Investements im 1. Halbjahr 2013

Finanzierungen mit deutschen Wurzeln

Ohne Moos… Dass Startups Geld brauchen, steht außer Frage. Leider lässt sich der Erfolg nicht immer an den zuvor geflossenen Summen messen. Bei der Betrachtung der größeren Finanzierungsrunden des ersten Halbjahrs 2013 fällt gleich ins Auge, dass die Samwer-Brüder weiterhin die unangefochtenen Fundraising-Meister bleiben. Dabei fließt das Geld immer häufiger in Portfoliogesellschaften im Ausland, weswegen diese Runden in der unten stehenden Auflistung getrennt betrachtet werden. Mit diesen Summen machten die hiesigen Jungunternehmen im ersten Halbjahr 2013 auf sich aufmerksam:

NumberFour: 38 Millionen US-Dollar

Dass Business-Software made in Germany gleich in der Series A eine Finanzierungssumme in Höhe von 38 Millionen US-Dollar erhält, ist rekordverdächtig. NumberFour, das vierte Projekt des Star-Division-Gründers Marco Börries, soll sowohl bei Online- wie auch Offline-Händlern als Small-Business-Software genutzt werden und sowohl Produktivitäts-Tools, Kommunikationswerkzeuge, Hilfsmittel für die Bereiche Sales, Produktion, Einkauf oder Versand und sogar Reservierungsfunktionen bieten. Überzeugt von dem Startup, an welchem seit vier Jahren ein 4o Mann starkes Team arbeitet, zeigten sich noch vor eigentlichem Marktstart folgende Investoren: Index Ventures, der US-Investor Allen & Company, der Telekom-Beteiligungsarm T-Venture, Sun-Microsystems-Mitgründer Andreas von Bechtholsheim, der frühere Yahoo-Gründer Jerry Yang, sowie die Business Angels Klaus Hommels (ebenso dessen Fonds Lakestar) und Lars Hinrichs.

Researchgate: 35 Millionen US-Dollar

Als weltweit am Prestige-trächtigsten für die deutsche Startup-Szene dürfte sich die finanzielle Beteiligung von Bill Gates am Forscher-Netzwerk ResearchGate im Juni entpuppt haben. Neben Tenaya Capital, der Dragoneer Investment Group und Thrive Capital sowie zwei Altinvestoren, beteiligte sich auch der Mircorsoft-Gründer an der 35-Millionen-US-Dollar-Finanzierung für das Wissenschafts-Startup von Ijad Madisch, Sören Hofmayer und Horst Fickenscher. Das „Facebook für Forscher“ mit mehr als 100 Mitarbeitern in den USA und Berlin vereint nach eigenen Angaben bereits über 2,5 Millionen Wissenschaftler weltweit. Der Fokus der weiteren Entwicklung soll, dank Investitions-Millionen, nun auf ergebnisorientierte Qualitätssicherung und Copyright-Kontrolle liegen.

Mister Spex: 16 Millionen Euro

Der Online-Brillen-Anbieter Mister Spex, der zuletzt verstärkt auf Reichweitensteigerung durch TV-Werbung setzte, konnte im März 2013 eine 16-Millionen-Euro-Finanzierung durch Neu-Investor Scottish Equity Partners, kurz SEP, sowie die Altinvestoren DN Capital und XAnge verbuchen. Zeitgleich schrumpfte aber auch der Gesellschafter-Kreis: Sowohl Team Europe und Point Nine Capital, als auch ganz konkret der Venture Trigger Fund und die Business Angels Joachim Bernecker, Oliver Bücken, Betram Köhler, Christian Siegele, Victoria Böcking und Andreas Kochhäuser schieden als Gesellschafter aus. Damit hält SEP nun 25 Prozent an Mister Spex.

Windeln.de: 15 Millionen Euro

Funding round windeln diapers.com cloneNicht nur mit frischen Windeln, auch mit frischem Kapital im Februar 2013 konnte der Babyartikel-Versender Windeln.de von sich reden machen. Zur Investoren-Runde zählen die bisherigen Geldgeber DN Capital und Acton Capital Partners, sowie die Neueinsteiger MCI und die VC-Gesellschaft 360 Capital Partners. Das bayrische Windel-Startup, nach dem Vorbild des amerikanischen Diapers gestartet, will den Fokus nun auf eine europaweite Expansion richten. Von Konstantin Urban, Alexander Brand und Dagmar Mahnel im Oktober 2010 gegründet, will Windeln.de bis 2014 den südeuropäischen Markt erobert haben.

