Das Management-Team von Finconomy (v.l.): Paul Huber (Managing Director), Rolf-Henning Hackel (Managing Director), sowie Reinhard Tahedl (CEO).

In München geht mit Finconomy ein neuer Company Builder an den Start, der sich auf den Aufbau von B2B-Plattformen fokussiert. „Wir wollen uns als Partner für Versicherungen, Banken und unabhängige Finanzdienstleister positionieren“, sagt Christian Ropel, der das Business Development der neuen FinTech- und InsurTech-Fabrik verantwortet.

Das Management-Team hinter Finconomy hat bereits dreimal erfolgreich gegründet und nach dem Exit ihres zweitjüngsten Startups treefin den Company Builder aufgebaut: Reinhard Tahedl (CEO), Rolf Henning Hackel und Paul Huber (Vorstände). Mit weiteren Cofoundern wurde 2014 der digitale Finanzassistent gegründet. Bei treefin handelt es sich um eine App, die Multibanking ermöglicht – also die Verwaltung mehrerer Konten und Depots. Das Besondere: Mit ihr lassen sich auch Versicherungsverträge organisieren. Im Januar 2017 verkauften die Gründer die Mehrheit ihres Unternehmens an die W&W-Gruppe, eine Fusion der Bausparkasse Wüstenrot und des Versicherers Württembergische. Ein Kaufpreis wurde damals nicht genannt. Doch es wird genug gewesen sein, um nun ihren Company Builder auf die Schienen zusetzen.

Finconomy unterscheidet sich von der Berliner Startup-Fabrik Finleap, die seit der Gründung im Jahr 2014 bereits 13 Plattformen überwiegend für den Endkunden aufgebaut hat. Die Münchener entwickeln dagegen White Label, also Plattformen die unter dem Erscheinungsbild des jeweiligen Business-Kunden auftreten. Sie wollen die Schnittstelle mit dem Kunden nicht direkt besetzen. Ein Grund sind die hohen Kosten für die Kundenakquise, die mitunter dreistellig sind. Finconomy sieht höhere Potentiale im Bereich Business to Business (B2B). Auch Finleap öffnete sich zuletzt verstärkt dem B2B-Sektor, etwa mit der Gründung der Solaris-Bank oder der Versicherungsplattform Element.

Fokus auf Corporates, die Digitalisierung nicht aus eigener Kraft schaffen

Finconomy richtet seinen Fokus auf Corporates, die den Raum digitaler Finanzdienstleistungen betreten wollen, das aber nicht aus eigener Kraft schaffen – weil sie mit der Digitalisierung nicht zurechtkommen, die regulatorischen Hürden und der Kostendruck zu hoch sind oder das zu erwartende Kundenverhalten unklar sind. Ferner wollen die Münchner Lösungen für Maklerpools und die etwa 400 Vermögensverwaltungen in Deutschland anbieten. Auch solchen Unternehmen fehlt oft IT-Knowhow.

Die Ventures des Company Builders sollen die Basis für neue Plattformen bauen, die zum einen digitale Ansätze für das Wealth Management und das Private Banking liefern – also für die Beratung und die Vermögensverwaltung wohlhabender Kunden. Zum anderen sollen neue Geschäftsfelder für die Versicherungswirtschaft entwickelt werden. Dieser Markt ist riesig. Allein die Beitragsvolumen von Lebensversicherungen umfassen in Deutschland Assets in Höhe von 90 Milliarden Euro.

Finconomy hat sich für München als Standort entschieden – und gegen Berlin. Zwar seien die Lebenshaltungskosten in der bayrischen Landeshauptstadt höher als in anderen deutschen Städten. „Aber die Stadt ist international, verfügt über viele Talente und die Infrastruktur ist top.“ Zudem ist München auf Initiative des Bundeswirtschaftsministeriums zum Zentrum für Insurtech gekürt worden. Zwölf Versicherer haben sich im gleichnamigen Hub zusammengeschlossen. Der Bund hatte im Sommer 2017 seine Hub-Initiative gestartet, um die Digitalisierung von Schlüsselbranchen in Deutschland voranzutreiben.

Auch der Versicherungskonzern Allianz hat seinen Wagniskapital-Arm „Allianz X“ in der bayrischen Landeshauptstadt angesiedelt. Unter der Leitung von Peter Borchers (vormals Telekom Hubraum) ist dort ein 100-tägiges Entrepreneur-in-Residence-Programm entstanden.

Mehr als ein reiner Finanzinvestor

Der neue Company Builder Finconomy will mehr als ein reiner Finanzinvestor sein. Den Ventures des Unternehmens werden IT-Infrastuktur, Unterstützung beim Marketing und Büroraum geboten. Das Investitionsvolumen beläuft sich nach Ropels Worten auf Beträge zwischen 500.000 und 2,5 Millionen Euro. Der Unternehmensentwickler hat bislang mehr als 60 Mitarbeiter.

Das Portfolio des neuen Unternehmensentwicklers umfasst derzeit drei aktive Ventures: Da ist zunächst die Wealth Management-Plattform fundsaccess, die nach Unternehmensangaben von 20.000 Vermögensberatern genutzt wird, 1999 gegründet wurde und einen positiven Cashflow aufweist. Mit dabei ist auch die Multibanking-Plattform treefin sowie der 2016 gegründete Programmschnittstellen-Provider BanksAPI, der auf 1,1 Millionen Konten und Depots zugreifen kann. Sie wurde für das Open Banking entwickelt, für das in den nächsten zwei Jahren europaweit ein neuer und liberalerer Rechtsrahmen geschaffen werden soll.

Eine weitere Wealth-Management-Plattform soll im ersten Quartal 2018 launchen. „Wir haben uns keine Mengenvorgabe bezüglich neuer Ventures gesetzt“, umschreibt Ropel die künftige Strategie. „In unserem Fokus steht eine nachhaltige und solide Entwicklung“, sagt der Business Development Manager.

Bild: Finconomy