Sie sind wieder auf Berlins Straßen zu sehen: die Elektroroller von Coup. Nach zweieinhalb Monaten wurden sie Anfang März aus ihrer Winterpause geholt – zu einem Zeitpunkt, an dem es in Deutschland mit der Kälte noch längst nicht vorbei war. Minus zwölf Grad zeigte das Thermometer, drei Wochen später herrschen noch immer Temperaturen um den Gefrierpunkt.

Die Elektro-Schwalben des Wettbewerbers Emmy sah man hingegen in Berlin den ganzen Winter hindurch. Der Berliner Roller-Sharing-Anbieter hatte seinen Service lediglich in München eingestellt, einem von insgesamt sechs Einsatzgebieten. Gründerszene und NGIN Mobility haben bei beiden Anbietern nachgefragt: Wie hat sich der Winter auf das Geschäft ausgewirkt? Und sind saisonbedingte Pausen eigentlich ein Problem?

Sie schweigen zu den Zahlen

Dass die Nutzerzahlen sinken, wenn es kalt ist, steht fest. Eine Auswertung, die verschiedene Anbieter und Länder umfasst, zeigt, dass ein E-Roller im Juli 2017 durchschnittlich rund vier Mal pro Tag ausgeliehen wurde. Im Januar war es nur eine Buchung pro Roller und Tag. Aber wie sieht es bei den deutschen Anbietern aus?

Laut Website hat Emmy 20.000 Nutzer. Wie viele davon im Winter aktiv waren? „Kein Kommentar“, sagt Gründer Valerian Seither. Er gibt aber zu: „Der Druck, jeden einzelnen Roller auf der Straße zu haben, besteht im Winter nicht.“ Auch Coup hält sich bedeckt. Zu der Frage, wie viele Nutzer die Bosch-Tochter vor der Winterpause hatte und wie viele es jetzt sind, will CEO Mat Schubert nichts sagen. Es sei „noch zu früh, Aussagen über konkrete Zahlen zu machen“. Man sei aber Anfang März mit allen 1.000 verfügbaren E-Rollern in die neue Saison gestartet.

Ohne zeitweises Einstellen des Betriebs geht es nicht

Angesichts des Wetters eine optimistische Entscheidung. Ganz rund lief der Saisonstart nicht. „Bei Glätte oder Schneefall haben wir den Service punktuell für eine gewisse Zeitspanne offline genommen“, so Schubert. Auch Emmy musste sein Geschäft witterungsbedingt zeitweise stoppen, bei Glatteis etwa seien die Roller zum Schutz der Kunden abgeschaltet worden. Die Situationen, in denen das Unternehmen diesen Schritt gehen musste, seien aber „an zwei Händen abzählbar“, so Seither. Wie sich das kurzzeitige Abschalten des Services auf den Umsatz auswirkt, verrät er nicht. In punkto Sicherheit scheint es aber richtig: „Wir sehen im Winter überhaupt keine Häufung von Unfällen“, sagt der Gründer.

Govecs, der Hersteller der Emmy-Schwalben, bezeichnet die Roller gegenüber Gründerszene ohnehin als „absolut winterfest“. Zwar sei die Batterieleistung bei kälteren Temperaturen nicht optimal, aber „ausreichend“. Extreme Tiefsttemperaturen sind Seither zufolge aber durchaus problematisch. Einmal habe man als Vorsichtsmaßnahme „kurz den Betrieb eingestellt, um die Batterien nicht unnötig zu belasten“. Bei Coup machte die Kälte laut CEO Schubert keine technischen Probleme – die Roller waren aber ja auch den größten Teil des Winters eingelagert.

„Unvorhersehbar ist das Geschäft nicht“

Während die Scooter stillstanden, bereitete sich die Bosch-Tochter auf die anstehende Expansion vor. Ab dem Sommer sollen auch in Madrid Coup-Roller fahren. 2017 war das Unternehmen bereits in den Pariser Markt eingestiegen, eine Winterpause gab es dort nicht. Ob Coup in Deutschland im nächsten Winter wieder pausieren wird, ist noch unklar. Finanziell treffen monatelange Pausen das Unternehmen nach Aussage Schuberts jedenfalls nicht: „Die Winterpause in Berlin ist geplant und einkalkuliert“. 

Trotzdem – die Geschäftsplanung für Roller-Sharingdienste erscheint schwierig. Je nach Wetterlage sinken die Nutzerzahlen, die Batterien reagieren auf tiefe Temperaturen und es ist ungewiss, wann und wie oft der Betrieb kurzfristig eingestellt werden muss. Neben Glätte sind auch Stürme oder starker Regen Gründe für eine Servicepause. Emmy-Chef Seither betont aber, das mache das Geschäft nicht unvorhersehbar. „Zwar müssen wir das Wetter in unserer Geschäfts- und Umsatzplanung berücksichtigen. Wir können aber mit steigender Erfahrung gut vorhersehen, wie sich unsere Auslastung verhalten wird. Ein saisonales Geschäftsmodell ist also nicht automatisch ein gescheitertes!“ Coup dürfte sich bei der Jahresplanung mit dem Milliardenkonzern Bosch im Rücken ohnehin recht sicher fühlen. 

Bild: Coup