Ekoio
Ekoio Drei der Ekoio-Gründer: Philipp Ströhla, Kristina Hammitzsch und Immanuel P. Rebarczyk (v.l.n.r.)

„Wir wollen dafür sorgen, dass Sparen auch Spaß macht“

Das Leipziger Startup Ekoio (www.ekoio.com) bastelt an einem Fahrassistenten für das Auto, der in Form eines Analysesticks für das Fahrzeug und einer dazugehörigen App für den Nutzer daherkommt. Fahrer sollen damit jederzeit informiert sein, wie sparsam sie ihr Auto führen, beziehungweise werden mit der App zur Besserung aufgefordert. Dafür können sie bei Ekoio Punkte gegen Prämien tauschen und sich mit anderen Fahrern vergleichen. Auch für Unternehmen wie Carsharing- oder Mietwagen-Anbieter könnte das von Interesse sein, da diese eine kraftstoffsparende und autoschonende Fahrweise ihrer Kunden belohnen können. Die Gründer über ihre Herangehensweise an den Klimaschutz.

Was macht Ekoio einzigartig?

Ekoio ist ein intelligenter Fahrassistent, der dem Nutzer kleine Hinweise zu seinen Fahrgewohnheiten gibt und eine sparsame Fahrweise mit Punkten belohnt. Außerdem bietet Ekoio umfassendes Entwicklungspotential für zusätzliche Anwendung rund um die Kommunikation mit dem eigenen Fahrzeug. Ekoio ist international einsetzbar und dadurch weltweit skalierbar. Dies gilt sowohl für den B2B- als auch den B2C-Markt. Deshalb ist eine Internationalisierung der Anwendung auch sofort von Beginn an vorgesehen.

Die eigenen Fahrgewohnheiten per Stick auslesen – wie funktioniert das?

Dazu wird der Ekoio-Stick an die Diagnoseschnittstelle (OBD-2-Schnittstelle) des Fahrzeugs angeschlossen. Dies ist ganz einfach und ohne Hilfsmittel möglich. Mithilfe eigens entwickelter Algorithmen wird das Fahrverhalten analysiert und an ein Smartphone mit der dazugehörigen Ekoio-App gesendet. Durch kleine Hinweise wie etwa einem Warnton bei zu starkem Beschleunigen oder Bremsen, zu spätem Hochschalten oder aber Überschreiten einer gewissen Geschwindigkeit auf der Autobahn kann der Fahrer seine Fahrgewohnheiten nun schrittweise verbessern. Alle Hinweise sind jedoch frei wählbar und vom User zu- beziehungsweise abschaltbar.

Mit Ekoio soll man sich auch mit anderen Fahrern vergleichen können. Wie funktioniert das bei unterschiedlichen Automodellen, Kraftstoffen et cetera?

Das Fahrzeugmodell und der Kraftstoff sind für die Fahrhinweise unerheblich. Einen Unterschied gibt es lediglich zwischen Automatik- und Schaltfahrzeugen. Wir vergleichen nicht den direkten Kraftstoffverbrauch. Unsere Beurteilunsgrundlage für die Vergabe von Punkten ist die jeweilige Fahrweise. Dadurch ist es für alle Nutzer möglich, sich gegenseitig zu vergleichen.

Wer sind die Gründer, was habt ihr vor Ekoio gemacht und wie seid ihr auf die Idee zu Ekoio gestoßen?

Die Gründer sind Kristina Hammitzsch (31): Grafik und Software-Entwicklung, Phillipp Ströhla (28): Hardware-Entwicklung, Immanuel P. Rebarczyk (29): Marketing & Sales, Thomas Kuwatsch (37): Business Development.

Eines Abends im Januar 2013 saßen wir (Immanuel P. Rebarczyk, Philipp Ströhla und Thomas Kuwatsch) in einer Leipziger Kneipe und diskutierten über das Thema Mobilität in Deutschland, den Verkehr und die starken Umweltbelastungen. Während dieses sehr langen Gesprächs entstand die Idee, einen Fahrassistenten zu entwickeln, der den Autofahrern Tipps zur Fahrweise gibt – damals noch GreenBox genannt. Da wir keinen Zettel dabei hatten, hielten wir die Idee auf einer Serviette fest.

Kurze Zeit später erstellten wir einen Businessplan. Und heute, knapp ein Jahr danach, gibt es Ekoio, nicht zuletzt auch durch Kristina Hammitzsch und Martin Feige, die unser Team komplettieren. Von der Westsächsischen Hochschule erhalten wir zudem Unterstützung bei der Entwicklung der Prototypen. Als Mentor steht uns Prof. Matthias Thein vom Institut für Kraftfahrzeugtechnik der WHZ zur Seite.

Immanuel P. Rebarczyk studierte Automobilmanagement in Glauchau. Seine Diplomarbeit hat er bei Volkswagen im Bereich „Controlling-Instrumente im Service“ geschrieben. Aufgrund dieser Erfahrungen ist er bei Ekoio Labs für die strategische Ausrichtung des Startups zuständig. Er verantwortet und steuert die Bereiche Controlling, Marketing, Personal und Vertrieb.