Paymill: 14 Millionen Euro

Online-Payment-Lösungen aus der bayrischen Hauptstadt: Paymill startete als Rocket-Internet-Klon des US-Unternehmens Stripe vor knapp einem Jahr im Juni 2012 in München. Schon im Februar dieses Jahres erfolgte dann das Zehn-Millionen-Euro-Investment durch Holtzbrinck Ventures und die nordische Gesellschaft Sunstone Capital. Pünktlich zum Valentinstag erhöhte Blumberg Capital die Investition dann um vier Millionen Euro. Momentan ist das Payment-Startup in rund 34 Ländern vertreten.

Get Your Guide: 14 Millionen US-Dollar

Tatsächlich ist GetYourGuide ein Züricher Unternehmen. Die Online-Buchungs-Plattform für Touren, Attraktionen und Ausflügen aller Art konnte zu Beginn des Jahres 2013 ein US-Investment von 14 Millionen US-Dollar einstreichen. Geldgeber waren die US-amerikanischen VC-Gesellschaften Spark Capital und Highland Capital Partners. Im April schluckte GetYourGuide dann den schwächelnden deutschen Wettbewerber Gidsy. Die Anzhal der Mitarbeiter in der Berliner Niederlassung stieg im Zuge dessen auf 100 Personen an.

Applift: 13 Millionen US-Dollar

Die als Online-Games-Vermarkter fungierende Hitfox-Tochter Applift konnte sich Anfang Juni 2013 über ein 13-US-Millionen-Dollar-Investment von Prime Ventures freuen. Innerhalb von nur fünf Wochen waren die Verhandlungen über die Series-A-Finanzierung für den im August 2012 gegründeten Spielevermarkter mit dem Early-Stage-Investor aus den Niederlanden abgeschlossen. Neben der Weiterentwicklung seiner Monetarisierungsplattform will Applift noch in diesem Jahr 50 zusätzliche Entwickler, Produktspezialisten und Business-Developer einstellen. Zuletzt war eher der hinter Applift stehende Inkubator Hitfox ins breitere Interesse geraten: Gleich drei ehemalige Investoren verkauften ihre Anteile am Games-Distributor an Gründer Jan Beckers und schieden als Gesellschafter aus dem Unternehmen aus.

Auxmoney: zwölf Millionen US-Dollar

AuxmoneyDer März bescherte der Kredit-Plattform Auxmoney eine Finanzierung in Höhe von zwölf Millionen US-Dollar. Das Düsseldorfer Startup konnte namhafte US-Investoren wie Index Ventures und Union Square Ventures von sich überzeugen. Von den Gründern Raffael Johnen, Philipp Kriependorf und Philip Kamp übernahm kurz darauf Johnen den CEO-Posten mit Fokus auf die Weiterentwicklung des Unternehmens. Das operative Geschäft wird weiterhin Geschäftsführer Kriependorf zugeteilt. Statt Crowdfundig setzt Auxmoney seit der Gründung 2007 auf „Crowdlending“: Kapitalsuchende können ihre Projekte auf der Plattform vorstellen, die Investoren können sich dann mit Beträgen ab 50 Euro in Form von Krediten beteiligen.

iLiga: zehn Millionen Euro

Mit Fußball lässt sich auch in der Startup-Welt viel Geld machen und die Fußball-Community iLiga machte im April 2013 vor, wie’s geht: Zehn Millionen Euro in der Series-A-Finanzierung sicherte sich das Berliner Startup Motain für die iLiga-App vom Early-Stage-Investor Leadinvestor Earlybird. Aus dem im Jahre 2008 durch Lucas von Cranach als digitale Fußball-Community gegründeten Unternehmen ist eine App für iOS, Android, Windows und Blackberry hervorgegangen, die heute Live-Ticker, Tabellen, Team-Statistiken, Videos und weitere Infos zu Ligen und Spielen bietet und bis dato 6,5 Millionen Male heruntergeladen wurde.

Babbel: zehn Millionen US-Dollar

Erst Übernahme, dann Finanzierung hieß es im März 2013 für das Sprachen-Lern-Portal Babbel. Von Reed Elsevier Ventures, sowie den Altinvestoren IBB Beteiligungsgesellschaft über den VC Fonds Technologie Berlin und Kizoo Technology Ventures flossen in der Series-B-Finanzierung insgesamt zehn Millionen US-Dollar in Babbel. Kurz zuvor vermeldete das Startup aus Berlin die Übernahme des US-Konkurrenten PlaySay, wodurch man sich eine Verbesserung der Ausrichtung auf mobile Endgeräte verspricht. Außerdem will Babbel seine Expansion stärker international vorantreiben.

