Das Management-Team Ralf Heim, Friedhelm Schmitt und Stefan Post (v.l.)
Das Management-Team Ralf Heim, Friedhelm Schmitt und Stefan Post (v.l.)

Während die News über große Finanzierungsrunden über den Ticker liefen, arbeiteten Ralf Heim und sein Team an ihrem Produkt. Während die Konkurrenz Millionen-Summen von bekannten Investoren einsammelte, wählte Gründer Heim mit Fincite einen anderen Weg – und hat es mit dem Robo-Advisor weit gebracht. Ohne fremdes Geld beschäftigt sein Unternehmen heute in Frankfurt und Peru insgesamt 60 Mitarbeiter und macht damit siebenstellige Umsätze.

Platz: 26

Wachstumsrate: 214%

Gründungsjahr: 2011

Kategorie: Fintech

Website: www.fincite.de

Wie Fincite setzen etwa ein Dutzend Startups auf das Thema Robo-Advisor. Vaamo oder Scalable Capital gehören zu den bekannten Vertretern. Das Konzept besteht vereinfacht gesagt darin, Geld von Anlegern automatisiert anzulegen. Dafür greifen die Startups vor allem auf die günstigen Wertpapiere, sogenannte ETFs, zurück.

Im Gegensatz zu den Konkurrenten ist Fincite bislang wenig in Erscheinung getreten. Das liegt auch am Geschäftsmodell, denn das Startup stellt seine Technik großen Banken, Vermögensverwaltern oder Versicherungen zur Verfügung. „Der Endkunde kommt mit dem Namen Fincite nicht Berührung“, sagt Heim. Über die Unternehmen, die Fincite nutzen, redet Heim nicht gern. Zumindest ein Name ist öffentlich und sehr prominent: Die Deutsche Bank verwendet die Software des Fintech-Startups.

Für die Banken oder Versicherungen passt Fincite sein Angebot an. „Die Banken können beispielsweise entscheiden, welche Anlage-Strategie in dem Robo-Advisor angewendet wird“, sagt Heim. Jede Bank habe dazu eine eigene Philosophie. Doch mit der Software ist noch mehr möglich: „Banken sind in der Lage, die Portfolios der Kunden zu analysieren, auch wenn das Depot bei einer anderen Bank ist“, so der Gründer. Sie können dann etwa das Risikoprofil des Kunden überprüfen.

DAS GRÜNDERSZENE-RANKING

Wir küren in diesem Jahr erneut die am schnellsten wachsenden Digitalunternehmen Deutschlands. Es werden die 50 Firmen mit dem höchsten Umsatzwachstum (CAGR) ausgezeichnet. Grundlage ist der Umsatz der Jahre 2014 bis 2016. Unser gesamtes Ranking-Magazin könnt Ihr hier herunterladen.

Über eine Verbindung zum Konto kann das Startup außerdem den täglichen Bedarf des Anlegers ermitteln – und so Rückschlüsse auf den Rentenbedarf ziehen. „Der Kunde bekommt dann den Hinweis: Das musst du machen, um auf deine Rentensumme zu kommen.“ Auf dem niederländischen Markt funktioniert dies bereits automatisch, für den deutschen Markt arbeitet Heim daran.

In fünf Ländern ist das Fintech-Startup aktiv, für die Nutzung der Software müssen die Unternehmens­kunden eine Nutzungsgebühr bezahlen. So hatte Fincite schon früh monatliche Einnahmen. „Mit diesem Geld haben wir unser Team und die Technologie aufgebaut“, sagt Heim. Für das Frankfurter Unternehmen entfallen vor allem die Ausgaben, um Endkunden zu werben, denn die Banken und Versicherungen arbeiten mit ihren bestehenden oder neuen Kunden auf der Plattform von Fincite. Für die Konkurrenten ist dies ein entscheidender Faktor: Wie schaffe ich es, die deutschen Kunden auf meine Seite zu holen – und von meinem neuen Anlagemodell zu überzeugen?

Viel Geld fließt in das Marketing. Aus diesem Grund drängt Fincite auch nicht an die Öffentlichkeit, es hat als B2B-Unternehmen auch gar keinen Grund. Details zum Umsatz verrät Heim nicht. Klar ist zumindest, dass sie eines der wenigen Fintech-Startups sind, die profitabel arbeiten. Auch ohne große Finanzierungen.

Bild: Fincite