Christian Bennefeld Eblocker

Im aktuellen Sicherheitsreport der Deutschen Telekom gibt ein Großteil der Befragten an, sich keine Sorgen vor dem Missbrauch von persönlichen Daten durch Unternehmen oder Nutzer in sozialen Netzwerken zu machen. Ein Glücksfall für Dienste wie Google oder Facebook: Für sie sind diese Daten und die daraus erstellbaren Nutzerprofile Gold wert. Sie lassen sich beispielsweise an Databroker verkaufen oder für personalisierte Werbung nutzen. Christian Bennefeld war früher Teil dieser Tracking-Maschinerie. Jetzt hat er mit seinem neuen Startup Eblocker die Seiten gewechselt und will Nutzer im Internet mit einem kleinen Gerät anonymisieren.

Noch bis 2013 baute der diplomierte Mathematiker Bennefeld insgesamt 13 Jahre lang an dem Tracking-Dienst und Web-Analytics-Unternehmen Etracker – dann schied er operativ aus. Nach zwei Jahren Entwicklungszeit gründete er 2015 dann Eblocker, gemeinsam mit Boris Prinz. Das Hamburger Unternehmen baut an einem Gerät, das stationär an das Heimnetzwerk angeschlossenen wird und Tracking- und Werbedienstleister für Endgeräte blockiert. Anfang August launcht das Unternehmen die Early-Access-Version mit einem limitierten Vorverkauf auf der Crowd-Plattform Indiegogo.

Christian Bennefeld im Gespräch mit Gründerszene.

Wie kam es zur Gründung von Eblocker?

Heute werden auf praktisch sämtlichen Websites zahlreiche Tracking-Dienste verwendet, die Profildaten erfassen und dadurch ein sehr umfassendes Persönlichkeitsbild des Internet-Nutzers erhalten. Wenn der Nutzer beispielsweise nach Herpes-Creme sucht, entsprechende Seiten auf Gesundheitsportalen besucht oder Ärzte für Geschlechtskrankheiten recherchiert, lässt das genau auf seinen Gesundheitszustand schließen. Da ich selbst viel privat im Internet surfe, habe ich mir schon lange eine einfach nutzbare Lösung gewünscht, um der Profilbildung durch Datensammler ein Ende zu setzen. Eblocker habe ich gegründet, weil es so etwas bis heute nicht gibt und es Zeit wird, dem Nutzer wieder die Hoheit über seine Daten zurückzugeben.

Du selbst hältst noch 50 Prozent an Deinem alten Unternehmen. Hast Du also doch nicht die Seiten gewechselt?

Schon mit Etracker habe ich mich für ein datenschutzrechtlich einwandfreies Tracking stark gemacht. So bildet Etracker beispielsweise keine Website-übergreifenden, personenbezogene Profildaten, die den Nutzer bis in seine Intimsphäre ausspionieren. Da die meisten Unternehmen leider nicht so sauber mit Tracking-Daten umgehen, setze ich mit Eblocker mein Engagement für den Datenschutz im Sinne der Nutzer fort.

Weshalb hältst Du die Anonymisierung der Nutzer im Internet für wichtig?

Aus meiner Sicht ist es ein Unding, dass eine Privatsphäre im Internet heute nicht mehr existiert. Sie ist einer Vollüberwachung gewichen, die man sonst nur aus totalitären Staaten kennt. Jeder Mensch hat ein Recht auf Privatsphäre. Sie bildet mit den sich daraus ergebenden Rechten wie Brief- und Wahlgeheimnis und der informationellen Selbstbestimmung die Grundpfeiler unserer Demokratie. Wir möchten den Nutzern ihre Privatsphäre im Internet zurückgeben, um eine bereits heute stattfindende Manipulation von Meinungen und die damit verbundene Erosion unserer Demokratie zu verhindern.

Ist das eine Kampfansage an Google, Facebook und Co?

Wir kämpfen überhaupt nicht gegen Google, Facebook und Co, sondern für die Privatsphäre der Nutzer und die saubere Umsetzung unserer Gesetze im Internet. Wie Google und Co ihr Geld verdienen und ob das alles tatsächlich im Einklang mit unseren Gesetzen ist, können und wollen wir gar nicht beurteilen. Fakt ist: Wem seine Privatsphäre wichtig ist, der benötigt heute einen umfassenden Schutz im Internet.

Könnte man denn die Leistungen von Eblocker nicht auch mit kostenfreien Tools aus dem Internet nachbilden?

Wir werden die Eblocker-Software ebenfalls kostenlos zur Selbstinstallation anbieten. Wenn man heute nicht nur über technische Kenntnisse, sondern auch über das Zusammenspiel der einzelnen Softwarekomponenten und deren Konfiguration Kenntnisse hat, kann man zwar ein ähnliches Schutzniveau wie mit dem Eblocker erreichen. Problematisch bei den bisher erhältlichen Lösungen ist aber, dass sie auf jedem einzelnen Endgerät und in jedem Browser installiert und konfiguriert werden müssen. Sie sind außerdem nicht für mehrere Benutzer praktikabel, die unterschiedliche Präferenzen haben. Darüber hinaus gibt es für viele Geräte wie beispielsweise iPads, Spielkonsolen oder SmartTVs gar keine Lösungen – weder kostenlose noch kostenfreie.

Danke für das Gespräch.

Bild: Eblocker