Olaf Scholz, Susanne Klatten, Michael Stich, Sarah Wiener und Erich Sixt – diese Namen klingen nicht gerade nach Startup-Event. Im Hotel Louis C. Jacob an der Hamburger Elbchaussee waren sie als Gäste trotzdem mit von der Partie, als die Financial Times Deutschland (FTD) die Sieger-Startups des Wettbewerbs Enable2start (www.enable2start.de) auszeichnete. Gründerszene sah unter den Gewinnern viele Offline-Ideen und stellt die fünf Gewinner vor: Von Pralinen und Milchmode über ergonomische Rucksäcke und digitale Bestellungen bis hin zu Karbonfasern.

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Enable2start – das andere Startupevent

Auf den meisten Startup-Events gilt kein Dresscode, unter den Gästen tummeln sich die üblichen Verdächtigen und zum Essen gibt es Fingerfood. Wenn die FTD zum Finale von Enable2start lädt, sieht das alles jedoch etwas anders aus. Friedrich von Metzler von der Privatbank B. Metzler seel. Sohn & Co. KGaA (www.metzler.com) hielt im altehrwürdigen Hotel Louis C. Jacob die Eröffnungsrede zum Thema „Dran bleiben“; unter den Gästen fanden sich unter anderen der Bürgermeister von Hamburg Olaf Scholz, der Vorstandvorsitzende der Sixt AG Erich Sixt, Media-Markt-Gründer Walter Gunz und DM-Gründer Götz Werner und es wurde ein Galamenü von Sternekoch Thomas Martin serviert.

„Jeder Gründer fängt einmal klein an. Und jeder sollte sich immer wieder fragen, ob sein Unternehmen für die Zukunft ausgerichtet ist, ohne sich von den täglichen Aufgaben ablenken zu lassen“, sagte Friedrich von Metzler in seiner Rede. Erst kurz vor Mitternacht waren alle fünf Sieger-Startups des diesjährigen Wettbewerbs gefunden. Aus den über 900 Bewerbern waren zwölf Finalisten ausgewählt worden, die sich an den zwei Tagen vor dem Finale einer hochkarätigen Jury stellten.

„Was die Erfahrungen mit unseren Siegern betrifft, stelle ich immer wieder fest, dass selbst bei wirklich tollen Teams die Dinge meist länger dauern als gedacht. Und mein allgemeines Resümee ist: Es ist ein großes Privileg, in der Gründerszene aktiv zu sein“, sagte Initiator Thomas Clark gegenüber Gründerszene. Jurymitglied und Investor Lars Hinrichs zeigte sich vor allem von soviel Offline-Inspriation begeistert.

Fünf Startups gewinnen Enable2start

QMilch – Anke Domaske

Die Mikrobiologin und Modedesignerin Anke Domaske aus Hannover hat aus dem Rohstoff Milch eine chemikalienfreie Naturfaser entwickelt, die auch Allergiker tragen können. Noch in diesem Jahr will sie in die Produktion einsteigen. Die 28-Lährige macht Mode aus Milch – Qmilch (www.qmilk.eu) ist die weltweit erste Naturfaser, die ohne den Einsatz von Chemikalien auskommt und industriell produziert werden kann. Im Vergleich zum Nassspinnen kommt Domaskes patentiertes Verfahren mit weniger Energie und Wasser aus. Es spart zudem Zeit, Arbeitskraft – und Milch: Denn für die Herstellung wird nur verwendet, was nicht mehr für die Produktion von Lebensmitteln genutzt werden kann.

Gugl – Chalwa Heigl

Die-Gugl-Gründerin Chalwa Heigl macht Guglhupf-Pralinen, die im Miniformat in Filialen, online und im mobilen Verkauf vertrieben werden. Die Idee zum Miniguglhupf kam der Münchnerin, weil sie die üblichen Muffins & Co, die es in Läden zu kaufen gibt, immer weniger schmackhaft fand. So zog sie aus, die deutsche Konditorentradition zu retten – mit Gugl (www.dergugl.de). Derzeit sind Gugls in Feinkostläden deutscher Metropolen erhältlich. Zusätzlich werden die Guglhupf-Pralinen über den eigenen Online-Shop sowie in München mit der hauseigenen rollenden Patisserie „Kleines Laster“ vertrieben. Auch im Catering und in der Gastronomie trifft man die kleinen Napfkuchen zunehmend an – mit einem charmanten Bauchladenkonzept.

