Panel: Lane Greene, Marten Blankensteijn, Andrea Morgan-Schönwetter, Claude Ritter, Ralf Hunecke, Cornelia Daheim und Ludwig Siegele (von links)

Was wollen Unternehmen von den Bewerbern? Sind Lebensläufe langweilig? In der Berliner Kulturbrauerei ging es gestern – organisiert vom britischen Magazin The Economist – um Bewerbungen und Job-Einstiege, es diskutierte die Old „gegen“ die New Economy: Auf der Bühne saßen: Marten Blankensteijn, CEO und Gründer von Blendle, Cornelia Daheim, CEO und Gründerin von Future Impacts Consulting, Claude Ritter, COO und Mitgründer von Book A Tiger, Ralf Hunecke, Leiter HR Management der BMW Group, Andrea Morgan-Schönwetter, Head of Recruiting und Talent Acquisition bei der Deutschen Telekom. Dabei fiel eines auf: Während Startups die neue Generation von Bewerbern mit offenen Armen empfangen, fällt es der Old Economy schwerer.

Wir haben die wichtigsten Erkenntnisse des gestrigen Panels kurz zusammengefasst:

  • Viele Bewerber, die frisch aus der Uni kommen, haben nicht ausreichend praktische Erfahrungen gesammelt. Daher sind Praktika wichtig.
  • CVs werden in der jungen Szene bereits teilweise als überbewertet und langweilig angesehen. Blankensteijn macht seinem Ruf als Vertreter der „New Economy“ alle Ehre und behauptet: Bei Blendle schicken Bewerber selbstgedrehte Videos ein, um sich zu bewerben. Darin wird unter anderem nach dem verrücktesten Hobby gefragt. 
  • Bei der Telekom gibt es derweil immer noch Assessment Centres. Außerdem: CVs müssen ausdrucksstark und individuell auf das Unternehmen abstimmt sein. Dann wird der Kandidat oder die Kandidatin per Linkedin und Xing unter die Lupe genommen. Handelt es sich bei den Bewerbern um Leute, die zum Beispiel als Social-Media-Chefs eingestellt werden sollen, dann stalke man auch deren Profile in sozialen Netzwerken. Sonst nicht. Warum eigentlich?
  • Das ganze Leben in der gleichen Abteilung verbringen – das gibt es längst nicht mehr: Heute fängt man im Marketing an und landet ein paar Monate später in der IT.
  • Alle sind sich einig: Digitale Skills sind wichtig und bald wird es ein deutliches „Digital Gap“ geben. Soll heißen: Menschen, die digitale Kenntnisse besitzen, und solche, die den Zug verpasst haben. Und: Die Aufteilung in „Jobs above and below the API“ gehe voran. Ob das nun gut oder schlecht ist – darüber war man sich auf der Bühne allerdings nicht so einig.
  • Die Ansprüche der Bewerber haben sich ebenfalls geändert, was einige auf der Bühne frustriert. Besonders in der IT-Abteilung, sagt Hunecke: Mitarbeiter wollen Teil der Story sein, an verschiedenen Projekten arbeiten. Niemand wolle mehr lebenslange Verträge, sondern bleibe nur für ein paar Jahre. Auch Titel oder Geld sind nicht mehr so wichtig. Mittlerweile gehe es den Bewerbern um die persönliche Weiterentwicklung und um Anerkennung. Auch flexibele Arbeitszeiten, um Familie oder Hobbies unterzubringen.
  • Achtung, Binsenweisheit: Es gibt keine Vorbereitung für den perfekten Job. Am besten hat man Plan A, B, C, und D parat.

Was aber für alle, ob New oder Old, wichtig ist: Mitarbeiter müssen ihre Arbeit mögen. Und die Firma. Wie man das als Startup laut Blankensteijn herausfindet? Man bietet Bewerbern zwei Optionen: Viel Geld und ein paar Anteile am Unternehmen oder wenig Geld und viele Anteile am Unternehmen. Wählt der Bewerber die erste Option, wird er nicht eingestellt – das sei allenfalls etwas für die Old Economy. Die zweite Option bedeutet: Der Bewerber glaubt an die Firma.

Bild: Gründerszene / Kim Richters, Hinweis: Axel Springer ist Gesellschafter der Business Insider Deutschland GmbH, dem Medienhaus von Gründerszene. Weitere Informationen zu Business Insider findet ihr hier: www.businessinsider.de/informationen/impressum.