In Deutschland basteln Ingenieure an der Zukunft des elektrischen Automobils, wie hier bei e.Go in Aachen.

Startups hatten in der Automobilbranche früher kaum eine Chance. Doch die Branche ist im Umbruch. Auch in Deutschland bringen sich innovative Unternehmen in Stellung, darunter  Sono Motors und e.Go. Beide arbeiten an Konzepten für ein günstiges Elektromobil in der Stadt. Was können wir 2018 von den Newcomern erwarten? Wann kommen die ersten Serienfahrzeuge auf die Straße? Und was sollen diese leisten? Ein Überblick.

e.Go

Das Aachener Startup e.Go will im Frühjahr 2018 mit der Produktion seines ersten Fahrzeugs starten – und noch im gleichen Jahr bis zu 2.000 Stück davon ausliefern. Der e.Go Life, ein kleiner Elektroflitzer für die Stadt, soll vor allem mit einem niedrigen Preis punkten: knapp 16.000 Euro wird die einfachste Version inklusive Batterie nach Angaben des im Jahr 2015 gegründeten Unternehmens kosten, die Reichweite soll etwa 100 Kilometern betragen. Gegen einen Aufpreis von 4.000 Euro sind bis zu 154 Kilometer mit einer Akkuladung drin. Entwickelt wurde das Fahrzeug von Günther Schuh. Der Professor der RWTH Aachen genießt in der Branche einen exzellenten Ruf. Unter seiner Anleitung ist der Streetscooter entstanden, das elektrische Zustellfahrzeug der Deutschen Post.

Sono Motors

In diesem Jahr tourte das Startup aus München mit seinem ersten Fahrzeug, dem Sion, durch Europa. In elf europäischen Städten konnten Interessierte das elektrische Auto der drei Gründer, die sich aus dem Studium und der gemeinsamen WG kennen, Probe fahren. Das Besondere: Über die auf der Karosserie angebrachten Solarzellen soll sich das Fahrzeug teilweise selbst laden – und täglich bis zu 30 Kilometer zusätzlich durch Solarstrom zurücklegen können. Die Serienproduktion des Sion ist für das Jahr 2019 anvisiert, in der Basisversion soll das Auto voraussichtlich 16.000 Euro kosten – ohne Akku. Der kann entweder gemietet oder für 4.000 Euro hinzugekauft werden. Um die Produktion zu starten, benötigt das Startup nach eigenen Angaben rund 5.000 Vorbestellungen. Knapp 2.800 liegen laut Website des Unternehmens derzeit vor (Stand Dezember 2017).

Microlino

Nicht aus Deutschland, aber deutschsprachig sind die Gründer, die der Isetta zum Revival verhelfen wollen (das Unternehmens-Porträt lesen Sie hier). Mit einer elektrifizierten Version will das Familien-Unternehmen aus der Schweiz die sogenannte Knutschkugel zurück auf die Straße bringen. Je nach Batterie (8 kW/h oder 14,4 kW/h) werde der Zweisitzer, genannt Mircolino, eine Reichweite von 120 bis 250 Kilometern haben und auf maximal 90 km/h beschleunigen können, heißt es. Der Microlino muss keine Crashtests bestehen, weil es sich um ein Leichtfahrzeug handelt. Geladen werden kann er an einer herkömmlichen Steckdose. Die Basisversion werde 12.000 bis 13.000 Euro kosten – inklusive der kleineren Batterie. Die ersten Probefahrten sollen 2018 in Zürich möglich sein.

Uniti

Dieses Startup kommt nicht aus Deutschland, sondern aus Schweden. Das erste Fahrzeug, der Uniti One, soll 2019 auf den Markt kommen. Schon heute ist das E-Auto bereits online bestellbar – auch für deutsche Autofahrer. Bei dem Modell handelt es sich um ein Fahrzeug, das ohne Pedale auskommen und in einer Version statt eines Lenkrads ein Steuerruder wie in einem Flugzeug bekommen soll. Weniger als 20.000 Euro wird das Fahrzeug laut Angaben des Unternehmens einmal kosten, die Serienproduktion 2019 starten. Beim Vertrieb gehen die Schweden ebenfalls neue Wege. Seit wenigen Wochen können Interessierte das Modell in einigen schwedischen Filialen des Elektronikhandels Media-Markt begutachten. Per Augmented Reality kann auch das Innere des Autos angeschaut werden. Wie Sono Motors sammelte das Startup, eine Ausgründung einer schwedischen Universität, sein Startkapital via Crowdfunding ein. Etwa 1,2 Millionen Euro kamen so zusammen.

Nio

Während sich die anderen Startups auf Stadtautos konzentrieren, will das E-Auto-Startup den SUV-Markt für besser verdienende E-Auto-Fans aufmischen. Zwar handelt es sich bei Nio um ein 2014 in China gegründetes Unternehmen. Das Design aber stammt aus München. Kürzlich hat das vom chinesischen Internetriesen Tencent mit Milliarden finanzierte Startup sein erstes Fahrzeug vorgestellt, den ES8 mit bis zu 500 Kilometern Reichweite. Mit einer Besonderheit will Nio sich gegen Tesla positionieren: einem austauschbaren E-Akku. Innerhalb von Minuten soll damit die leere Batterie durch eine volle ersetzt werden können. Wer sich dafür entscheidet, zahlt monatlich 165 Euro für das Batterieleasing. Weil die Batterie in dem Fall nicht dazugekauft wird, kostet das Auto dann 45.000 statt sonst 58.000 Euro.

Byton

Auf eine Kombi aus chinesischem Geld, deutschem Knowhow und Innovationskraft aus dem Silicon Valley setzt Carsten Breitenbach. Mit seinem Startup Byton will der ehemalige Entwicklungsleiter des BMW i8 das E-Auto neu erfinden. Standorte sind in Asien, Kalifornien und München. Das Startup will in den nächsten fünf Jahren drei Modelle vorstellen, das erste im Januar in Las Vegas. Byton will ein Auto bauen, bei dem die User Experience im Vordergrund steht, es soll Auto und Computer vollständig vereinen. Viel mehr ist über die Pläne des Autobauers allerdings noch nicht bekannt.

Bild: e.Go