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Das neue Model 3 von Tesla

Eigentlich hatte Elon Musk viele gute Nachrichten für die Aktionäre seines Elektroautobauers Tesla zu verkünden: Noch nie hatte das Unternehmen so viele Fahrzeuge an Kunden ausgeliefert wie in den ersten drei Monaten des Jahres: 25.051 Stück. Damit ist Tesla auf Kurs für das Ziel, dieses Jahr 100.000 Fahrzeuge zu verkaufen. Auch der Umsatz wurde im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mehr als verdoppelt auf nun 2,7 Milliarden Dollar. Nur der Verlust machte mal wieder Sorgen. Mit 330 Millionen Dollar fiel das Minus nicht nur deutlich höher aus als im ersten Quartal des Vorjahres (282 Millionen Dollar), sondern lag auch über den ohnehin schon nicht besonders optimistischen Erwartungen.

Nun ist ein Verlust für Tesla-Investoren nichts Besonderes, mit seinen Elektroautos hat Musk bislang nie Geld verdient. Wenn doch mal ein Quartal knapp in den schwarzen Zahlen endete, lag das stets an Sondereffekten. Wichtiger war immer die Wette auf die Zukunft: Wenn die Modellpalette mit dem Model 3, einem elektrischen Mittelklassewagen, der noch in diesem Jahr auf den Markt kommen soll, erst einmal vollständig sein wird, will Tesla endlich Gewinne machen. Doch ausgerechnet dieser „Masterplan“ könnte in Gefahr sein – denn das Model 3 macht vor allem den anderen Tesla-Modellen Konkurrenz.

Musk versucht gegenzusteuern

Dass Musk seit über einem Jahr von dem neuen Modell schwärmt, hat einen ungewollten Nebeneffekt: Viele potenzielle Käufer des deutlich teureren und daher gewinnträchtigeren Model S warten nun auf den günstigeren Mittelklassewagen. Nach dem Motto: Neu ist besser. Musk selbst hatte schon vor einigen Wochen von dem Problem bei Twitter berichtetet: „Ich merke, dass viele Leute denken, Model 3 ist die ‚nächste Version‘ von Tesla wie iPhone 2 vs. 3. Das ist nicht wahr“, schrieb er. „Model 3 ist nur eine kleinere günstigere Version des Model S mit weniger Reichweite und Energie und Funktionen. Model S hat die fortschrittlichere Technologie.“

Doch die Tweets des Chefs scheinen nichts geholfen zu haben. Auch im Ausblick des aktuellen Quartalsberichts findet sich nun die Warnung vor der Kaufzurückhaltung der Model-S-Kunden. „Insbesondere wenn das Model 3 erhältlich ist, wird eine unserer Herausforderungen sein, die falsche Wahrnehmung über die Unterschiede zwischen Model S und Model 3 zu beseitigen“, heißt es in dem Bericht. „Wir haben bei einigen beobachtet, dass sie glauben, dass es sich beim Model 3 um die neueste und fortschrittlichere Generation des Model S handelt. Das ist nicht korrekt.“ An dieser Wahrnehmung ist Tesla allerdings alles andere als unschuldig. Seit über einem Jahr, seit das Model 3 erstmals öffentlich präsentiert wurde, bemühen sich Musk und seine Leute, den Hype um den ersten günstigeren Tesla zu befeuern. Das begann schon damit, dass Musk in der Woche nach der Präsentation stets verkündete, wie viele Vorbestellungen es für das Model 3 gab – obwohl das Unternehmen mit Zahlen sonst sehr zurückhaltend ist. Rund 400.000 potenzielle Kunden machten demnach in den ersten Tagen eine Anzahlung über 1000 Dollar beziehungsweise 1000 Euro, um sich einen Platz vorn auf der Warteliste für das Model 3 zu sichern.

Produktion von Model 3 soll im Juli beginnen

Seitdem hat Musk immer wieder betont, wie fortschrittlich das neue, günstige Modell ausfallen wird. Dass man zum Beispiel selbstverständlich auch in der Mittelklassevariante das Autopilot genannte Fahrassistenzprogramm von Tesla bekommen könne – wie bei den anderen Modellen gegen Aufpreis. Da fragt sich mancher Kunde natürlich, warum er künftig noch mehr als 70.000 Euro für ein Model S oder gar mehr als 100.000 Euro für den SUV Model X ausgeben soll, wenn es das Model 3 schon ab 35.000 Euro geben wird.   Die Produktion des Model 3 soll wie geplant im Juli beginnen. Aktuelle Zahlen, wie sich die Bestellungen von Model S und Model X kurz vor dem Verkaufsstart des vermeintlichen Nachfolgers entwickeln, hat Tesla im Quartalsbericht nicht veröffentlicht. Klar ist aber, dass das Unternehmen nun versucht, gegenzusteuern: „Das Model S wird immer mehr Reichweite, eine größere Beschleunigung, mehr Energie, einen größeren Kofferraum, mehr Bildschirme (zwei) und mehr Anpassungsmöglichkeiten haben“, heißt es im Bericht. Allerdings schreibt Tesla auch, dass Model S, X und 3 alle „gleichwertige Autopilot-Funktionen“ haben werden. „Wir werden diese Unterschiede weiterhin klar kommunizieren, um Missverständnisse zu vermeiden.“

Musk gibt sich auf Twitter durchaus selbstkritisch, wenn es darum geht, wer dafür verantwortlich ist, dass die Kunden im Model 3 eine Verbesserung zum Model S sehen. Auf die Frage eines Nutzers, warum er das neue Modell denn so genannt habe, schließlich sei die Verwirrung ja programmiert, antwortete Musk: „Weil ich ein dummer Idiot war und damals nicht realisiert habe, dass es Verwirrung auslösen würde.“ Dieser Artikel erschien zuerst bei Welt.de.
Bild: Tesla Motors