FB-Team
Einmal Facebook durchfegen, bitte!

Vor ein paar Monaten gab es große Aufregung um die sogenannten Löschteams bei Facebook. Die Aufgabe dieser Mitarbeiter ist es, Einträge zu sichten und zu löschen, die gegen geltendes Recht oder die Regeln von Facebook verstoßen. Dabei stoßen sie im Minutentakt auf verstörende Gewaltvideos, angekündigte Selbstmorde und sehr viel unerträgliches Zeug. Und das rund um die Uhr. 

Die Kritik hatte sich damals daran entzündet, dass diesen Mitarbeitern nur sehr wenig geholfen wird, diese Eindrücke psychisch zu verarbeiten. Jetzt gewährte der Dienstleister Arvato einigen Journalisten zum ersten Mal Einblicke in die tägliche Arbeit der insgesamt 650 Mitarbeitern des Löschteams. Hat sich etwas verbessert? War die Kritik von vor ein paar Monaten überzogen?

Hier die wichtigsten Erkenntnisse der Kollegen von Tagesspiegel und Tagesschau, die mit drei Arvato-Mitarbeitern sprechen konnten und sich die Büros in Berlin angeschaut haben: 

An jedem Arbeitsplatz sind jetzt Aufkleber mit Kontaktdaten von Experten für psychologische Betreuung angebracht.

Mitarbeiter hätten auch die Möglichkeit, in psychologische Behandlung zu gehen und diese anonym abzurechnen.

Das Selbstverständnis hat sich offenbar geändert. Zwei Mitarbeiter sagen der dpa:  „Wir retten Leben, wir versuchen, Leuten zu helfen.“  Und: „Wir kommen uns gut dabei vor, was wir machen. Wenn ich jemandem ersparen kann durch meine Arbeit, dass er das sehen muss, dann finde ich das sehr gut.“

Obst und Gemüse werden vom Arbeitgeber gestellt, es gibt Yoga als Entspannungsangebot.

Mit besonders schweren Fällen wie Kindesmissbrauch dürfen sich Mitarbeiter täglich nur zwei Stunden beschäftigen.

Mit Renate Künast von den Grünen durfte sich die erste Politikerin die Arbeit vor Ort anschauen. „Kritik wirkt, und öffentliche Auseinandersetzung wirkt“, war ihr Resümee. Facebook habe mehr Mitarbeiter für diese schwierige Arbeit angestellt. 

Das Fazit der befragten Mitarbeiter fiel etwas anders aus. Die Arbeit wäre ok, sogar Selbstmorde seien verhindert worden. Aber angesichts der Menge des gewalttätigen Materials habe man ein Stück seines Glaubens in die Menschen verloren. 

Foto: Namensnennung Bestimmte Rechte vorbehalten von Denis Defreyne