Ein Beitrag von Fred Wilson, VC und Blogger (übersetzt aus dem Englischen). Dieser Artikel erschien erstmals am 15. Februar 2018. 

Wenn Sie eine Liste machen würden, was bei einem Seed-, Angel- oder Series-A-Investment alles zum Problem werden kann, müsste die Beziehung zwischen Co-Gründern auf dieser Liste ganz oben stehen. Nicht jedes Startup hat mehrere Gründer, manche haben nur einen. In gewisser Weise macht das die Dinge einfacher. Zumindest ist klar, wer die Verantwortung trägt und warum Dinge passieren oder auch nicht.

Bei mehreren Gründern ist es immer unklarer, woher die Probleme kommen. Häufig ist ein Gründer die „Business-Person“ und der andere die „Technik-Person“. Das funktioniert ziemlich gut, weil jeder seinen Kompetenzbereich hat, in dem er „der Boss“ ist, wodurch man einander weniger in die Quere kommt. Aber es gibt viele Situation, in denen dieses Konstrukt zusammenbricht: Stress zwischen Co-Gründern kann es zum Beispiel dann geben, wenn es um Bezahlung, Geldbeschaffung, Produktstrategie, Ressourcenverteilung, Marketing oder PR geht.

Eine dysfunktionale Beziehung zwischen Co-Gründern betrifft alle im Unternehmen, vor allem aber das Team, das unter den Gründern arbeitet. Es ist wie in einer Familie, in der Mama und Papa nicht miteinander auskommen: Stress und Anspannung, konfuse Entscheidungsfindungen.

Was kann man dagegen tun? Einige Vorschläge:

  1. Der Aufsichtsrat und die Investoren sollten mit den Gründern offen und ehrlich über die Herausforderungen sprechen, die es mit sich bringt, gemeinsam ein Unternehmen zu führen. Diese Gespräche sollten beginnen, bevor überhaupt investiert wird. Indem man das Thema auf den Tisch bringt und es zu etwas macht, worüber man offen sprechen darf, erhöht man die Chancen, es erfolgreich zu händeln.
  2. Mitarbeiter sollten das Gefühl haben, dass sie das Recht – und die Verantwortung – haben, mit dem Aufsichtsrat und den Investoren zu sprechen, wenn das Verhältnis zwischen den Gründern extrem schlecht wird. Eigentlich ist es in der Startup-Welt ein No-Go, die Gründer auf diese Weise zum „umgehen“. Doch manchmal ist es nötig, zum Beispiel wenn es darum geht, illegales oder unehrliches Verhalten oder Belästigungen aufzudecken. Ebenso sollte sich das Team verpflichtet fühlen, den Aufsichtsrat zu informieren, wenn die Beziehung zwischen den Gründern so schlecht geworden ist, dass das Unternehmen ernsthaft Schaden nimmt.
  3. Gibt es tatsächlich einen Gründer-Streit, wären „Gründer-Konflikt-Trainer“ eine Idee. Es ist ein bisschen wie in der Eheberatung: Die Gründer treffen sich regelmäßig mit einem Coach, um ihren Konflikt zu entschärfen und zu überwinden.
  4. „Gründer-Scheidung“ ist etwas, das ziemlich regelmäßig vorkommt. Wenn zwei oder drei Leute nicht herausfinden können, wie man gut zusammenarbeitet, muss mindestens einer von ihnen gehen. Manchmal können Gründer das selbst herausfinden, oft aber müssen auch der Aufsichtsrat oder die Mitarbeiter sie darauf stoßen.

Gründerkonflikte sind in der Startup-Welt allgegenwärtig, werden aber nicht sehr oft diskutiert. Das sollte sich ändern. Sie sind normal. Sie kommen vor. Es ist in Ordnung, darüber zu sprechen, es auf den Tisch zu bringen und sich damit auseinanderzusetzen.

Die englischsprachige Originalversion dieses Artikels ist auf AVC.com erschienen.

Bild: Getty Images / Silvia Otte