SumUp: Zweistellige Millionensumme

Der Markt der mobilen Payment-Lösungen ist mindestens ebenso hart umkämpft, wie er in diesem Jahr (finanziell) unterstützt wurde: Apple-Partnerschaft bei Payleven (www.payleven.de), Santander-Investment in iZettle, 14-Millionen-Euro-Spritze für Paymill. Natürlich dauerte es da nicht lange, bis auch der Mobile-Payment-Anbieter SumUp mit einer großen Finanzierung aufwartete: Eine Series-B-Finanzierungsrunde im Mai 2013, die einen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag für das Startup hervorbrachte. Neben den Altinvestoren b-to-v Partners, Shortcut Ventures, Tengelmann Ventures und mehrere Business-Angels beteiligten sich auch Kreditkarten-Giganten American Express (www.americanexpress.com) und das Rabattportal Groupon an dem Investment. Laut SumUp-Mitgründer und CMO Stefan Jeschonnek wolle man mithilfe der Finanzierung unter anderem „neue vertikale Produkte wie eine Endkunden-App entwickeln.”

Ubitricity: Mehr als zehn Millionen Euro?

Mit intelligenten Ladekabeln für Elektro-Autos konnte Ubitricity Alt- wie Neuinvestoren von sich überzeugen und zu einem Investment von mindestens zehn Millionen Euro bringen. Sowohl Earlybird, der VC Fonds Technologie der IBB Beteiligungsgesellschaft, als auch der frühere Bahn-Chef Heinz Dürr investierten in das Startup aus Berlin. Ubitricity will mit der Herstellung von Elektrokabel mit eingebauter (Strom-)Abrechnungstechnik, welche als Ladekabel für Elektroautos dienen und jede herkömmliche Steckdose anzapfen können, bis Ende 2014 im Idealfall einen Umsatz von 50 Millionen Euro generieren.

N-Fon: Zweistelliger Millionen-Betrag

Nfon Logo

Das virtuelle Telefonanlagen vertreibende Startup Nfon wurde 2007 gegründet. Im April 2013 konnte das Unternehmen aus München eine zweistellige Millionen-Summe von Milestone Venture Capital einfahren. Dadurch solle die Internationalisierung vorangetrieben werden. Bis dato zählt die Nfon AG mehr als 5000 Geschäftskunden und ist auch in Österreich vertreten.

Samwer-Brüder bleiben Fundraising-Könige

Beeindruckend waren einmal mehr die Summen, die in ausländische Portfoliounternehmen des Samwer-Inkubators Rocket Internet flossen. Mit seinen Amazon- und Zalando/Zappos-Klonen hat es der Brutkasten im großen Stil auf Schwellenmärkte abgesehen. Die Investoren scheint man damit überzeugen zu können. Der US-Designshop Fab, der zwar eigentlich nicht in die Aufstellung gehört, aber erst mit die Übernahme des deutschen Klons Casacanda sein internationales Geschäft forcierte, führt dabei die Liste der Runden mit deutschem Bezug an:

Fab.com: 150 Millionen US-Dollar

Mit der Series-D-Finanzierung im Juni stieg das Design-Startup Fab.com in die Milliarden-Bewertung auf. Die Summe von 150 Millionen Dollar wurde von den Altinvestoren Atomico, Andreessen Horowitz, Menlo Ventures, RTP Ventures, Pinnacle Ventures, Lars Hinrichs und Docomo Capital sowie den aus Asien kommenden Neuinvestoren Tencent und Itochu Technology Ventures gestemmt.

Lamoda: 130 Millionen US-Dollar

Ein mittlerer dreistelliger(!) Millionenbetrag floss in den letzten sechs Monaten in die Samwerschen Startups. Zwar nicht an die Spitze, doch an zweite Stelle dieser Aufstellung schaffte es dabei Lamoda, das russische Zalando-Pendant. Geldgeber waren bei dem laut Rocket-Angaben „größten Investment, das im russischen E-Commerce je getätigt wurde“ die US-VCs Access Industries und Summit Partners , sowie der deutsche Konzern Tengelmann.

