Erst kürzlich haben die Samwer-Brüder ja ihr Engagement bei 7Trends (www.7trends.de) und Enamora (www.enamora.de) verringert und haben auch andere fashionorientierte Projekte wie MyBrands bereits stillgestellt. Nun geht die Fokussierung der drei Jamba-Brüder weiter: Mit ihrem Inkubator Rocket Internet sind die Samwers auch beim Frauen-Lifestyleportal Erdbeerlounge ausgestiegen.

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Rocket Internet verlässt die Erdbeerlounge

Eine Erhöhung des Stammkapitals beim Frauenportal Erdbeerlounge (www.erdbeerlounge.de) lässt dieser Tage Aufschluss darüber zu, dass die Samwer-Brüder mit ihrem Inkubator Rocket Internet beim Kölner StartUp ausgestiegen sind. Erdbeerlounge ist ein Online-Magazin, das sich an Frauen richtet und die Themen Lifestyle und Popkultur behandelt. Gegründet wurde Erdbeerlounge im Februar 2008 durch Stephanie Staar, welche für das Frauen-Online-Magazin ihren Ausstieg beim von ihr mitgegründeten Mütterportal Netmoms (www.netmoms.de) vollzog.

Übernommen wurden die Rocket-Anteile durch Michael Schwetje, der 2000 das Internetfinanzportal Onvista gegründet hatte und nun mit den 21 Prozent von Rocket Internet 53 Prozent der Anteile an Erdbeerlounge hält. Holtzbrinck Ventures stieg im Gegensatz zu Rocket Internet nicht bei Erdbeerlounge aus und verfügt derzeit über fünf Prozent des Frauenmagazins.

Laut Bundesanzeiger hat Erdbeerlounge in 2008 1,085 Millionen Euro Verlust gemacht, in 2009 noch 798.000 Euro. Da zeitgleich die Kapitalrücklage und das Stammkapital zugenommen haben, darf für 2009 von einem Investment ausgegangen werden, dessen Preis pro Share bei 85,44 Euro gelegen haben dürfte. Erdbeerlounge dürfte also eine Finanzierungsrunde im Umfang von einer Million Euro zu einer Bewertung von 3,5 Millionen Euro pre-money vollzogen haben.

Rein werbefinanziertes Modell schreckt Samwers bei Erdbeerlounge ab

Glaubt man den Gründerszene-Informationen aus dem Samwer-Umfeld, soll es vor allem das Geschäftsmodell sein, dass die Samwer-Brüder veranlasste, bei Erdbeerlounge auszusteigen. Im Hause Rocket Internet ist man von rein werbefinanzierten Geschäftsmodellen nicht überzeugt – eine Einschätzung, die sich mit der Zeit herausgebildet haben soll und etwa auch ein Learning bei StudiVZ gewesen sein dürfte. Von Seiten Erdbeerlounge ließ sich hierzu jedoch keine Aussage gewinnen, Geschäftsführerin Staar war kurzfristig nicht für ein Telefonat greifbar.

Verfügt ein Portal nicht über eine sehr spitze Zielgruppe – wie etwa Schwetjes Internetfinanzportal Onvista – mit der hohe TKP-Preise generiert werden können, gestaltet sich das eigene Geschäft eher schwierig. Besonders bei der Reichweitengenerierung besteht in Sachen Onlinemarketing kaum Spielraum, rechnet sich doch SEM für Magazine nicht, sodass SEO eigentlich als einzige Komponente bleibt und eine große Abhängigkeit von Suchmaschinen produziert.

Laut Google Trends performt Erdbeerlounge recht viel versprechend: In Konkurrenz zu direkten Wettbewerbern wie Gofeminin.de (www.gofeminin.de), Jolie (www.jolie.de) oder Brigitte (www.brigitte.de) bewegt sich Erdbeerlounge im gesunden Mittelfeld und brachte es laut AGOF im Durchschnitt auf 1,1 Millionen Unique-User monatlich im dritten Quartal 2010.

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Magazine haben es im Online-Werbemarkt schwer

Klein ist Erdbeerlounge also nicht, für eine umfangreiche Vertriebsabteilung, mit der sich im großen Stil Marken-Budgets akquirieren lassen, dürfte das Kölner StartUp aber dennoch etwas zu klein sein. Erst ab einer bestimmten Größe und mit hohen TKP-Preisen lassen sich größere Budgets akquirieren und kreieren somit für werbefinanzierte StartUps ein Henne-Ei-Problem zwischen Vertriebskosten und Produktaufbau.

Brigitte kann hier etwa mit einemCross-Selling zwischen seinem Online-Content und Offline-Anzeigen diesen Problemen zum Teil entgehen. Erdbeerlounge versucht das stark performanceorientierte Vermarktungsmodell – wohl recht erfolgreich – durch Styler-Features zu ergänzen, die wie eine kleine Variante von LadenZeile (www.ladenzeile.de) oder Smatch (www.smatch.com) funktionieren.

Zwar wird der Werbemarkt mit großer Wahrscheinlichkeit wieder anziehen, den Samwers war die Marktpositionierung von Erdbeerlounge anscheinend dennoch nicht viel versprechend genug. Bei Rocket Internet sollen reine Content-Plays (Geschäftsmodelle, die auf Content und damit auf Werbevermarktung ausgerichtet sind), vermieden werden und so trennen sich die Wege mit Erdbeerlounge.

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Bildmaterial: Mconnors