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Mit der Fernbedienung in der Hand fährt das Board ohne weiteren Kraftaufwand

Es machen ja oft die Sachen am meisten Spaß, die verboten sind. Wer mit 40 km/h auf einem elektrisch angetriebenen Skateboard auf der Straße erwischt wird, könnte mit der Polizei Probleme bekommen. Noch gibt es für den elektrischen Skate-Antrieb von Mellow Boards keine rechtliche Grundlage. Derzeit liegt es im Ermessen der Beamten, ob er einschreitet. Das Mobilitäts-Konzept fürs Skateboard ist einfach zu frisch. „Versicherungen und der TÜV können das Gerät noch nicht einstufen“, erklärt Mitgründer Tony Günther gegenüber NGIN Mobility.

Doch das hält Mellow Boards nicht davon ab, den Antrieb nun offiziell in Deutschland zu vertreiben. Die Nachfrage ist da. Ihre vor zwei Jahren gestartete Kickstarter-Kampagne haben sie erfolgreich mit 310.000 Euro abgeschlossen. „Bisher haben wir Bestellungen aus 38 Ländern, darunter 347 Kickstarter-Bestellungen“, sagt Günther. Zudem gab es ein Investment in Höhe von 1,5 Millionen Euro vom Produktionspartner TQ Systems. Eine weitere Finanzierung sei schon angepeilt.

Jetzt hat das Startup außerdem den Design-Award Red Dot gewonnen. „Der weltweit renommierte Red Dot Design Award ist ein weiteres Qualitätssiegel für unser Produkt“, findet Günther. Den Antrieb sowie die dazugehörige Software habe das Startup komplett selbst entwickelt, erzählt Günther. Produziert werde in Deutschland. Das hat seinen Preis: 1.699 Euro allein für Antrieb, Batterie und Fernbedienung – ohne Skateboard-Deck. Das Komplett-Paket gibt’s für 1.999.

„Der Antrieb ist komplett gegen Wasser und Staub geschützt, nach IP65-Standard“, sagt Günther zur Haltbarkeit des Antriebs, den wir selbst ausprobieren konnten (siehe Video). Selbst Pfützen sollen der Elektronik nichts anhaben können. Gesteuert wird das Board mit einer kleinen Fernbedienung in der Hand. Es gibt unterschiedliche Fahr-Modi, je nachdem wie sicher man selbst auf dem Brett steht. Im Pro-Modus beschleunigt das Skateboard, dessen Antrieb in den Rollen verbaut ist, schon recht zügig. Per Fernbedienung lässt sich aber auch bremsen. Das gute daran: Der Akku wird beim Bremsvorgang gleich wieder aufgeladen.

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Hier ist der Akku zu sehen, wie er eingeschaltet wird. Der Antrieb selbst sitzt in den Rollen.

Mit einer Ladung könnten rund zehn bis 15 Kilometer gefahren werden, erklärt Günther. Das sei abhängig vom Fahrstil, der Steigung und anderen Faktoren. Neben der Fernbedienung und dem Antrieb gibt es auch noch eine App. Hier lassen sich die gefahrenen Kilometer und Geschwindigkeiten einsehen. Später soll noch eine Community-Funktion hinzu kommen, worüber sich alle Mellow-Fahrer über beliebte Strecken austauschen können. Derzeit nutzt das Startup die App vor allem dazu, um Fehler frühzeitig erkennen und per Software-Update  zu beheben.

Anders als bei Wettbewerbern – wie Faraday Motion mit seinem ausdruckbaren Hyperboard – ist der E-Antrieb von Mellow Board für fast alle gängigen Skateboards nachrüstbar. Von diesem Geschäftsmodell verspricht sich Mellow Boards vor allem in den USA viel. Dort soll bald ein Gesetz auf den Weg gebracht werden, der den Antrieb legal macht, so Günther. Gleiches erhofft sich das Startup in Deutschland. Bis es soweit ist, sind Skater mit dem E-Antrieb nur auf Privatgeländen auf der sicheren Seite.

Das 16 Mitarbeiter große und 2015 gegründete Unternehmen hat bereits Angestellte in Hamburg, München, Berlin, Dresden, London und Paris für den Vertrieb. Die Zielgruppe liege im Alter zwischen 25-55 Jahren, heißt es bei dem Startup. Bei dem Preis kaum verwunderlich. Die Auslieferung der ersten Boards an die Kickstarter-Investoren habe nun begonnen. Ab nächster Woche beginnt der offizielle Vertrieb übers Netz, später sollen Händler folgen, bei denen sich das Board vorher testen lässt.

Wir haben den Skateboard-Antrieb ausprobiert:

Bild: Mellow Boards