Dass Erfolg und Innovation nicht nur in Tech-Hubs wie Berlin, Hamburg, München oder Köln keimt, beweist die Region Ingolstadt. Im Global Entrepreneur Monitor überraschte die eher ländliche Region mit einem sehr guten sechsten Platz als eine der perspektivreichsten Gründerregionen Deuschlands. Norbert Forster, Geschäftsführer des Existenzgründerzentrums Ingolstadt, im Interview über die Gründe.

Existenzgruenderzentrum Ingolstadt

Hallo Norbert, stelle dich bitte kurz vor.

Mein Name ist Norbert Forster und ich leite als Geschäftsführer seit nunmehr fast 15 Jahren das Existenzgründerzentrum Ingolstadt (www.egz.de) als Zentrum für Existenzgründer und junge Firmen für die gesamte Region. Ferner bin als gelernter Bankkaufmann und Dipl.-Kfm. als Dozent und Prüfer für die HWK für München und Oberbayern, für die IHK für München und Oberbayern sowie als Lehrbeauftragter der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Ingolstadt selbstständig tätig. Gerade diese Verknüpfung von Theorie und Praxis ermöglicht einen interessanten und erfolgreichen Austausch und befördert Unternehmertum.

„Wir wollen Startups, die sich in der Region ansiedeln, optimale Start- und Entwicklungsbedingungen bieten.“

Welche Aufgabe hat das Existenzgründerzentrum Ingolstadt?

Das Existenzgründerzentrum Ingolstadt ist ein Gründer- und Technologiezentrum zur Förderung von Gründern und jungen Unternehmen in Ingolstadt und den angrenzenden Landkreisen Eichstätt, Neuburg/Schrobenhausen und Pfaffenhofen an der Ilm. Unsere Region ist nicht nur bekannt für die im Bundesvergleich kontinuierlich niedrigsten Arbeitslosenzahlen, sie umfasst einen Einzugsbereich mit rund 500.000 Einwohnern mitten im Zentrum Bayerns.

Wir wollen Startups, die sich in der Region ansiedeln, optimale Start- und Entwicklungsbedingungen bieten – inklusive einer unabhängigen und professionellen Beratung in allen Phasen.

Laut dem aktuellen Global Entrepreneur Monitor landet die Region IngolStadtLandPlus auf Rang sechs der perspektivreichsten Gründerregionen in Deutschland. Das kommt überraschend. Was sind die Gründe?

Ich denke, wir bieten in der Gesamtregion, die sich wirtschaftsstark und eigenständig von den umliegenden Metropolregionen München und Nürnberg seit Jahren dynamisch entwickelt, sehr gute Rahmenbedingungen, die das Gründungsklima befruchten: Eine Wachstumsregion mit Global-Playern wie Audi und Cassidian sowie vielen erfolgreichen Mittelständlern, wissensintensive Branchen und Bildungseinrichtungen – kurz, eine gute Wertschöpfungskette und zugleich eine vielseitige Infrastruktur und lebendige Netzwerke, die den Mut zur Selbständigkeit anregen.

Zur Boomregion gehört aber auch, die richtigen Weichenstellungen vorzunehmen, was wir im Einklang mit Wirtschaft und Politik hier seit Jahren erfolgreich praktizieren. Insbesondere auch als Gründerregion.

„Schon immer hat die Region große Pioniere hervorgebracht, von der Bauer AG über Hipp bis zu MediaSaturn.“

Was sind die Vorteile des “Gründens auf dem Land”?

Für den einen Teil spielt Heimat eine wesentliche Rolle. Es gibt viele Gründer, die in der Region verwurzelt sind und hier alles finden, was sie brauchen. Schon immer hat die Region große Pioniere hervorgebracht, von der Bauer AG über Hipp bis zu MediaSaturn – viele national und international bedeutende Unternehmen sind hier entstanden. Und sicherlich ist auch für hinzuziehende, insbesondere technisch-orientierte Entrepreneure die Region IngolStadtLandPlus, die sich auch als Marke und als „Region für Innovation“ versteht, für den neuen Unternehmens- und Lebensmittelpunkt sehr attraktiv.

Und nicht zuletzt verbindet die Region IngolStadtLandPlus eine einzigartige Vielfalt aus Stadt und Land, aus Innovationskraft und Wohlfühlheimat in einem der stärksten Wirtschaftsräume Deutschlands.

Was sind Beispiele für erfolgreiche Startups aus dieser Region?

Wir haben einen eigenen Gründerpreis etabliert, um erfolgreiche Gründer und deren Innovationsgeist herauszustellen. In diesem Jahr haben wir unter anderem das Design-Unternehmen Am Surf (www.amsurf.de), das im EGZ gegründet hat, ausgezeichnet. Am Surf ist ein High-Tech-Unternehmen im Bereich Design-Modelling im Umfeld von Audi und anderen innovativen Unternehmen. Das Unternehmen entwickelt sich sehr dynamisch und beschäftigt heute 100 Mitarbeiter.

Als Gründerzentrum sind wir stolz darauf, dass bereits über 140 Startups unser Haus erfolgreich verlassen haben. Wobei ich betonen möchte, dass es auf die Unternehmensgröße nicht ankommt: Auch Ein-Personen-Unternehmen beziehungsweise kleine Firmen mit nur wenigen Mitarbeitern leisten einen bedeutenden gesellschaftlichen Effekt.

Was tut die Region sowohl zur Förderung junger Gründerteams als auch für erfahrene Seriengründer?

Meines Erachtens funktioniert in unserer Region das Zusammenspiel von Unternehmen und Politik besonders gut. Hier wird gemeinsam an guten Voraussetzungen für die Neuansiedlung von Unternehmen und Gründern gearbeitet. Wir haben Strukturen, die andere ländliche Regionen so nicht haben und die die Gründerkultur fördern. Entrepreneure finden gebündelt und einfach Anlaufpunkte für ihre Fragen und Wünsche.

Neben unserem Gründerzentrum hat das Regionalmanagement der Region unter der Dachmarke IngolStadtLandPlus eine übergreifende Funktion. Der Zusammenschluss von Wirtschaft und Kommunen bietet Netzwerke zu potenziellen Kunden, Zugänge zu Gründungskapital und –Know-how. In Kürze startet die Initiative als zentrale Informations- und Serviceplattform für Gründer ein eigenes Onlineportal.

„Wir haben eine andere Ausrichtung und ein ganz anderes Milieu als eine Großstadt, in der man auf kurzweilige und immer schneller wechselnde Trends reagieren muss.“

Was muss darüber hinaus geschehen, um auf Startup-Hubs wie etwa Berlin aufschließen zu können oder hat die Region gar andere Ambitionen?

Wir haben eine andere Ausrichtung und ein ganz anderes Milieu als eine Großstadt, in der man auf kurzweilige und immer schneller wechselnde Trends reagieren muss. Bei uns geht es um innovative Lösungen für anhaltende Entwicklungen, kreative Ansätze, die aber nicht nur dem Zeitgeist geschuldet sind. Wir begleiten nachhaltige Geschäftsideen, die sich sowohl regional als auch deutschlandweit im Markt durchsetzen wollen. Vielleicht sind wir etwas bodenständiger und weniger hip, aber nicht weniger erfolgreich, wie der Gründermonitor uns ja auch bestätigt.