzen in Frankfurt im Fintech-Hub der Deutschen Börse, drei in Nürnberg im Zollhof. Dort wollen sie bis Ende des Jahres auch bleiben. In den kommenden Wochen wollen Alexander, Benjamin und ihr Team weiter an der App arbeiten, damit die Kunden der Deutschen Bank sie wirklich ab Dezember als einen hilfreichen persönlichen Lebensbegleiter akzeptieren. Danach haben die Gründer aber durchaus andere Geldinstitute und andere europäische Länder im Blick.

Endlich arbeitet ein großes Finanzinstitut mit einem Startup

Für die Privatkundensparte der Deutschen Bank ist der Schritt in Richtung Startup-Szene eigentlich überfällig. Endlich ringt sich ein großes Geldinstitut dazu durch. Profitieren könnten am Ende drei Seiten. Obwohl die Verhandlungen mit Dwins am Ende ein ganzes Jahr gedauert haben, bringt die Deutsche Bank damit ihren Prozess der Digitalisierung in Schwung. Die Gründer von Dwins freuen sich über die Investition und Planungssicherheit für die kommenden Jahre. Ach ja, da sind als drittes natürlich die Kunden, die vielleicht etwas schneller in den Genuss von „magischer“ Technik kommen, mit denen es mehr Spaß macht, sich um seine täglichen Finanzgeschäfte zu kümmern.

Foto: Dwins