Ergobag – Sven-Oliver Pink und Florian Michajlezko

Die Idee des Kölner Startups Ergobag (www.ergobag.de) ist an das Prinzip von Trekking-Rücksäcken angelehnt und verbindet deren Tragekomfort mit der Form und der Funktionalität von Schulranzen. Das Ergebnis: eine ergonomische Alternative zum herkömmlichen deutschen Schulranzen. Die bunten Ranzen, die selbst individualisiert werden können, freuen damit nicht nur die Kinder, sondern vor allem deren Eltern. Zwei Jahre nach der Gründung umfasst das Ergobag-Sortiment, zu deren Investoren der ehemalige BASF-Chef Jürgen Hambrecht zählt, drei Produkte: neben dem Ergobag für die Grundschule auch den Ergolino für den Kindergarten sowie den Satch für Kinder ab der fünften Klasse.

Orderbird – Jakob Schreyer und Bastian Schmidtke

Das einzige Online-Startup unter den diesjährigen Gewinnern ist Orderbird (www.orderbird.com) aus Berlin. Das Orderbird-Team rund um den Gründer Jakob Schreyer möchte der digitale Bestellstandard in der Gastronomie werden. Gästen soll es künftig ermöglicht werden, über ihr Smartphone Essen und Getränke zu bestellen. Der Gastronom, der Kellner, der Gast sowie Lieferanten und Dienstleister werden an das Orderbird-System angeschlossen und erhalten die jeweiligen relevanten Informationen. Grundlage des Geschäftsmodells ist Orderbird POS, ein vollständiges Kassensystem für iOS, das nach Unternehmenaussagen nur die Hälfte von herkömmlichen Gastronomiesystemen kostet. Pilotkunde von Orderbird war das Münchener P1 – über 100 Kunden konnte das Startup bisher an sich binden.

Munich Composites – Felix Fröhlich und Boris Mittermaier

Munich Composites (www.munich-composites.de) hat eine neue Herstellungsmethode für Karbonfaserbauteile entwickelt. Als Vorzeigebeispiel für die Anwendung dient ein preisgekröntes Fahrrad. Welches bald auf den Markt gebracht werden soll. Das Münchener Gründerteam um Boris Mittermaier und Felix Fröhlich hat ein Verfahren entwickelt, bei dem Karbonfasern automatisiert geflochten werden. Die Einsatzfelder der Technologie reichen von Sportartikeln über Windkraftanlagen bis hin zu Autos und Flugzeugen. Die Münchener starteten als Ausgründung der Technischen Universität München und sehen sich als Dienstleister im Ingenieurbereich. Zudem werden Prototypen und Versuchsträger kontinuierlich weiterentwickelt.

5 x 50.ooo Euro für die Sieger-Startups

Den Gewinnerteams winken nun fünfmal 50.000 Euro in bar und eine reichweitenstarke Berichterstattung, die auch vor Veröffentlichung der Geschäftszahlen nicht halt macht.
Der Gründerwettbewerb, den die FTD gemeinsam mit dem Innovations- und Gründungszentrum UnternehmerTUM (www.unternehmertum.de) veranstaltet, ist einer der größten Europas. Das Preisgeld für Enable2start stiften neben UnternehmerTUM die Sponsoren Daimler, Euler Hermes, die Otto-Gruppe, Roland Berger Strategy Consultants und Telefonica. Das bringt den Startups neben 50.000 Euro vor allem ein breites Netzwerk. Einige Sieger des Startupwettbewerbs sind mittlerweile recht erfolgreich: Dazu gehören beispielsweise Mymuesli Mymuesli (www.mymuesli.com) oder Statista (de.statista.com).