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Autonome Autos sind längst kein fernes Zukunftsszenario mehr. Weltweit laufen entsprechende Projekte, auch in Berlin soll auf der Straße des 17. Juni eine Teststrecke entstehen, eine Ethik-Kommission der Bundesregierung hat kürzlich Leitlinien für ethische Fragen bei selbstfahrenden Autos präsentiert.

Das Dilemma: Zwar gehen Experten davon aus, dass selbstfahrende Autos die Anzahl der weltweit 1,2 Millionen Verkehrstoten unterm Strich jährlich um etwa 90 Prozent senken können. Doch fest steht: Auch autonome Autos werden tragische Unfälle verursachen. Folglich wird es Situationen geben, in denen die Software im Auto abwägen muss – soll das Fahrzeug beim Versagen seiner Bremsen gegen eine Wand fahren und damit das Leben des Passagiers gefährden? Oder aber dem Hindernis ausweichen und stattdessen in eine Menschenmenge rasen und damit das Leben unbeteiligter Passanten aufs Spiel setzen?  

Welche Verhaltensweisen autonomer Fahrzeuge gesellschaftlich akzeptiert sind, untersucht der Sozial- und Computerwissenschaftler Iyad Rahwan.

Gemeinsam mit seinem Team am renommierten Media Lab des Massachusetts Institute of Technology (MIT) hat Rahwan untersucht, welche ethischen Entscheidungen die größte Akzeptanz findet. Das Ergebnis einer seiner Umfragen: Autofahrer wollen solche Fahrzeuge kaufen, in denen sie als Passagier absolut sicher sind. Andererseits erwarten sie von ihren Mitmenschen genau das Gegenteil, also, dass sie sich solche Fahrzeuge zulegen, die nicht die Sicherheit ihrer Insassen, sondern die der Fußgänger an oberste Stelle setzen. Rahwan bezeichnet das als „soziales Dilemma“.

Um herauszufinden, welche moralischen Abwägungen Menschen akzeptieren und welche nicht, haben die Forscher eine Moral Machine online gestellt. Dort können Nutzer ihre eigenen Moralvorstellungen testen und werden gezwungen, bestimmte Personengruppen in den Tod zu schicken. Sollte das Auto einen Unterschied zwischen alten und jungen Menschen machen? Fällt die Entscheidung bei Kranken anders aus als bei Gesunden?

Insgesamt haben die Wissenschaftler bisher mehr als eine Million Menschen unterschiedlichen Alters und Herkunft befragt. Welche ethischen Abwägungen die Menschen akzeptieren, welche nicht und was für ein Fazit er daraus zieht, verrät Rahwan im Video. Aufgezeichnet wurde der Ted Talk schon im vergangenen Jahr, hat aber an Aktualität nicht verloren.

Bild: Screenshot / TedTalk