Die Juniqe-Gründer Marc Pohl, Lea Lange und Sebastian Hasebrink

Wie alles begann

Als Lea Lange und Marc Pohl im Herbst 2013 in ihrem Wohnzimmer mit dem Brainstorming begannen, hatten sie das Konzept für ihr erstes Startup schnell recht klar vor Augen: Ein Online-Shop für bezahlbare Kunstdrucke sollte es werden. Lange und Pohl wollten die Motive auf Poster, Leinwände, Kissen oder auch iPhone-Hüllen drucken. Durch ihre früheren Jobs waren sie sicher, dass das gut funktionieren würde. Zusammen hatten sie bei dem Design-Startup Casacanda von Pohls Studienkollegen Roman Kirsch, Sascha Weiler und Christian Tiessen angeheuert. Mit der Übernahme der Firma Anfang 2012 wechselten sie schließlich zu Fab.

Dort beobachteten Lange und Pohl, welche Produkte bei den Kunden beliebt sind: Lange sah als Strategiechefin, dass sich bezahlbare Kunstdrucke gut verkauften. Pohl, zuständig für die Logistik, stellte fest, dass Poster nur selten zurückgeschickt werden. Dann musste Fab im Herbst 2013 die meisten Mitarbeiter entlassen und den deutschen Shop dichtmachten. Pohl und Lange waren sich schnell einig, dass ein neuer Online-Shop für Kunst viele Kunden finden würde.

Den Herbst über verhandelten sie mit Druckpartnern über die Preise und fanden durch einen Casacanda-Kontakt ein Programmierer-Team in der Ukraine. Doch die Entwickler in der Ferne zu managen, wurde zu einer großen Herausforderung: „Aus unserem Gründerkreis hatte keiner zuvor IT-Erfahrung. Da gab es einige sehr spannende Situationen und ich glaube, heute sind wir alle froh, dass wir mittlerweile einen super CTO und ein hoch qualifiziertes IT-Team vor Ort haben“, sagt Lange im Gespräch mit Gründerszene.

Als dritter Mitgründer stieß noch Sebastian Hasebrink zum Startup, der bei der Unternehmensberatung Roland Berger arbeitete. Die drei pitchen mit dem ursprünglichen Namen „17 Inches“ vor Investoren – bis einer von dem Namen abriet. „Er sagte, er würde mit dem Namen etwas anders assoziieren“, lacht Lange, als sie die Geschichte erzählt. Eigentlich hatten sie und ihr Mitgründer an die Maße eines A4-Blattes gedacht.

Ein neuer Name musste also her: „Juniqe“ sollte der Shop nun heißen. Mit 50 Künstlern auf der Seite launchte das Startup schließlich im Dezember 2013. Heute arbeiten die drei Gründer gemeinsam mit 40 Mitarbeitern in einem Büro in der Berliner Brunnenstraße. Weitere 15 Mitarbeiter sollen in diesem Jahr angestellt werden. Wie erhofft, scheint die Idee der drei gut anzukommen: „Wir haben in den letzten 15 Monaten gezeigt, dass es die Nachfrage nach Kunst für Jedermann gibt“, fasst Lange zusammen. Sie gibt an, Juniqe wachse derzeit monatlich um bis zu 60 Prozent. 80.000 Kunden aus 14 Ländern hätten schon in dem Shop eingekauft. Im ersten Geschäftsjahr soll das Startup einen siebenstelligen Umsatz erwirtschaftet haben – genauere Zahlen möchte Juniqe auf Nachfrage nicht nennen. Nur so viel: Für 2015 erwarten die Gründer ein Umsatzwachstum von mehr als 500 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Juniqes Pläne: Einen Marktplatz und ein interaktives Tool bauen

Dieses Wachstum überzeugt Investoren: Vorwerk Ventures und die Altinvestoren Redalpine, High-Tech Gründerfonds und Cewe stecken in der jetzigen Finanzierungsrunde noch einmal fünf Millionen in das Berliner Startup. Bereits im Juli 2014 sammelte Juniqe bereits „einen ordentlichen siebenstelligen“ Betrag ein. Im Dezember ist das Fotoentwicklungsunternehmen Cewe eingestiegen.

Das Juniqe-Team hat nun viel vor. Unter anderem will das Startup bald ein interaktives Tool veröffentlichen, mit dem Kunden die Kombination der Bilder an einer virtuellen Wand austesten können. Die meisten Kunden würden bei einem Einkauf mehrere Produkte kaufen, schildert Lange. „Die passende Kombination von Prints, zum Beispiel für die Zusammenstellung einer ganzen Bilderwand, stellt viele unserer Kunden vor eine große Herausforderung. Kunden trauen ihrem eigenen Geschmack nicht und wollen bei diesem Thema an die Hand genommen und inspiriert werden.“

Mittlerweile verkauft Juniqe 9.000 Kunstwerke von 400 Künstlern aus der ganzen Welt. Neben der englischen und deutschen Seite soll bald eine auf Französisch hinzukommen. Täglich bekomme Juniqe Anfragen von Künstlern, die über die Plattform verkaufen wollten, sagt Lange. Deswegen sei für 2016 ein Juniqe-Marktplatz geplant. „Weitaus mehr Künstler wollen auf Juniqe verkaufen, als wir derzeit aufnehmen. Außerdem hat der größte Teil der Künstler eine große Fan-Gemeinschaft, die nur nach der passenden Destination in Europa sucht, wo sie seine Werke auch kaufen kann. Diese Kunden aus den Netzwerken der Künstler sind natürlich sehr attraktiv: sie sind sehr loyal und erzählen ihren Freunden von Juniqe.“

Doch auch wenn der „volle Fokus auf dem internationalen europäischen Wachstum“ liege, wie Lange sagt, solle Juniqe bald schwarze Zahlen schreiben: „Wenn weiterhin alles nach Plan verläuft, werden wir die Profitabilität in naher Zukunft erreichen.“


So sieht das Büro von Juniqe aus:

Juniqe Büro

Bild: Juniqe / Michael Berger für Gründerszene