Puder, Lippenstift, Wimpernzange: Mit Beauty-Produkten kennen sich die Eve-Gründer Matthias Siegmund und Anna Lisa Hülpüsch mittlerweile aus

Beauty-Tutorials sind auf Youtube der Renner. Millionen Klicks haben Videos, in denen die Stars des Portals Schminktipps geben – beispielsweise Bibi, Daaruum oder Dagi Bee. „Indian Summer Look“, „Schöne Zopf-Frisuren“ oder „My everyday Make-Up Routine“ heißen die Videos. Doch oft dauern sie mehrere Minuten, in denen die Youtuber minutenlang quasseln, um ihr Video einzuleiten. Ziemlich zeitaufwendig, oft anstrengend.

Auch Anna Lisa Hülpüsch fühlte sich von den Tutorials auf Youtube nie angesprochen und hat eine entsprechende Gründerstory parat: „Ich wollte mich für eine Party fertig machen und suchte nach guten Videos, die mir erklären, wie man Smokey Eyes schminkt“, erzählt sie uns bei einem Treffen in Berlin. „Doch die Videos, die ich gefunden habe, waren alle nichts für mich.“ Sie fragte ihre Mutter und Freundinnen, ob es ihnen genauso ginge. Sie alle hatten dasselbe Problem wie Anna.

Kurzerhand entschied die 27-Jährige, eine eigene App namens Eve zu bauen. Das Vorbild: Die Koch-App Kitchen Stories. Mit deren Gründerin Mengting Gao hatte Anna zusammen an der WHU studiert und beeindruckt den Erfolg der App beobachtet. Ihren Mitgründer Matthias Siegmund kennt Hülpüsch ebenfalls von der WHU. Siegmund hatte einen Jahrgang über ihr studiert und danach für das US-Putz-Startup Homejoy gearbeitet. Nach dem Aus von Homejoy war er auf der Suche nach einer Idee für ein eigenes Startup. Bis Hülpüsch ihm von Eve berichtete.

Angesprochen auf das Konzept von Eve, muss Siegmund deswegen schmunzeln. „Naja, auf die Idee wäre ich tatsächlich nicht gekommen, aber ich fand sie extrem interessant“, gibt er zu. „Auch meine Schwester war sofort begeistert, das hat mich überzeugt.“ Im vergangenen Sommer fingen er und Hülpüsch schließlich an, ihre iOS-App zu entwickeln. Zunächst durften nur Freunde sie testen, im Dezember kam sie schließlich in Apples App-Store. Nach Weihnachten fingen die Gründer an, für Eve Werbung zu machen. Auch Apple entdeckte Eve, zeigte sich begeistert und platzierte die App prominent als Empfehlung in seinem Store. Die Downloads schossen in die Höhe.

Anfang März schlossen die zwei Gründer schließlich ihre erste Finanzierungsrunde mit einer sechsstelligen Summe ab. Mit an Bord: Die Amorelie-Gründer Lea-Sophie Cramer und Sebastian Pollok über ihre Beteiligungsgesellschaft Starstrike Ventures, Ex-StudiVZ-Geschäftsführer Michael Brehm, Oliver-Samwer-Wegbegleiter Max Finger, Sabine Fäth, Gründerin von ScribersHub, – und natürlich die Gründerinnen von Kitchen Stories, Verena Hubertz und Mengting Gao.

Mittlerweile zählt Eve 250.000 Downloads, etwa 100.000 Menschen nutzen die App laut der Gründer mindestens einmal im Monat. Dass Eve nichts für den täglichen Bedarf ist, haben sie aber längst erkannt. Vor dem Wochenende, wenn die Nutzerinnen neue Looks für eine Party testen möchten, oder an freien Tagen sei die App besonders viel im Einsatz. „Die Nutzung steigt schon am Donnerstag und Freitag an – aber am Sonntagabend ist die Nutzung am stärksten“, fasst Siegmund zusammen. Da hätten die Leute am meisten Zeit.

Bisher ist Eve sehr simpel gehalten, die Funktionen sind auf das Nötigste beschränkt. Es gibt Videos mit dem Titel „Make-up fürs Büro“, „Lippen größer schminken“ oder „Jessica Alba Frisur“. Bald sollen weitere Videos beispielsweise für Nagelpflege hinzukommen. Die App sieht Kitchen Stories vom Aufbau her noch extrem ähnlich, die Videos sind in einem Feed angeordnet und können mit einem Herz-Symbol als Favorit gekennzeichnet werden. Genauso wie bei der Berliner Koch-App soll es in ein paar Monaten persönliche Accounts geben. „Langfristig wollen wir Eve über Nutzer-Accounts viel stärker personalisieren und so individuelle Tipps und Empfehlungen geben“, erzählt Anna Lisa Hülpüsch.

Eine passende Strategie, um Geld zu verdienen, haben die Gründer auch schon: Künftig sollen die Produkte, mit denen sich die Models in den Videos schminken, von Partnern kommen und über einen Link in der App zu erwerben sein. Schon jetzt verdient Eve durch Kooperationen mit größeren und kleinen Beautyprodukte-Herstellern, beispielsweise Maybelline, etwas Geld. Für die meisten Produkte, die in der App zu finden sind, gibt es bisher keine Partnerschaft. Aber die User sollen jetzt schon neugierig danach fragen. „Viele Nutzer klicken auf die Produkte und wollen wissen, wo sie die kaufen können“, erzählt Hülpüsch. Für die Gründer sei das die beste Bestätigung, dass ihre Idee aufgeht.


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Bild: Eve