Chanyu Xu ist Mitgründerin von Eating with the Chefs

Bisher hat sich der in San Francisco ansässige VC Founders Fund, in dem auch das Geld von PayPal-Gründer Peter Thiel steckt, mit Investments in Deutschland zurückgehalten. Das Wissenschaftler-Netzwerk ResearchGate war bisher das einzige deutsche Unternehmen im Portfolio. Mit Eating with the Chefs kommt nun ein zweites Berliner Startup hinzu. Gemeinsam mit Holtzbrinck beteiligte sich der Founders Fund mit einem Millionenbetrag in der Seed-Runde.

Eating with the Chefs liefert Kochboxen mit Zutaten für ein Gericht, das wie im Nobelrestaurant schmecken und aussehen soll. Kreiert werden die Rezepte von Spitzenköchen. Die für die Gerichte notwendigen Komponenten werden mit der sogenannten Sous-Vide-Kochtechnologie fertig gegart und luftdicht in Vakuumbeuteln verpackt verschickt. Die Kunden müssen die Zutaten schließlich nur noch in heißem Wasser aufwärmen und anrichten. Die Idee für Eating with the Chefs hatte Ex-StudiVZ-Geschäftsführer Clemens Riedl bei einem Gespräch mit einem Spitzenkoch. Er holte sich Jochen Wolf und Chanyu Xu als Mitgründer an Bord.

Chanyu Xu, die schon in ihrer Jugend in dem Restaurant ihrer Eltern mithalf, gründete 2013 zuerst das Food-Startup EatÜber. Ende 2014 wechselte sie für einige Monate zu Rockets EatFirst bevor sie bei Eating with the Chefs einstieg, wo sie für die Rezepte, die Zubereitung der Zutaten und den Kontakt zu den Köchen zuständig ist. Um mehr über das Konzept von Eating with the Chefs und das Verhältnis mit den vielen Berliner Wettbewerbern zu erfahren, haben wir die Wahlberlinerin für ein Interview getroffen.

Xu, ihr hießt anfangs The Chefs, mittlerweile nutzt ihr den Namen Eating with the Chefs und habt eure URL geändert. Was ist passiert?

Es gab ein kleines rechtliches Problem mit unserer URL. Die URL gehört zwar uns, aber eine andere Firma hat sich dagegen gewehrt, dass wir diese nutzen. Wir haben Einspruch eingelegt, das Verfahren läuft also noch.

Du warst für einige Monate bei EatFirst von Rocket Internet, das jetzt auch sein Geschäftsmodell umgestellt hat und das Essen wie Eating with the Chefs kalt ausliefert. Ist das Zufall?

Für viele Food-Modelle ist die Auslieferung warmer Gerichte eine echte Hürde – sowohl auf Seite der Kunden als auch der Zulieferer. Ich wusste schon bevor ich zu EatFirst gegangen bin von der Idee von Clemens, da war sie aber noch ganz am Anfang. Ich bin dann erst mal zu EatFirst, wusste aber schnell, dass ich mich bei Rocket Internet nicht als Unternehmerin ausleben kann. Deswegen bin ich dort nach einigen Monaten wieder ausgestiegen und als Mitgründerin zu Eating with the Chefs gewechselt.

Ist EatFirst nun ein Konkurrent für Euch?

Nein, wir sehen da keine Gefahr. Der Food-Markt ist kein The-Winner-Takes-It-All-Markt. Insofern freuen wir uns eher, wenn es mehr Modelle in dem Bereich gibt.

Das süddeutsche Startup Dinnery bietet ein ähnliches Produkt an. Aber es gibt gerade in Berlin viele Unternehmen, die abgepackte Zutaten in Boxen ausliefern, beispielsweise Marley Spoon oder HelloFresh. Wo seht ihr den Platz für euer Konzept?

Wir sprechen ein anderes Bedürfnis an. Sie wünschen sich ein hochwertiges Essen wie aus dem Sterne-Restaurant, haben aber wenig Zeit und sind sehr effizient. Wir liefern lang gegartes Fleisch und Soßen, die lange eingekocht wurden. Das ist zu Hause gar nicht machtbar, wenn man nicht zehn Stunden in der Küche stehen will.

Wie sieht es mit Foodora und Deliveroo aus? Schließlich liefern die auch hochwertiges Essen aus, nur warm und direkt aus den Restaurants.

Konkurrenz ist das für uns nicht, das sind unsere Partner. Sowohl Foodora als auch Deliveroo liefern in Kreuzberg unsere Boxen aus. Wir liefern zwar auch selbst, wollen aber kein Logistik-Unternehmen werden. Unsere Mission ist es, Essen, das bisher nicht bestellt werden konnte, bestellbar zu machen und ein Stück der Magie aus der Sterneküche nach Hause zu bringen. Beispielsweise von Hans Richard, aus dem Restaurant Richard, der vor einigen Tagen seinen ersten Michelin-Stern bekommen hat.

Wenn ich persönlich in ein teures Restaurant gehe, dann auch wegen des Service und der Atmosphäre. Das alles fällt bei Euch weg – und trotzdem kostet ein Steak 17 Euro.

Im Sterne-Restaurant bekommst du das Steak selten für 17 Euro. Insofern ist bei uns der Preis ein gutes Argument. Außerdem darf man nicht vergessen, dass die Restaurant-Szene in Berlin sehr vielfältig ist und es hier viele Lieferdienste zur Auswahl gibt. Das ist in anderen Städten, beispielsweise Bonn oder Kassel, anders. Aber auch dort liefern wir hin.

Ihr beschäftigt sogenannte Konzeptköche, die für Euch Rezepte entwickeln. Bezahlt ihr die oder machen die das umsonst, weil es auch Marketing für sie ist?

Nein sie werden von uns bezahlt und sind häufig auch sehr stolz, dass sie bei einem so innovativen Projekt wie unserem mitmachen dürfen.

Danke für das Interview, Xu.