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Ein Beitrag von Bartosz Kajdas, der als Startupmanager am Innovationszentrum der TU Darmstadt Gründer beim Exist-Antrag begleitet.

Das Förderprogramm „EXIST – Gründerstipendium“ bietet in Deutschland eine Möglichkeit, sich vollständig auf eine Gründungsidee konzentrieren zu können. Das Stipendium sichert für zwölf Monate den persönlichen Lebensunterhalt und vergibt zusätzlich Sach- und Coachingmittel in Höhe von 35.000 Euro.

Der Hintergrund: In den Hochschulen entstandenes Know-How soll so in ein innovatives Startup eingebracht werden.

Die Bewerbung für das Programm erfolgt über Hochschulen und das dazugehörige Gründungsnetzwerk. Kern der Exist-Bewerbung ist das Ideenpapier, welches 25 Seiten umfasst und das Gründungsprojekt mit seinen Zielen darstellt. Vier Punkte sind besonders wichtig für den Erfolg eines Antrages.

1. Innovation

Die Innovation des Produktes oder der Dienstleistung muss in einem Exist-Antrag deutlich dargestellt werden. Hierbei sollte auf die Entstehungsgeschichte eingegangen werden, die einen Bezug zur wissenschaftlichen Einrichtung aufweisen sollte. Im Idealfall wurde die Idee innerhalb einer Bachelor- oder Masterarbeit oder einer Promotion erarbeitet und weist einen deutlichen Innovationsvorsprung auf.

Das Gründerteam sollte dabei den Bezug zur Wissenschaft klar hervorheben. Ideen, die im Bastelkeller entstanden sind und in keinem Bezug zu einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung stehen, haben schlechte Chancen für eine Förderung.

Die Idee sollte innovativ genug sein, um nicht gleich kopiert zu werden. Schutzrechtsanmeldungen sind für das Exist-Gründerstipendium nicht nötig, aber von Vorteil. Wichtig ist die Frage, welchen Mehrwert die Innovation bringt. Eine erste Validierung der Geschäftsannahmen könnte zum Beispiel in einer wissenschaftlichen Arbeit herausgestellt worden sein.

In der Regel helfen Gründerzentren an Universitäten, den Innovationsgrad einzuschätzen. Viele bieten eine kostenfreie Beratung an und helfen den Gründern die Idee vom Stand der Technik abzugrenzen und die Mehrwerte herauszustellen.

2. Team

Eine wichtige Komponente für eine erfolgreiche Bewilligung ist das Team. Da es aus maximal drei geförderten Personen bestehen darf, sollte auf jeden Fall der Wissensträger im Team vertreten sein. Damit ist die Person gemeint, die das Know-How (zum Beispiel aus einer Abschlussarbeit) in die Gründung einbringt.

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Die restlichen beiden Teammitglieder sollten komplementär und auf die Erfordernisse des künftigen Projektes eingesetzt werden. Ein Gründungsprojekt aus dem Bereich Software sollte zum Beispiel einen zweiten Entwickler einstellen, um den Entwicklungsbedarf während der Projektphase ausreichend zu decken. Teams sollten zudem frühzeitig betriebswirtschaftliche Kompetenzen aufnehmen.

3. Markt und Wettbewerber

Oft fällt es schwer, ausreichend Datenmaterial für die Beschreibung des zünftigen Marktes zu finden. Nützlichen Quellen sind zum Beispiel Statista, das statistische Bundesamt oder Suchmaschinen.

Eine schnelle und präzise Zusammenstellung der wichtigsten Kennzahlen ist dabei das A und O. Viel zu oft verlieren Gründer Zeit bei der Marktrecherche, weil sie nicht fokussiert genug analysieren.

Dabei kommt es darauf an, wie plausibel und logisch das Marktpotenzial berechnet wird. Hierbei eignet sich die Darstellung des Marktes in folgende Teilbereiche: TAM (Total Available Market), SAM (Serviceable Available Market) und SOM (Service Obtainable Market).

Es ist empfehlenswert, das Gründungsprojekt als Art „Business Case“ darzustellen. Mit einem Business Case wird versucht, das Geschäftsszenario der Gründung abzubilden und mögliche finanzielle als auch strategische Auswirkungen der Gründung vorauszusagen.

Neben der Marktbetrachtung spielen auch die Wettbewerber eine große Rolle. Ziel der Wettbewerbsanalyse ist das Abgrenzen des eigenen Produkts oder der Dienstleistung gegenüber bisherigen, auf dem Markt verfügbaren Lösungen. Hierbei sollten die Alleinstellungsmerkmale gut herausgearbeitet werden.

4. Finanzplanung

Die Finanzplanung kann unterschiedlich aussehen. Grundsätzlich sollte eine Liquiditätsplanung für die ersten drei Gründungsjahre erstellt werden. Diese Planung soll einen Eindruck vermitteln, wie sich das Startup in den ersten Jahren nach Exist entwickelt und finanziert.

Die Finanzplanung ist das Fazit eures Business Cases. Hier wird vorgerechnet, ob sich das Startup auch betriebswirtschaftlich lohnt.

Da bei einem langen Antrag schnell auch Fehler passieren, hier abschließend die häufigsten im Überblick:

  • Die wissenschaftliche Grundlage fehlt und die Gründungsidee entstammt nicht dem universitären Umfeld.
  • Die adressierten Märkte sind zu klein oder nur schwer zu durchdringen.
  • Die Idee schafft keinen (echten) Mehrwert oder Kundennutzen.
  • Gründer verschätzen sich mit der Arbeitsplanung und den Zielen des Projektes.
  • Die Idee ist nicht innovativ genug.
  • Die Idee ist nur bedingt skalierbar (zum Beispiel bei Dienstleistungen), bzw. die wirtschaftlichen Erfolgsaussichten sind zweifelhaft.
  • Das Gründerteam deckt die notwendigen Kompetenzen nicht ab.
Bild: RichVintage/Getty