Als das Leben noch analog war: Frank Sinatra raucht und singt mit Antonio Carlos Jobim

Das war die Woche der Medien. Geht es mal wieder zu Ende mit dem Journalismus? Oder geht es gerade erst los? Man war sich nicht ganz einig. Das aber in einem vielstimmigen Chor auf allen Kanälen im Netz.

Es fing an mit der guten alten Tante Facebook. Noch besser und vor allem mobiler will Mark Zuckerberg sein Netzwerk machen. Da er keine eigenen Inhalte hat, solllen jetzt die großen Verlage dafür sorgen, dass die etwas ältere Zielgruppe etwas zu lesen bekommt. Bislang gibt es nur Links auf Artikel auf Medienseiten und Blogs. Nach dem Klick öffnet sich ein Browser – es dauert manchmal Sekunden, bis sich der gewünschte Artikel aufbaute. Oft passiert auch gar nichts.

Facebook will in Zukunft komplette Artikel in seinen Stream einbinden. Für die Nutzer hat das viele Vorteile. Sie kommen schneller an ihren Lesestoff, außerdem sind Artikel als sogenannte „Instant Articles“ attraktiver aufbereitet. Instant Articles? Alleine schon dieser Name! Da rebelliert das Feuilletonistenherz und der aufrechte Journalist alter Schule windet sich in Schmerzen. Der gemeine User freut sich dagegen auf zoombare, drehbare Fotos, Videos oder interaktive Grafiken. Erste Beispiele der New York Times und Buzzfeed machen eindrucksvoll vor, was hier möglich ist. Statt nur zu jammern, probieren die New York Times, Spiegel Online, Bild oder National Geographic ab jetzt einfach mal aus, was möglich ist und ob irgendwo tödliche Gefahren lauern. Wir freuen uns auf die Erkenntnisse.

Heidi Klums Modelshow wurde zu einem Feiertag für Twitter und seine Live-App Periscope. Als die Sendung wegen einer Bombendrohung abgebrochen werden musste, sprangen viele Zuschauer zu Twitter oder sahen sich auf Periscope die Übertragung eines Bild-Reporters an. Auch hier setzt der Chor der Warner ein. Das sei kein richtiger Journalismus. Hier fehle doch jede Faktensicherheit und Einordnung. Keine Frage, das ist wohl so. Allerdings hat das auch niemand versprochen. Der Abend hat jedenfalls gezeigt, was die Nutzer wollen. Und das ist auch in diesem Fall nicht immer das, was wir Journalisten ihnen zu geben bereit sind.

In Zukunft jedenfalls – und da sind sich ausnahmsweise mal alle einig – wird es immer wichtiger, die journalistischen Inhalte mobil auszuspielen. Doch mit mobilen Kanälen wird derzeit noch weniger Geld verdient als mit stationären Websites. Diese Lage könnte sich jetzt noch dramatisieren. Laut einem Bericht der Financial Times planen mehrere große Telekommunikationsunternehmen, noch in diesem Jahr Adblocker für Werbung auf Smartphones einzuführen. Der CMO des israelischen Adblocking-Startups Shine, Roi Carthy, sagt, dass Surfer zwischen 10 und 50 Prozent ihrer Datenvolumina allein für Mobile-Werbung verbrauchen. Das Ausblenden mobiler Werbung würde Verbraucher finanziell entlasten. Also erneut eine gute Sache für die Nutzer. Für die Inhaltelieferanten unter Umständen tödlich.

Auf neue journalistische Spuren hat sich auch die Deutsche Presse-Agentur begeben. Der Next Media Accelerator, der den US-Medien-Accelerator Matter zum Vorbild hat, geht offiziell an den Start. Mit großen Zielen: Der Wandel im Mediengeschäft soll beschleunigt, Innovationen für die Medienbranche entwickelt und erfolgreich am Markt platziert werden. Künftig sollen zweimal im Jahr jeweils fünf Startups für sechs Monate aufgenommen werden. Hoffentlich gibt es genug Kandidaten. Wir freuen uns auf die Ideen.

Trotz aller digitaler Innovationen halten die Deutschen an den Traditionen und Gebräuchen fest. Am sogenannten Vatertag wurden Horden von Männern mit Bollerwagen voller Bier gesichtet. So lange dieses Brauchtum noch gepflegt wird, machen wir uns keine Sorgen um die Zukunft. Wir von Gründerszene trinken lieber Wein und ziehen uns jetzt in dieses originalverpackte Wochenende zurück und bitten um Aufmerksamkeit für die folgenden, handverlesenen Musikstücke.

Flucht in die Vergangenheit. So ähnlich haben die Byrds Anfang der 70er Jahre geklungen. Aber das weiß ja niemand mehr. Schön!

 

Wo gibt es denn heute noch solche Männer? Man raucht, zieht sich vernünftig an und kann auch noch singen und ewige Klassiker schreiben. 

 

B.B. King ist von uns gegangen. RIP.

Foto: Screenshot / Youtube