Philipp Ströhla studierte Elektrotechnik an der Westsächsischen Hochschule Zwickau und verantwortet bei Ekoio die technische Entwicklung des Unternehmens sowie die Weiterentwicklung der Hardwarekomponente.

Thomas Kuwatsch war zuvor Manager des Internetportals auto.de. Als gelernter Wirtschaftskaufmann ist er zuständig für das Marketing und den Vertrieb der Onlineplattform.

Kristina Hammitzsch ist ausgebildete Mediengestalterin und studierte Mathematikerin unterstützt das Team sowohl im kaufmännischen als auch im grafischen Bereich. Zudem deckt sie aufgrund ihrer Erfahrungen auch die Entwicklung der Software, Server und Applikationen ab. Aktuell absolviert Kristina Hammitzsch den Master in Medieninformatik an der HTWK Leipzig.

Wäre es nicht ökologischer, sich auf die Entwicklung alternativer Fahrzeuge wie E-Autos zu konzentrieren, als die Fahrt mit Benzinautos attraktiver zu machen?

Unser Anspruch ist es, Vorhandenes zu optimieren und dadurch den gegenwärtigen wie auch zukünftigen Ressourcenverbrauch zu reduzieren. Auf Deutschlands Straßen werden jährlich zirka 61 Milliarden Liter Kraftstoff verbraucht.

Mindestens 31,7 Millionen in Deutschland zugelassene Fahrzeuge (ab Baujahr 2001) sind über den vorhandenen OBD-2-Port für den Ekoio-Stick vorbereitet, davon rund fünf Millionen in Firmenflotten oder bei Autovermietungen. Durch Ekoio können bis zu 25 Prozent Kraftstoff eingespart werden – ein riesiges Potenzial. Und auch bei E-Autos spielt die Fahrweise eine entscheidende Rolle. Wer möglichst weit kommen möchte, muss seine Fahrweise anpassen. Dazu arbeiten wir bereits an einer Lösung.

Zum Business: Wie funktioniert das Geschäftsmodell?

Ekoio basiert auf einem B2B- wie auch B2C-tauglichen Geschäftsmodell.

Die B2B-Zielgruppen sind Carsharing-Unternehmen, Mietwagenanbieter, Versicherungen und Firmenflotten. Diese setzen Ekoio in ihren Poolfahrzeugen ein, um eine kraftstoffsparende sowie verschleißmindernde Fahrweise ihrer Kunden und Mitarbeiter zu belohnen. So kann zum Beispiel ein Carsharing-Anbieter seinen Kunden für eine sparsame Fahrweise Fahrzeit gutschreiben oder Flottenkunden mit ihren Mitarbeitern über ein Bonussystem eine interne Spritsparchallenge ausloben. Der Vorteil für den Firmenkunden liegt allgemein darin, dass er den Verbrauch und Verschleiß seiner Flotte reduzieren kann und überdies mit Ekoio ein Tool erhält, dass ihm eine weitere Stärkung seiner Kommunikation ermöglicht.

Im B2C-Bereich wird eine sparsame Fahrweise ebenfalls durch Punkte belohnt, die dann entweder in Prämien oder Vergünstigungen kooperierender Unternehmen eingelöst werden können. Außerdem ist es möglich, sich mit anderen Fahrern in der Ekoio-Community zu vergleichen. Wir wollen dafür sorgen, dass Sparen auch Spaß macht.

Wie finanziert sich Ekoio?

Ekoio wird im Zeitraum 01.02.2014 – 31.01.2015 durch ein EXIST-Gründerstipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie gefördert.

Gibt es etwas, das Ekoio noch fehlt? Ein Mitarbeiter, Investor oder ein Büro?

Grundsätzlich sind wir an branchennahen Beteiligungen interessiert, die nicht nur Kapital, sondern im Idealfall auch strategische Partner und Kooperationen mit einbringen können. Im Allgemeinen sind wir an Gesprächen über Beteiligungen interessiert.

Gibt es ein großes Vorbild für euch?

Thomas Alva Edison – Ohne ihn würden wir alle im Dunkeln sitzen.

Stellt euch vor, ihr könntet ein Lunch gewinnen. Wen würdet ihr aus der deutschen Startup-Branche gerne mit an den Tisch holen?

Wir würden sehr gern mit den Geschäftsführern der DB Rent/ Flinkster Car Sharing (Rolf Lübke, Sylvia Lier, Moritz Rohrschneider) an einem Tisch sitzen, um über eine mögliche Kooperation zu sprechen.

Vor welchen Herausforderungen habt ihr den größten Respekt?

Durch die anfängliche Konzentration auf den B2B-Markt sind wir in der komfortablen Situation, dass wir durch gezielte Ansprache bereits früh große Stückzahlen realisieren können. Der in der Anfangsphase gefundene Carsharing-Anbieter verfügt so zum Beispiel über eine Flotte von über 500 Fahrzeugen. Somit sind keine größeren Investitionen in den Vertrieb notwendig. Erst nach erfolgreicher Markteinführung im B2B-Bereich werden wir die Brücke zum B2C-Bereich schlagen. Hier sind wir auf der Suche nach strategischen Partnern und sind guter Dinge, die dann möglichen Herausforderungen erfolgreich lösen zu können.

Bild: Ekoio