Zalora: 100 Millionen US-Dollar

Die Rocket-Welt blickt nach Asien. Dorthin fließt der Löwenanteil aller Investitionen, die Rocket für seine Copycat-Unternehmen weltweit in den letzten sechs Monaten verbuchen konnte. So auch bei Zalora, der südostasiatischen Zalando-Variante. Summit Partners, Investment AB Kinnevik, Verlinvest und die Tengelmann Gruppe zeichneten sich für die großzügige Finanzspritze verantwortlich. Aber auch Negativ-Schlagzeilen begleiteten das Unternehmen: So folgte auf Meldungen über Entlassungen und Geschäftsschließungen in Taiwan die Neuvergabe des CEO-Postens an Michele Farrario. Der bis dahin leitende Geschäftsführer Mato Peric heuerte beim Prosiebensat1-Inkubator Epic Companies an.

Lazada: 100 Millionen US-Dollar

Lazada teilt sich mit Zalora nicht nur das Copycat-Dasein eines Rocket-Internet-Klons im südostasiatischen Raum und eine gleichhohe Investitionssumme von aktuelll 100 Millionen US-Dollar, sondern auch den belgischen Neu-Investor Verlinvest. Der Amazon-Klon konnte auch die bereits investierten VCs Holtzbrinck Ventures, Investment AB Kinnevik , Summit Partners und die Tengelmann Gruppe für die neueste Finanzierungsrunde sichern.

Linio: insgesamt 57,5 Millionen Euro

Der südamerikanische Amazon-Klon Linio von Rocket Internet sammelte im Laufe des ersten Halbjahres 2013 stolze 57,5 Millionen Euro Kapital „häppchenweise“ ein: Zunächst im Februar dieses Jahres 20 Millionen Euro von Summit Partners. Dann pumpte im April zunächst Valorem einen Betrag von 12,5 Millionen Euro in Linio, um das Wachstum auf dem kolumbianischen Markt voranzutreiben. Und schließlich beteiligt sich die Santo Domingo Gruppe mit „bis zu“ 25 Millionen Euro am E-Commerce-Startup des Samwerschen Company-Builders.

Jumia: 20 Millionen Euro und 35 Millionen US-Dollar

Jumia

Auch Nigeria erfreut sich seit knapp einem Jahr an einem Amazon-Copycat, hier mit Namen Jumia. Das Rocket-Startup fuhr in diesem Jahr bereits zwei Mal eine zweistellige Millionen-Finanzierung ein: Im März 2013 flossen 20 Millionen Euro durch Summit Partners in das E-Commerce-Startup in Zentralafrika. Im Juni dieses Jahres waren es dann nochmal 35 Millionen US-Dollar, diesmal von Millicom, das als Investor auch 20 Prozent Unternehmensanteile hält. Jumia ist als Online-Shop auch in nordafrikanischen Ländern wie Ägypten und Marokko tätig.

FoodPanda: 20 Millionen US-Dollar

Die Liste der Länder, in denen FoodPanda aus dem Hause Rocket sich bereits als Lieferdienst-Vermittler den Markt erschlossen hat, erstreckt sich über alle fünf Kontinente. Was 2012 in Südostasien begann, expandierte binnen kürzester Zeit zunächst nach Afrika und Südamerika. Bis im März 2013, mit der Übernahme des ungarischen Wettbewerbers Ételvitel KFT, Ungarn als 27. Land zum Ausbreitungsgebiet des Liefersdienst-Startups ausgerufen wurde. Finanziert wird die aggressive Expansion auch durch die letzte Finanzierungsrunde im Mai dieses Jahres. Mehr als 20 Millionen US-Dollar steckten Rockets Haus- und Hof-Geldgeber Kinnevik, das russische Phenomen Ventures und der Inkubator der Samwer-Brüder selbst in Foodpanda.

Namshi: 13 Millionen US-Dollar

Namshi erhielt als Online-Shop des Rocket-Inkubators auf dem arabischen Markt im Mai 2013 eine 13-Millionen-US-Dollar-Finanzierung durch Rockets Stamm-Investor Summit Partners. Während den meisten der Rocket-Unternehmen der Ruf eines Copycats anhaftet, hätte man bei Namshi von einem Hybriden sprechen können: Halb Zappos-, halb Amazon-Klon bedient das 2011 gegründete E-Commerce-Startup mit Hauptsitz im Emirat Dubai nach eigenen Aussagen als „einer der führenden Online-Shops für Schuhe und Fashion im Mittleren Osten“ einen großteil des arabischen Zielmarktes. Wobei der Begriff Hybrid erst nach der Zusammenführung von Namshi mit dem Rocketschen Amazon-Klon Mizado im August 2012 Sinn ergibt, da Namshi durch diese Verschmelzung um die Sparte Heimelektronik erweitert wurde.

Welche Finanzierungsrunde war die interessanteste, welche gehört noch in die obige Aufstellung? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!

Bild: Bestimmte Rechte vorbehalten von aresauburn™