Edzard Reuter (links) macht sich um die deutsche Autoindustrie wenig Sorgen

Über Tesla und die Frage, wie groß die Auswirkungen des Unternehmens auf die Automobilindustrie sein werden, lässt sich trefflich streiten. Manche sehen in Tesla eine Firma, die die gesamte Branche auf den Kopf stellen wird, andere sind da eher skeptisch. So auch Edzard Reuter, von 1987 bis 1995 Vorstandsvorsitzender von Daimler-Benz und bis heute Teilhaber des Schweizer Technologie-Unternehmens U-Blox. Reuter, der Daimler in den 1990er Jahren zu einem Technologiekonzern umbauen wollte. Er hat sich gegenüber dem Radiosender SWR1 sehr deutlich zum Thema Tesla geäußert.

Auf die Fragen von Moderator Stefan Siller, ob Tesla die deutsche Autoindustrie gefährde, antwortet Reuter:

„Das ist doch ein Witz! Das ist doch nicht Ernst zu nehmen in der Abwägung mit einem großen Industrieunternehmen. Das sind kleine Aufkömmlinge, die übrigens mit gewaltigen Verlusten, die sie ständig machen, sich das geleistet haben. Also warten wir’s mal ab. Ich bitte sie um alles in der Welt. Nein, ich bleibe dabei: Die deutsche Autoindustrie braucht sich technologisch mit Sicherheit nicht verstecken.“

Auch die Frage, ob die deutsche Automobilindustrie Trends wie das Hybridauto verschlafen habe, verneint Reuter. Man habe keinen Trend verschlafen, auch wenn andere Unternehmen früher auf das Thema des Elektromobilität gesetzt hätten. Die deutsche Automobilindustrie sei die erfolgreichste der Welt.

Allerdings stellt sich auch der ehemalige Spitzenmanager die Frage, wie die deutsche Autoindustrie auf den momentanen Wandel reagieren wird.

„Es ist eine Revolution im Gange, ausgelöst durch die Digitalisierung, die rund um die Welt geht, die vom Internet und von Cloudspeichern getragen wird. Da kommt es darauf an, ob die deutsche Automobilindustrie es schafft, ihre Spitzenposition in einem völlig neuen Umfeld zu bewahren.“

Reuter macht sich also durchaus Sorgen, dass der Angriff der Digitalindustrie aus den USA (und mittlerweile auch aus China) die Zukunft der deutschen Automobilindustrie beeinträchtigen könnte – vor diesem Hintergrund ist es umso weniger verständlich, dass er ein Unternehmen wie Tesla, das den Wandel der Industrie klar erkannt hat, nicht für eine Gefahr hält. Während Tesla bis 2016 drei reine Elektrofahrzeuge mit großer Reichweite auf dem Markt haben wird, sucht man dies bei den deutschen Herstellern vergebens.

Bild: Daimler AG