Der kalifornische Social-Network-Gigant Facebook verleibt sich kurz vor dem geplanten Börsengang die Photosharing-Site Instagram ein. Eine Milliarde US-Dollar (rund 760 Millionen Euro) zahlt das Netzwerk für ein Unternehmen ohne nennenswerten Umsatz – dafür aber mit rund 30 Millionen Nutzern und einem guten Namen.

Facebook kauft Instagram für eine Milliarde US-Dollar

Größter Zukauf in Facebook-Geschichte

Bei Instagram (www.instagr.am) wird man sich die Summe auf der Zunge zergehen lassen: Eine Milliarde US-Dollar ist Facebook (www.facebook.com) die Übernahme der Photosharing-Site wert. Kurz vor dem geplanten Börsengang zeigt der Social-Network-Gigant, dass man trotz in den Himmel schießender Bewertung keinesfalls träge werden will: Instagram ist der größte Zukauf des kalifornischen Unternehmens in seiner Firmengeschichte.

„Das ist ein wichtiger Meilenstein für Facebook, weil wir erstmals ein Produkt und ein Unternehmen mit so vielen Nutzern gekauft haben“, lässt Unternehmensgründer Mark Zuckerberg auf seiner Facebook-Seite verlauten. Eine Strategie für die Zukunft soll das aber nicht sein, viele weitere Käufe dieser Art plane man – wenn überhaupt – nicht mehr. Die Übernahme des in San Francisco ansässigen Fotodienstes soll bis Ende Juni endgültig unter Dach und Fach gebracht werden.

Instagram soll unabhängig bleiben

Auch weil ein Teil der Kunden die Übernahme sicherlich nicht nur mit Freude aufnehmen wird, betont die Photo-Site ihre fortbestehende Unabhängigkeit: „Instagram wird bestehen bleiben“, verspricht Mitgründer und Firmenchef Kevin Systrom im eigenen Firmenblog. Gemeinsam mit Facebook sollten aber neue Funktionen entwickelt werden.

Für Facebook ist dieses Vorgehen eine Neuerung, folgte das Unternehmen bislang doch zumeist der Strategie, kleine Startup-Unternehmen aufzukaufen und deren Technologie in das eigene System zu integrieren. Die rund zehn Instagram-Angestellten werden den Angaben zufolge von Facebook übernommen. Finanziert wird der Zukauf mit einer Mischung aus Bargeld und eigenen Aktien. Das soziale Netzwerk treibt seit Wochen seinen Börsengang voran, der für Mai oder Frühsommer erwartet wird. Mit Einnahmen von aktuell angepeilten fünf Milliarden US-Dollar soll es der größte eines Internetunternehmens überhaupt werden.

Apps für iPhone und Android

War Instagram bislang ausschließlich iPhone-Nutzern vorbehalten, hatte das Unternehmen gerade erst auch eine Android-App vorgestellt. Damit fühlte sich allerdings ein Teil der Nutzer gehörig auf die Füße getreten: Die Reaktionen reichen von Boykott-Aufrufen bis hin zu Anleitungen, wie der Sharing-Account zu löschen sei. Letztere sind auch nach der jüngsten Ankündigung reihenweise im Netz zu finden.

Ziel der Transaktion dürfte für Facebook neben einer höheren Nutzerbindung auch ein stärkerer Fokus auf Bilder sein. Zu diesem Zweck kooperiert das bald in Menlo Park im Silicon Valley beheimatete Unternehmen bereits mit Tumblr. Täglich werden mehr als 250 Millionen Bilder bei Facebook hochgeladen, hat Mashable (www.mashable.com) herausgefunden. Sollte das Netzwerk die passenden Algorithmen für deren Auswertung finden, hätte es einen enormen Wettbewerbsvorteil, der sich etwa mit personenspezifischer Werbung gut in bare Münze umwandeln ließe.

Listing an der Nasdaq?

Dem Vernehmen nach strebt Facebook ein Listing an der Nasdaq an. Hier wäre das Unternehmen in guter Gesellschaft, auch Apple oder Google sind an der Technologiebörse notiert. Ein Volumen von bis zu zehn Milliarden US-Dollar wird im Markt für möglich gehalten. Auch wenn sich Facebook selbst mit der Hälfte deutlich bescheidener gibt, so waren allein die Börsengänge des Kreditkarten-Anbieters Visa, des Autoherstellers General Motors und der Mobilfunkgesellschaft AT&T Wireless noch größer.

Allein die Aussichten auf einen Börsengang des sozialen Netzwerks hatte in den vergangenen Monaten eine Reihe von Internet-Firmen angelockt: So haben der Online-Spieleanbieter Zynga, das Schnäppchenportal Groupon oder auch das Karriere-Netzwerk LinkedIn mittlerweile eine eigene Notierung. Nach einem kurzen Hype scheint bei einigen der Börsenneulingen aber wieder leichte Ernüchterung eingekehrt. Mitunter rutschte der Kurs unter den Ausgabepreis – im Fall Groupon nicht zuletzt, weil die Angaben im Quartalsbericht korrigiert werden mussten.