Szene aus dem Film „Free Lunch Society“

Der dm-Gründer findet’s gut, Andrea Nahles eher nicht so. VCs aus dem Silicon Valley werben dafür, obwohl sie es selbst wahrscheinlich niemals brauchen werden. Und in Flensburg soll es vielleicht bald ausprobiert werden: das bedingunglsose Grundeinkommen.

Die Idee, dass jeder Mensch jeden Monat einen bestimmten Betrag aufs Konto bekommt, ist nicht neu. Zuletzt hat sie aber wieder an Bedeutung gewonnen: als Reaktion auf wachsende soziale Ungleichheit und auf Digitalisierung und Automatisierung, die uns angeblich alle arbeitslos machen werden.

Der Österreicher Christian Tod hat mit „Free Lunch Society“ ein Plädoyer für das bedingungslose Grundeinkommen gedreht. Der Dokumentarfilm zeichnet die Geschichte der Idee seit der Mitte des 20. Jahrhunderts nach – und lässt dabei eine seltsam wirkende Allianz aus Stichwortgebern auftreten.

Da steht Martin Luther King neben Richard Nixon, libertäre Wirtschaftsprofessoren neben linken Umweltschützern und Warren Buffett neben Bernie Sanders. Und tatsächlich, sie alle haben sich schon einmal in irgendeiner Weise für ein Grundeinkommen ausgesprochen – nur eben aus sehr unterschiedlichen politischen Perspektiven. Wie wenig etwa das „liberale Brügergeld“ der FDP mit den Vorstellungen des Berliner Vereins „Mein Grundeinkommen“ zu tun hätte, das deutet der Film bestenfalls an.

Daneben stellt „Free Lunch Society“ reale Experimente mit der Transferleistung vor: umverteilte Ölmilliarden in Alaska, grundversorgte Dörfer in Namibia, Einkommens-Lotto in Deutschland. Alles mündet im Blick in die Star-Trek-Zukunft: „Das ist das 24. Jahrhundert“, sagt Enterprise-Captain Picard im Ausschnitt. „Materielle Nöte existieren nicht mehr.“

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Christian Tods Stoßrichtung ist klar, er will das Grundeinkommen – ein bisschen zu sehr. Kritiker des Konzepts kommen kaum zu Wort, egal ob von rechts („There’s no such thing as a free lunch!“) oder links („Warum denn auch für die Reichen?“). Sonderlich differenziert ist „Free Lunch Society“ daher nicht. Auch auf die wirklich drängenden Zukunftsfragen kommt der Regisseur leider erst gegen Ende des Films zu sprechen: Was machen wir angesichts der Digitalisierung? Müssen Arbeit und Einkommen voneinander entkoppelt werden? Zu viel Historie, zu wenig Ausblick.

Trotzdem bietet „Free Lunch Society“ einen guten ersten Überblick über Theorie und Praxis des bedingungslosen Grundeinkommens. Die wichtigen Aspekte werden, wenn auch nicht ergründet, dann zumindest angeschnitten. Alles weitere bitte googeln. Wer sich auch nur am Rande für das Thema interessiert, sollte diesen Film sehen.

Free Lunch Society läuft ab sofort in den deutschen Kinos.

Bild: Golden Girls Filmproduktion